„Der Sportunterricht für die Grundschüler der Bunten Grundschule Detmerode erfolgt während der Sanierungszeit in der Sporthalle der Bunten Grundschule in Westhagen. Diese Ausweichorganisation des Sportunterrichts wird seit dem 22. Februar umgesetzt. Die Schüler werden per Bustransfer zur Alternativhalle gebracht“, teile Jan Schildwächter von der Pressestelle der Stadt Wolfsburg mit. Anstatt also gar keinen Sportunterricht zu erteilen, geht es in das benachbarte Westhagen, wo die Bunte Grundschule ja ebenfalls einen Sitz hat.
2020 hatte die Stadt Wolfsburg angekündigt, 3,8 Millionen Euro für die Sanierung der Sporthalle bereitzustellen. Auch eine Zuwendung des Landes Niedersachsen in Höhe von 400.000 Euro aus dem Sportstätten-Sanierungsprogramm wurde eingeworben. Ursprünglich war geplant, die Turnhalle in zwei Bauabschnitten instand zu setzen. Die Halle sollte dabei teilweise nutzbar bleiben. Nach Abschluss sämtlicher Abbruch- und Schadstoffsanierungsarbeiten trat nun aber schrittweise die marode Bausubstanz ans Tageslicht – sowohl in statischer als auch in baukonstruktiver Hinsicht.Von den baulichen Mängeln ist insbesondere der Sozialtrakt mit den Sanitär- und Umkleideräumen betroffen. Im Sportausschuss und im Ortsrat Detmerode berichtete Christian Brinsa vom Geschäftsbereich Hochbau der Stadt Wolfsburg, welche Probleme sich aufgetan hatten. Und das waren nicht wenige. Die Ortsratsmitglieder zeigten sich schockiert.
„Es ist wirklich unvorstellbar. Wir können von Glück sagen, dass jahrelang kein Unglück geschehen ist“, sagt Detmerodes stellvertretender Ortsbürgermeister Axel Bosse (Grüne). Die Mängelliste sei lang, unter anderem habe es keine vernünftigen Befestigungen für das Dach gegeben. Stahlträger, die in den Bauplänen zwar verzeichnet waren, seien in der Realität aber lediglich Holzkonstruktionen gewesen. „Offenbar war der Sozialtrakt auf Bauschutt errichtet worden. Bei Bohrungen stellte man einen großen Hohlraum fest. Eine Stahlmatte, die sich unter dem Boden befunden haben muss, war nach Jahrzehnten einfach weggerostet.“
„Das ist ein Trauerspiel, schon seit sechs oder sieben Jahren“, sagt Ralf Mühlisch (SPD) zu der Problematik. Als die Sporthalle dichtgemacht wurde, war er noch Ortsbürgermeister in Detmerode. Immer wieder sei er auch von Vereinen, wie zum Beispiel Rot-Weiß Detmerode, gefragt worden, wann die Halle wieder nutzbar sei. Mühlisch hatte im Sportausschuss angeregt, dass die Schulkinder mit dem Bus zu einer anderen Sporthalle transportiert werden.
„Das ist im Grunde Baubetrug, mit dem wir es hier zu tun haben“, sagt Thorsten Werner, Fraktionssprecher der CDU Detmerode. Im Jahr 1967 habe sich die ausführende Firma nicht an statische Vorgaben gehalten. „Beim Mauerwerk wurde zum Teil so wenig Zement genutzt, dass die Steine nur lose übereinanderstanden.“ Auch habe sich der Ortsrat verwundert die Augen darüber gerieben, dass eine Bodenplatte ohne Verschalung und ohne Unterbau „einfach so hingegossen wurde.“ Die Baufirma von damals könne leider nicht mehr in Regress genommen werden.
Thorsten Werner schlug daher angesichts der Lage vor, eine Sondersitzung des Ortsrates einzuberufen. „Nächste Woche haben wir eine Sitzung mit den Fraktionssprechern in Detmerode, da wollen wir es ganz offiziell einfordern“, so Werner. Auch dem Sportausschuss brennt das Thema auf den Nägeln. In diesem Gremium hatte Stefan Kanitzky (Volt) um eine Sondersitzung gebeten.
Positiv hingegen: Das Geld für die Sanierungsmaßnahme der Halle ist im Haushalt eingestellt und die Kommunalpolitik soll im April, informiert werden welche Maßnahme umgesetzt und wann es damit losgehen könne. Die Stadtverwaltung hatte dazu erklärt, dass noch Ergebnisse ausstünden und im kommenden Sportausschuss am 30. April mitgeteilt werden sollen. Dann wird sich herausstellen, ob es technisch möglich ist, die Halle zu sanieren oder ob von vorne angefangen werden muss, sprich Abriss und Neubau.