Unter dem Titel „Flauto Veneziano“ hatten die „Norddeutschen Barocksolisten“ Werke von Antonio Vivaldi und Francesco Geminiani mit der Blockflöten-Virtuosin Tabea Wink in den Mittelpunkt gestellt. Mitglieder des Barockensembles sind Josef Ziga und Mihalj Kekenj (beide Violine), Minhye Kim (Viola), Jaehyun Han (Cello) und Ante Sladoljev (Cembalo, Orgel).
„In einer Umfrage zu den Konzerten des Staatsorchesters nach dem beliebtesten Stück wurde das Adagio g-Moll von Tommaso Albinoni genannt“, hebt Weller hervor. Das ihm zugeschriebene Werk hat Remo Giazotto jedoch den bruchstückhaften Originalskizzen nachempfunden und erst 1958 komponiert. Mit Orgel und barockem Gestus leiten die Solisten das Konzert ruhig ein.
Danach ändert sich das musikalische Geschehen und die Blockflöte kommt mit ins Spiel. In der Barockzeit ist sie neben der Traversflöte ein Orchesterinstrument, bis sie durch die silberne Querflöte verdrängt wird, danach aber ihren „Einzug“ in die Schule erlebt. Viele der Anwesenden haben in ihrer Schulzeit sicherlich eine Sopranblockflöte in der Hand gehabt und daran nicht die besten Erinnerungen. Quietschende Töne oder unsauber klingendes Spiel mögen manchen dazu verleitet haben, „nie wieder“ ein Instrument spielen zu wollen.
Was dann allerdings im nachfolgenden „Konzert für Blockflöte und B.C.“ von Geminiani zu hören ist, lässt für manchen das negative Image der Blockflöte verblassen. Feinste Nuancen musikalischer Linien, atemberaubende Anblastechnik, schwindelerregende Fingerfertigkeit auf den acht Tonlöchern, präzise Sauberkeit in virtuosen Läufen und vor allem ein angenehmer, warmer Ton sind wesentliche Merkmale des Spiels der Solistin Tabea Wink. Alles gelingt ihr scheinbar mühelos. Wer sie gehört hat, wird die Blockflöte nicht mehr abschätzig beurteilen.
Mit überwältigender, künstlerischer Ausstrahlung und ansteckender Lockerheit scheint sich ihr Können noch zu steigern, im Vivaldi-Konzert RV 444, das für die kleine, etwa 25 cm große Sopranino komponiert ist. In perfektem Zusammenspiel lassen alle Musizierenden die Vielfalt und den Klangreichtum der genialen Musik hörbar werden.
In den beiden Streicherkonzerten RV 151 und RV 158 wartet Vivaldi immer wieder mit Überraschungen auf. Seine Musik enthält oft Naturschilderungen. Wind, Wasser, Vogelstimmen und Geräusche von Arbeitsvorgängen sind bei ihm keine Seltenheit. RV 151 hat den Beinamen „Concerto rustica“ und beginnt mit einer Jagdszene. Auch von folkloristischen Klängen lässt er sich inspirieren, die er mit einem anspruchsvollen harmonischen Gerüst in eine neue Kunstform gießt.
Die lebhaft begeisterten Brunchgäste bekommen noch einmal den letzten Satz aus dem Sopranino-Konzert als Zugabe.