Im November 2024 muss nach drei Jahren der Vorstand der Wolfsburger Tafel neu gewählt werden. Es gilt, die Stellen des 1. und 2. Vorsitzenden neu zu besetzten. Sollte das nicht gelingen, stünde die Tafel vor dem Aus. „Es geht um unsere Existenz“, gibt Schatzmeister Werner Karius im Gespräch mit der WAZ unumwunden zu.
Im August 2023 war die 1. Vorsitzende Brigitte Lotz aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Die Wolfsburger Tafel wird seither von Hans Rühl, dem jetzigen 2. Vorsitzenden, juristisch nach außen vertreten. Doch Rühl, inzwischen 79 Jahre alt, sagt: „Ich stehe bei der Wahl im November nicht mehr zur Verfügung. Aus familiären Gründen möchte ich kürzer treten.“ Hans Rühl ist ein Urgestein. Seit den Anfängen der sozialen Einrichtung in den 1990er-Jahren ist er dabei. Zusammen mit den Initiatoren der Tafel, Frank-Helmut Zaddach und der langjährigen Vorsitzenden Elke Zitzke, hat sich Rühl jahrzehntelang bei der Wolfsburger Tafel engagiert.
Aus den eigenen Reihen und dem weiteren Umfeld der Tafel konnten bislang keine möglichen Kandidaten für die Vorstandsarbeit gefunden werden. Doch damit die Tafel – sie ist ein eingetragener Verein – handlungsfähig bleibt, braucht es zwei Menschen, die Verantwortung übernehmen. „Finden wir keine Leute für die beiden Positionen, wird das Amtsgericht einen Notvorstand einsetzen, der den Verein dann abwickeln wird“, beschreibt Karius das drohende Szenario, das sich niemand in Wolfsburg vorstellen möchte.
Finanziell stehe die Wolfsburger Tafel laut Schatzmeister Werner Karius inzwischen auf einer soliden Basis. Das habe 2017/2018 ganz anderes ausgesehen und sich ganz klar zum Besseren gewandelt. Privatleute, Institutionen und Firmen hätten die Tafel immer wieder unterstützt. Auch ehrenamtliche Helfer, inzwischen sind es 60, die beim Einsammeln und Sortieren der Lebensmittel sowie der Ausgabe helfen, hat die Einrichtung inzwischen genug. Die sind auch nötig, denn inzwischen hat die Tafel so viele Kunden, dass im vergangenen Jahr ein Aufnahmestopp verkündet werden musste.Zurück zur eingangs erwähnten anonymen Spende: Die konkrete Geldsumme möchte die Tafel nicht nennen. Sie liegt im vierstelligen Bereich und kommt wie immer sehr gelegen. „Wir wollen das Geld unter anderem für ein neues Kundenverwaltungsprogramm einsetzen“, sagt Hans Rühl. Inzwischen hat die Tafel rund 2.000 Kunden, darunter 680 Kinder. Die Bedürftigen können sich montags, mittwochs und freitags Lebensmittel abholen. Dafür benötigen sie einen Tafelausweis, der sie dann berechtigt, gegen einen Obolus von 2 Euro Lebensmittel abzuholen.
„Das Bargeld war mit einer Werbung zusammen im Briefkasten und wäre fast übersehen worden“, erzählt Hans Rühl. Der anonyme Wohltäter hat seine Spende in einem Umschlag in den Briefkasten gesteckt und dabei landete das Kuvert wohl in einem Werbekatalog und blieb zunächst unbemerkt. Lange Zeit habe der Inhalt des Briefkastens auf dem Tisch am Eingang der Tafel in der Kleiststraße gelegen. Zum Glück hätten die Ehrenamtlichen die Briefumschläge dann beim Durchblättern des Katalogs entdeckt. Zwischen den Seiten fanden sich dann die Umschläge mit dem Geld. Enthalten war eine vierstellige Geldsumme in bar. Die Tagesdienstleitung habe dann die Spende verbucht.
Wer die Arbeit der Wolfsburger Tafel unterstützen möchte und sich für den Posten eines Vorsitzenden geeignet sieht, kann in der Kleiststraße 35 vorbeischauen. Telefonisch kann Kontakt unter 05361/21912 oder 05361/650370 (Hans Rühl) aufgenommen werden. Dass ein neuer Vorstand gesucht wird, darüber wissen in Wolfsburg inzwischen wichtige Entscheider Bescheid: Unter anderem seien das Rathaus, IG Metall und große Firmen in Wolfsburg informiert worden.