Tobias Grimm, Außendienstleiter von Entricon, und Gruppenleiter Nils Pfotenhauer starteten am 13. März mit den Vermessungen. Die Mitarbeitenden der Tochterfirma der Stadt Wolfsburg begannen beim Hauptbahnhof. Eine Woche später stellten sie den HTC 360 Laserscanner auf dem Rathausvorplatz auf. Das Gerät hat sieben Kameras und dreht sich knapp fünf Minuten, immer wieder um 360 Grad. „Um den ganzen Vorplatz abzubilden, wird der Laserscanner an 40 Standpunkten aufgebaut“, erklärt Grimm. Inzwischen ist das Aufmessen, also das Scannen, vor Ort abgeschlossen.
Nun wird das Datenmaterial bearbeitet. „Die Kameras nehmen zum Beispiel Autos und Menschen auf. Diese müssen von den Aufnahmen entfernt werden. Diese Arbeiten sollen nach Ostern abgeschlossen sein“, sagt Pfotenhauer. Als die Mitarbeiter den Laserscanner in der Innenstadt aufstellten, wurden sie von einigen Passanten angesprochen. „Vom Fußgängerblitzer bis zur Kamera – das Gerät hat viele Bezeichnungen bekommen. Jedoch dachte ich, dass mehr Leute stehen bleiben. Wahrscheinlich wussten viele durch die Mitteilung der Stadt, was geschieht“, sagt Grimm.Mit dem virtuellen Abbild von der Fußgängerzone sollen Bauvorhaben besser geplant werden. Insbesondere für die 3D-Modellierungen seien die Messdaten wichtig, so die Stadt. „Die aufgenommenen Daten bilden eine zentrale Arbeits- und Planungsgrundlage für Bauvorhaben in der Innenstadt. Mit ihnen wird es künftig zum Beispiel möglich sein, Bestandsgebäude und Bauvorhaben besser zu visualisieren“, erklärt Marcel Hilbig, Leiter des Referates Daten, Strategien, Stadtentwicklung.
Das Vermessen sei Teil des Projektes „Smart Cities“, so Johannes Glücklich, Abteilungsleiter Geoinformation und Geodatenanalyse. „Durch das Aufmessen wird ein digitales Modell der Stadt geschaffen, das auch öffentlich zugänglich gemacht werden kann. In einigen Jahren können die Bürgerinnen und Bürger virtuell durch die Stadt spazieren“, hofft Glücklich. Für die Stadt ist die Verwendung von terrestrischem Laserscanning ein neuer Weg zur Vermessung von Stadttopographie. Wolfsburg ist eine Modellkommune, das Projekt muss nachvollziehbar sein, damit andere Kommunen die Arbeit adaptieren können.
Die Entricon übergibt eine große Datenmenge an die Stadt. Nach Angaben von Grimm sind es ungefähr ein halbes Terabyte. Ein Terabyte entspricht 1.024 Gigabyte. Die technische Umsetzung des digitalen Zwillings liegt in den Händen von Philipp Germer. Er ist Mitarbeiter in der Abteilung Geoinformation und Geodatenanalyse des Referates Daten, Strategien und Stadtentwicklung. „Das ist eine komplexe Aufgabe mit der großen Datenmenge. Im Laufe des Jahres soll es die ersten Präsentationen geben. Das virtuelle Spazierengehen wird jedoch noch etwas dauern“, merkt Germer an.
Die Aufnahmen des Laserscanners hätten eine hohe Detailschärfe und seien „vielversprechend“, betont Hilbig. Der digitale Zwilling werde auch mit anderen Quellen gefüttert, zum Beispiel mit Karten und Katastermaterialien. Mithilfe des virtuellen Abbilds sollen Simulationen dargestellt werden. „Mit dem Modell kann zum Beispiel der Schattenwurf angezeigt werden. Zudem können wir Gebäude, die noch gebaut werden, in den digitalen Zwilling einbauen. Demnach wird bei den neuen Projekten festgelegt, dass ein 3D-Modell eingereicht werden soll. Die Aufnahmen zu den Brawo-Arkaden bekommen wir auch noch zugeschickt“, so Hilbig.
Mit den digitalen Anwendungen sollen dann Themen der Stadtentwicklung einfacher dargestellt und erklärbar werden. Das habe sowohl Vorteile für die Verwaltung als auch für die Bürgerbeteiligung, denn mit dem digitalen Zwilling können Vor- und Nachteile verschiedener Ideen verglichen werden. „Mit dem Laserscanner stoßen wir in eine neue Welt vor. Das Material wird zum Beispiel auch bei der Umgestaltung des Rathausvorplatzes helfen“, sagt Marcel Hilbig.