Dieses Konzept hat offenbar bei der Arbeiterwohlfahrt überzeugt. „Die AWO bewertet einen Standort im neuen Quartier Sonnenkamp als außerordentlich interessant. Die Ansiedlung von verschiedenen sozialen Einrichtungen, eben auch einem Wohn- und Pflegeheim, halten wir für wichtig. Grundsätzlich sollte von vorneherein die soziale Infrastruktur wohnortnah mit gedacht werden“, fährt Fersahoglu-Weber fort. Man stehe aber noch ganz am Anfang der Planungen. „Eine erste Vorplanung geht von 120 bis 160 Plätzen aus.“
Im neuen Pflegeheim sind verschiedene Angebote für Wohnformen geplant. „Die Einrichtung einer Tagespflege, das Angebot von eingestreuten Kurzzeitpflege-Plätzen und besondere Wohnbereiche für demenziell erkrankte Menschen denken wir mit“, hieß es. Die Bewohnerinnen und Bewohner wünschten sich heute eine Unterbringung in Einzelzimmern. „Diese Wünsche berücksichtigen wir bei einem Neubau.“ Wann der erste Spatenstich gesetzt werden kann, hängt vom Fortschritt der Planung für das entsprechende Quartier im Sonnenkamp ab. „Wenn alles passt, würden wir gerne bauen“, sagt Fersahoglu-Weber. „Wir haben großes Interesse. Entschieden ist aber noch nichts. Die weiteren Gespräche, die wir mit der Stadt Wolfsburg wieder aufnehmen werden, entscheiden über die Zeitschiene.“
Der Bau eines neuen Pflegeheims wäre eine gute Nachricht für das Pflegeangebot in Wolfsburg. Die teils sehr langen Wartelisten der vollstationären Pflegeeinrichtungen in der Stadt umfassen Wartezeiten von drei Wochen bis zu mehreren Jahren. Zugleich sind die Heime nicht gänzlich ausgelastet, weil Pflegeplätze mangels Fachpersonal teils nicht besetzt werden können. „Wir sehen Bedarfe in Wolfsburg und wollen dazu beitragen, die vorhandenen Bedarfe zu decken“, teilt die AWO mit Verweis auf fortlaufende eigene Marktanalysen zurück. Dies werde durch die volle Auslastung und bestehende Anfragen in der Einrichtung an der Goethestraße bestätigt.
Die Versorgung in der VW-Stadt ist laut dem aktuellen Pflegebericht der Verwaltung „angespannt“. Einer hohen Anzahl an Pflegebedürftigen stehe ein Mangel an Pflegekräften gegenüber und die Notwendigkeit, pflegerische Angebote im ambulanten und vollstationären Sektor zu schaffen und auszubauen. Zuletzt entstanden in Reislingen 114 barrierefreie Wohnungen für Senioren. Im März 2024 zogen die ersten Bewohner in die Seniorenanlage „Schönes Leben“ ein. Im Vorjahr wiederum waren rund 60 vollstationäre Pflegeplätze wegen der Schließung des DRK-Pflegeheims Schulzen Hof in Fallersleben entfallen.