„Es ist schon etwas Besonderes, dass ein Ameisenvolk eine komplette Ampelanlage lahmlegt“, hält Michael Kühn vom Naturschutzbund (Nabu) Wolfsburg fest, „Allerdings ist es nichts Außergewöhnliches, dass die Tiere menschliche Bauten als Lebensräume nutzen.“ Die Ameisen hätten mit der Ampel einen sicheren Unterschlupf gefunden, um ihre Nester anzulegen. Voraussetzung dafür sei, dass der Raum trocken und die Temperatur geeignet sei. „Die Ampel scheint den Tieren gefallen zu haben“, so Kühn, der vermutet, dass die Tiere auch den anderen Ameisen aus dem Volk über diesen besonderen Ort informiert hätten. Es handele sich hierbei um einen klassischen Konflikt zwischen Mensch und Natur.
Doch dies sei nicht das einzige Beispiel. Schließlich würden am Promilleweg, wo sich die Ampel befindet, auch regelmäßig Frösche von Autos überfahren werden. Ein Tunnel unter der Straße stelle eine geschützte Querung für die Tiere sicher. „Es ist mir darüber hinaus nicht bekannt, dass Insekten Schäden an der Infrastruktur verursachen können“, sagt Michael Kühn. Schließlich handele es sich dabei nur um sehr kleine Tiere. Wer jedoch oft für Schäden am Auto sorge, sei der Steinmarder. Dieser krabbele in den Motorraum, wo er sich aufwärme und zum Zeitvertreib Kabel anknabbere.„Es kommt aber auch vor, dass die Verteilerkästen an Bahnanlagen beispielsweise durch Mäuse, Ratten oder Marder lahmgelegt werden“, berichtet Kühn. Doch Vorfälle dieser Art seien Lappalien, die vergleichsweise schnell behoben werden könnten. „Die Schäden, die die Menschen in der Natur anrichten, sind um ein Millionenfaches höher“, weiß Kühn. Allein der Bau von Straßen und Autobahnen würden gigantische Flächen vernichten und eine Vielzahl an Lebensräumen, wie Felder, Wiesen, Wälder oder Moore, zerstören. Dies bedeute, laut dem Naturschützer, einen „gigantischen“ Verlust der Artenvielfalt. Allein in Deutschland, sei laut der Krefelder Insektenstudie, ein Rückgang der Insektenmasse um ganze 75 Prozent feststellbar.
Doch zurück zur Kreuzung „Zum Fuhrenkamp“: „Was ist denn da los?“, fragte sich die frühere Kommunalpolitikerin Hannelore Bolewicki und berichtete, dass sie mehrfach gefährliche Situationen mit Kindern auf ihrem Schulweg beobachtet habe. „Ich fahre die Strecke zwei- bis dreimal am Tag entlang“, sagte sie. „Das ist jetzt schon die dritte Situation, die ich beobachtet habe, die sehr gefährlich war.“
Kinder müssten auf ihrem Schulweg in die Nordstadt die Straße überqueren. Sie seien zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und würden zunächst auf der Mittelinsel der Ampelanlage stehen bleiben. Von dort aus würden sie nach dem Verkehr schauen, sehen, dass die Autos nicht blinken, um abzubiegen und dementsprechend davon ausgehen, dass sie geradeaus fahren. Also würden die Schüler weitergehen oder fahren, dann aber in brenzlige Situationen mit den Autos geraten, weil diese doch abbiegen, damit ihren Weg kreuzen und eben nicht geradeaus weiterfahren.
„Das ist saugefährlich“, sagte Bolewicki. „Ein Mädchen hat sich so erschrocken, dass sie sich ans Herz gefasst und fast geheult hat. Die ist auf ihrem Fahrrad fast gestorben. Und das Auto ist in einem Affenzahn abgebogen, statt geradeaus zu fahren – obwohl es nicht geblinkt hat.“ Zum Glück habe das Mädchen noch rechtzeitig abbremsen können, während das Auto an ihr vorbeigesaust sei.
Um derartige Vorfälle zu vermeiden, behalte die Landesbeörde für Straßenbau und Verkehr die Ampelanlage im Blick. Erstmals habe die Straßenmeisterei die Ameisen am 8. April entdeckt und daraufhin auch erforderliche Reinigungsarbeiten vorgenommen. Doch die Insekten seien hartnäckig gewesen und wiedergekommen, sodass die Reinigungsarbeiten mehrfach erfolgen mussten. Nun funktioniert die Ampel seit einigen Tagen wieder. Doch die Straßenmeisterei bleibt auf der Hut und kontrolliert vor Ort nun regelmäßig, ob die Ameisen endgültig verschwunden sind.