Bis zu 300 Personen können in den Gebäuden an der Dieselstraße unterkommen, aktuell leben dort rund 240 Menschen. Die Unterkunft ist für die Flüchtlingshilfe Wolfsburg akzeptabel. „Der Aufbau sieht nicht so fürchterlich aus“, sagt die Vorsitzende Ingrid Leitner. Zwischen den Gebäuden ist eine Fläche mit Rasen, dort trafen sich die Menschen zum Feiern.
Der Stadt Wolfsburg zufolge sind aktuell rund 900 Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Die Kapazitäten in den Unterkünften seien derzeit ausreichend. Das könne sich aber schnell ändern. Niedersachsen rechnet von April bis September mit 21.000 weiteren Geflüchteten, die in Kommunen im Land untergebracht und versorgt werden müssen. „Aktuell ist es nicht absehbar, dass die Stadt zur Unterbringung auf Turnhallen zurückgreifen muss. Es werden aber entsprechende Vorbereitungen getroffen, um im Fall der Fälle reagieren zu können“, teilt ein Sprecher mit. Der Stadt Wolfsburg wurden durch die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen bisher im laufenden Kalenderjahr 114 Personen zugewiesen. In 2023 waren es insgesamt 765 Personen.
Leitner zufolge sind die Plätze bis September wohl ausreichend. „Die Stadt Wolfsburg sollte sich nicht von Quote zu Quote hangeln, sondern vorausschauend agieren. Die geplante neue Unterkunft an der Hafenstraße in Fallersleben sollte schnell gebaut werden, da weitere Unterkünfte wie die im Heinenkamp nicht gut geeignet sind“, erklärt die Vorsitzende, die sich seit 2015 bei der Flüchtlingshilfe engagiert.Bei der Integration von Geflüchteten sind unterschiedliche Akteure beteiligt, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das Jobcenter. Die einzelnen Akteure seien eng vernetzt und würden strukturiert zusammenarbeiten. Die Koordination erfolge durch das Integrationsreferat mit dem Geschäftsbereich Soziales und im Zusammenspiel mit diversen Geschäftsbereichen der Stadtverwaltung. „Einen wichtigen Beitrag für die Erstintegration in Wolfsburg leisten die Mitarbeitenden in den Geflüchtetenunterkünften“, betont der Sprecher der Stadt. Auch die Diakonie, Caritas und andere würden wertvolle Unterstützung in allen Lebenslagen leisten.Stefanie Seeck ist die Koordinatorin des Kinder- und Familienzentrums St. Annen. Sie sorgt unter anderem dafür, dass die Geflüchteten in dem Stadtteil, in dem sie momentan untergebracht sind, ankommen. Im Hellwinkel an der Reislinger Straße 28a gibt es dafür beispielsweise einen offenen Familientreff, der Dienstag und Mittwoch von 16 bis 18 Uhr stattfindet. Aus Gesprächen mit geflüchteten Familien weiß sie, wie schwer es ist, einen Kita-Platz zu bekommen. „In Gruppen, die kürzere Betreuungszeiten haben, können die Kinder teilweise noch unterkommen. Aber einige Familien haben bis zu zwei Jahre auf der Warteliste gestanden“, so Seeck.
Demnach sind die Familien, die neu in der Unterkunft an der Dieselstraße ankommen, glücklich über den offenen Kinder- und Familienraum der Stadt Wolfsburg. In den Unterkünften an der Hafenstraße, im Drömling und in Detmerode gibt es ebenfalls so einen Raum. Das niedrigschwellige Angebot werde gut angenommen. „Die Eltern müssen die Kinder nicht anmelden, man kommt einfach zur Tür hinein“, erklärt Christin Laaser, Teamleitung der offenen Kinder- und Familienräume.
In der Einrichtung würden die Mitarbeiterinnen verschiedene Sprachen beherrschen, meistens könnten sie sich sofort mit den Ankommenden austauschen. „Die gemeinsame Sprache ist Deutsch. Das wollen wir ihnen auch vermitteln“, sagt Laaser. Daher nähmen die Erwachsenen im Gebäude gegenüber an den Sprachkursen teil, während die Kinder betreut werden.
Der Bedarf an Sprachkursen sei jedoch nicht annähernd gedeckt, so die Flüchtlingshilfe. Genug Sprachkurse anzubieten sei eine Herausforderung. Das betont auch die Stadt Wolfsburg. Oberbürgermeister Dennis Weilmann weist darauf hin, dass die Unterbringung und Integration von Geflüchteten viel Geld koste: „Diese finanzielle Verantwortung kann nicht auf dem Rücken der Kommunen abgeladen werden, wir brauchen finanzielle Unterstützung von Land und Bund. Nur so können wir unser umfassendes Engagement aufrecht erhalten.“Ingrid Leitner findet das nicht verkehrt. Aber: „Die Abwälzung ändert nichts an der Verantwortung der Stadt Wolfsburg. An vielen Ecken läuft es nicht gut. Und nicht erst seitdem die neue Zuweisungsquote veröffentlicht wurde.“