2006 gab es noch 110.000 öffentliche Münz- und Kartentelefonstellen, wie das Statistische Bundesamt sie nennt. Seit zwei Jahren läuft der Rückbau. Mitte November 2022 wurde zunächst die Münzzahlung bundesweit deaktiviert, Anfang 2023 wurde auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarte und damit der gesamte Service eingestellt. Die Telefonzelle war unbrauchbar. „Der Bedarf an öffentlichen Telefonen ist seit Jahren stark rückläufig. Öffentliche Telefonstellen werden dementsprechend bereits seit Jahren einvernehmlich mit den Kommunen und Gemeinden zurückgebaut“, erklärt die Pressesprecherin der Deutschen Telekom AG.
Neben der Außendarstellung rückt ein weiterer Aspekt in den Vordergrund der Kritik: „Die Anlagen sind weiterhin angeschlossen und zeigen die Meldung, dass sie defekt sind. Sie verbrauchen 24 Stunden am Tag Strom, ohne genutzt zu werden. In Zeiten der Energiekrise schon ärgerlich und es muss nicht sein“, betont Ciemniak. Doch der Rückbau könnte sich noch etwas hinziehen. „Seit 2022 werden die noch bestehenden 22 Telefonanlagen, von denen sich die meisten im Bereich Stadtmitte befanden, schrittweise abgebaut. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Standorte bis 2025 außer Betrieb genommen wird“, sagt Jens Hofschröer, Geschäftsführer und Wirtschaftsdezernent der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG).
Außer Betrieb sind die Anlagen in Mitte-West bereits. Warum wurden die Telefonzellen nach Einstellung des gesamten Service nicht sofort abgebaut? „Aussagen zur Reihenfolge beim Abbau sind aufgrund des hohen Koordinierungsaufwands nicht möglich. Die Stromanschlüsse werden Zug um Zug von uns gekündigt, aktuell können einige Geräte noch im Standby Betrieb sein, der Stromverbrauch ist aber minimal. Im Schnitt braucht ein öffentliches Telefon je nach Ausstattung zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr“, gibt Halle bekannt.
Keine Zahlungsmöglichkeit, keine Anrufe. Was ist im Notfall? Kann an einer Telefonzelle die Polizei oder die Feuerwehr verständigt werden? „Notrufe können nicht mehr abgesetzt werden, über 90 Prozent der Notrufe werden über das Handy oder Smartphone getätigt“, sagt die Pressesprecherin der Telekom. Die WMG hat Pläne, wie die alten Telefonzellen in Zukunft genutzt werden können: „Einige der heutigen Standorte sollen zu Small-Cells umgerüstet werden. Das sind kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken und somit die Mobilfunkqualität weiter verbessern“, erklärt Hofschröer von der WMG.
Doch diese Idee überzeugt den PUG-Fraktionssprecher aus Mitte-West wenig: „Sollten die Telefonzellen als sogenannte ,Hotspots’ für die Internetnutzung verwendet werden, gibt es im Stadtgebiet diesbezüglich auch schon ausreichend andere technische Möglichkeiten als zerstörte Telefonzellen. Auch wenn es mit der Telekom Rahmenbedingungen und Verträge gibt, sollte die Stadt Wolfsburg diese unter die Lupe nehmen und nach Sinnhaftigkeit hinterfragen. In diesem Zustand sind die restlichen Telefonzellen nur ein Ärgernis“, betont Adam Ciemniak. Die PUG habe daher einen Antrag eingereicht, um sich der Thematik anzunehmen.