Das Sanierungsgebiet umfasst 35 Hektar und wird von Lessing- und Schillerstraße sowie von Heinrich-Heine-Straße und Kleiststraße „umrahmt“. Rund 2.100 Menschen leben in dem Quartier in der Stadtmitte. Rund 1.500 Wohnungen gibt es, 964 davon gehören der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Neuland.
Christian Teigeler lobte das Quartier mit seinen großen eingezogenen Freiflächen und sprach von einer außerordentlich hohen Wohnqualität durch die ruhige Lage und die vielen Grünflächen. „Das ist in deutschen Großstädten einmalig“, sagte Teigeler. Er räumte aber auch ein, dass es Probleme zu lösen gebe.
„Bedauerlich ist, dass seit 2018 nicht viel passiert ist“, legte Sanierungsbeirats-Vorsitzender Thomas Becker den Finger in die Wunde. Im Stormhof seien ein paar Haus-Eingänge renoviert und Fassaden gemacht worden. Neben den Schwierigkeiten rund um den Denkmalschutz hätten die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg zu Verzögerungen geführt. Dem Sanierungsbeirat gehören neben Mietern auch Vertreter der Stadt, der Neuland, des Denkmalschutzes und des Ortsrates an.
„Ich hoffe, dass nun endlich etwas passiert. Wir wurden sehr lange von der Neuland und der Stadt Wolfsburg vertröstet und hoffen auf einen Durchbruch“, so Mietervertreter Becker, der seit über vier Jahrzehnten selbst in den Höfen wohnt. Er sprach damit eine der Hauptschwierigkeiten bei den Sanierungsarbeiten an: die Fenster. Vor allem unter Denkmalschutzgesichtspunkten stellten die rund 6.000 Doppelkastenfenster im Quartier ein Problem da. Eine schon angeschobene Sanierung der originalen Fenster stellte sich als unwirtschaftlich mit angenommenen Kosten von 6.150 Euro pro Stück heraus und führte letztlich zum Stillstand. Besonders ärgerlich für die Mieter: Rund 20 Prozent der Heizenergie entweichen im Winter über die Fenster.Thomas Becker kündigte das nächste Treffen des Beirats für Juni an. Dabei soll den Anwohnern präsentiert werden, wie es mit der Sanierung weitergehen soll. „Aber wenn sich dann immer noch nichts tut, dann organisiere ich mit anderen Mietern den Aufstand“, gibt sich Becker kämpferisch. Doch er wollte nicht nur schimpfen: „Es lässt sich hier natürlich schön wohnen. Aus meiner Sicht sind aber die Wohnungen mit 55 bis 63 Quadratmetern für Familien zu klein.“
Christian Teigeler war bemüht, die Wogen zu glätten. „Wir sind an einem entscheidenden Punkt. Wir sind in engen Abstimmungen mit dem Land Niedersachsen. Es wird hier bald weitergehen.“ Im März habe die Stadt um eine Verlängerung des Sanierungsprogramms um weitere fünf Jahre gebeten. „Wir gehen davon aus, eine Freigabe zu bekommen, da das Land um die Schwierigkeiten einer denkmalgerechten Sanierung weiß.“ Da Wolfsburg 2015 in das Programm aufgenommen wurde, sei eine Finanzierung bis 2029 ohnehin gesichert. Eine weitere Verlängerung bis 2034 werde angestrebt. „In diesem Quartier ist schon viel passiert und es wird auch bald weitergehen. Das Fördergeld ist in der Pipeline und wartet darauf, ausgegeben zu werden“, kündigte Simon Piek an.
Was schon fertig ist: Der Platz vor der Goetheschule wurde umgestaltet, Treppen abgebrochen und Barrierefreiheit hergestellt. Was noch fehlt: Der Parkplatz vor der Musikschule, auf dem es 65 Stellplätze geben wird. „Es gibt bereits einen Plan, aber aufgrund von Fachkräftemangel bei der Stadt konnte er noch nicht umgesetzt werden“, so Teigeler.
Der Rundgang führte weiter zum Stormhof. Hier wurden einige Hauseingänge neu gemacht, bevor dann die Pandemie und die Probleme bei der Fenstersanierung für Stillststand im Sanierungsprozess sorgten. „Neben den hohen Kosten war eine denkmalgerechte Sanierung der Fenster auch den Bewohnern nicht zumutbar“, so der Stadtplaner.
Im Immermannhof lässt sich die Freiraumgestaltung Wolfsburgs erkennen, die in den Händen des damaligen Planers Wilhelm Heintz lag. Die grünen Oasen zwischen den Häusern werden gerade erneuert. „Das wird ein öffentlicher Raum bleiben, darauf legen wir viel Wert“, so Teigeler. Mit den neuen Heckenstrukturen werde zudem die ehemalige Funktion der Mietergärten wieder hervorgehoben. Mit Baumpflanzungen soll zudem die strenge Rechtwinkligkeit aufgebrochen werden.
Anwohnerin Ann-Kathrin Pietrowski war eine der Teilnehmerinnen des Rundgangs. „Ich wohne jetzt seit sieben Jahren hier und wollte einfach mal hören, wie es weitergeht“, sagt sie. „Eigentlich wohnt man hier sehr schön und es wird in Zukunft bestimmt noch schöner werden“, ist sich Pietrowski sicher.