Eine flächendeckende zahnärztliche Versorgung, wie es sie bislang gab, sei unter den desaströsen politischen Rahmenbedingungen kaum noch zu gewährleisten, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Zahnärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung, Freiem Verband Deutscher Zahnärzte und den Zahnärzten in Niedersachsen. 60 Prozent der zahnärztlichen Praxen in Niedersachsen seien Einzelpraxen. „Sie sind das Fundament unserer flächendeckenden Versorgung in Niedersachsen“, erklärt Dr. Jürgen Hadenfeldt, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN). Doch inzwischen berichteten viele selbstständige Kolleginnen und Kollegen, dass sie nicht mehr wissen, ob sie im kommenden Jahr ihre Praxis fortführen können.
„Gerade in vielen ländlichen Regionen unseres Flächenlandes wird das zu problematischen Veränderungen in der Versorgung führen“, so Hadenfeldt. Schon heute könnten Praxen, deren Inhaber altersbedingt ausscheiden, kaum mehr nachbesetzt werden.
„Die wohnortnahe Versorgung ist gefährdet“, sagt Urbach. Schon heute sei es für die Zahnärzte schwierig, Personal zu finden. Sie stünden in Konkurrenz zum öffentlichen Dienst, der einen deutlich höheren Lohn zahlen könne. „Für uns ist das eine Konkurrenz, die uns Mitarbeiter abwirbt“, sagt der Zahnarzt. Seiner Ansicht nach würden in der Gesellschaft falsche Prioritäten gesetzt. Man müsse sich fragen, ob man hochbezahlte Verwaltungskräfte wolle oder doch in Pflegepersonal investieren wolle, sagt er. „Wir werden rundum von Kosten erdrückt, gleichzeitig legt man uns aber ein Budget auf.“
Die Politik müsse lernen, den Zahnärzten das Leben nicht so schwer zu machen. Dazu gehöre es beispielsweise, Bürokratie abzubauen. Auch Ärzten im rentennahen Alter solle es nicht so schwer gemacht werden, ihre Tätigkeit auszuüben, so dass sie lieber weiterhin Spaß an ihrem Beruf hätten und Lust hätten weiter zu praktizieren anstatt sich in den Ruhestand zu verabschieden. Er betont, dass es bei allem nicht nur um das Geld ginge, sondern auch Respekt und Anerkennung für die Arbeit wichtig seien.
Patienten würden bereits heute die Auswirkungen der Politik spüren, beispielsweise dadurch, dass die telefonische Erreichbarkeit von Praxen schwierig sei. Gleichzeitig warnt der Mediziner vor einer „Seitwärtsverschiebung“ dadurch, dass diverse Branchen, auch die Ärzte, auf Quereinsteiger zurückgreifen müssten. „Ich sehe das kritisch.“ Es bedeute, dass überall keine Profis mehr am Werk seien. Vom Zahnärztemangel sei Wolfsburg bisher noch nicht so stark betroffen. Der Versorgungsgrad in der Stadt liege bei 90 Prozent.
Näheres zum Protest und den Hintergründen erfahren Sie auf der Internetseite www.mundauf.info