Nicht zuletzt ist für viele Jugendliche der Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben aufgrund der schwer kalkulierbaren gesellschaftlichen Entwicklungen problematisch. In der Berufsschule BBS II in der Kleiststraße sprach die WAZ mit einigen jungen Wolfsburgern über ausgewählte Ergebnisse der Studie. Die lange Sommerpause steht vor der Tür und die Schüler der 11. Klasse sind schon ein bisschen in Ferienstimmung. Klassenlehrer Tobias Peinemann bereitet die Schüler am Gymnasium Technik auf das Abitur vor.
„Kriege und Klimawandel machen mir Sorgen“, sagt der 16-jährige Max aus Wolfsburg. „Man weiß nicht, wie es in 15 Jahren aussehen wird, und ob es die Welt, wie wir sie heute kennen, noch geben wird“, sagt der Schüler. Auch über die politischen Entwicklungen machen sich die jungen Menschen Gedanken. „Mir macht es Sorgen, dass die AfD bei den Europawahlen so viele Stimmen bekommen hat. Vielleicht wird das bei den Bundestagswahlen noch extremer“, sagt Maurice (17). Die meisten an der BBS befragten Jugendlichen haben am 9. Juni von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht.
Auch suchen viele Jugendliche noch Orientierung, vor allem was die Zeit nach der Schule betrifft. Der Übergang vom Schul- in das Berufsleben beschäftigt sie. „Sorgen macht mir ein bisschen die berufliche Zukunft, weil ich noch nicht genau weiß, welche Laufbahn ich einschlagen möchte“, sagt Davide (16). Ideen hat er aber schon parat: „Es soll in Richtung Elektrotechnik gehen.“
Ein weiteres Ergebnis der Sinus-Studie: Einen großen Bereich im Lebensalltag der Heranwachsenden nimmt Social Media ein. Alle befragten Jugendlichen in Wolfsburg haben während des Gesprächs ein Smartphone in Reichweite. „Ich nutze es zum Zeitvertreib, aber auch um Informationen zu bekommen“, sagt Maurice. Ganz gezielt nutzen die Teenager zum Beispiel das mobile Internet, um sich in einer fremden Stadt zu orientieren. „Man kann sich inspirieren lassen, zum Beispiel, wo man etwas essen gehen kann.“
Aber auch beim Zeitvertreib nimmt Social Media eine bedeutende Rolle ein. „Für viele von uns ist das Entertainment. Auf Instagram kann man sich zum Beispiel Reels (Anm. d. Red.: kurze Videos) anschauen“, sagt Nils (17). Danach gefragt, wie lange sich die Kids mit ihren Smartphones am Tag beschäftigen, kommen unterschiedliche Antworten: Zweieinhalb bis acht Stunden seien die Handys täglich im Einsatz. Auch Tik Tok werde viel genutzt. Laut Studie sind Soziale Medien für Jugendliche auch eine Informationsquelle für politische Nachrichten. Der 17-jährige Maurice dazu: „Die Europawahl habe ich sowohl auf Social Media als auch bei der Tagesschau verfolgt.“
Die Studie hat des Weiteren herausgefunden, dass Jugendliche Sport und Bewegung mögen, um dem Alltagsstress entgegenzuwirken. Das ist auch in Wolfsburg so: „Ich habe zwei Mal in der Woche Fußballtraining“, erzählt Jonas (16). Neben Bewegung auf dem Rasen mögen die Schüler aber auch Fitnessstudios. Maurice, David und Max erzählen, dass sie zweimal in der Woche ins Studio gehen. Neben Entertainment am Smartphone spielt also Sport durchaus eine Rolle.
Die aktuelle Studie hat des Weiteren über die junge Generation herausgefunden, dass Jugendliche besonders für Gender-Gerechtigkeit sensibilisiert seien. Ja, das sei schon der Fall, pflichten die befragten Schüler bei. Aber: Den Heranwachsenden wird offenbar um dieses Thema zu viel Aufhebens gemacht, denn Gleichberechtigung sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
„Ich finde, wir haben in Deutschland ganz andere Sorgen“, sagt daher auch der 17-jährige Yannick. „Wir müssen Probleme wie zum Beispiel den Fachkräftemangel lösen. Und was noch eine wesentliche größere Rolle spielt: Wenn Deutschland sich in einen Krieg involviert, dann könnte das echt fatale Folgen haben“, sagt der 17-Jährige.