Natürlich ist das Wort ein Witz. Immer mehr Menschen jedoch finden in einem „Dumbphone“, im dummen Telefon also, eine kluge Alternative zu vermeintlich smarten Handys. Die Sparte spielt im Vergleich zum Smartphone-Markt zwar nur eine Nebenrolle, aber sie wächst deutlich. Und so kommt es zu einem Treffen der Generationen: Für Dumbphones interessieren sich immer mehr jüngere Menschen, die dem pausenlosen Onlinezustand entfliehen wollen, und ältere Menschen, die nie auf das Smartphone umgestiegen sind.
So vielseitig wie die Zielgruppen sind auch die Gründe für den Verzicht auf Smartphones. Viele davon hängen zusammen oder überschneiden sich. Vor allem fressen Smartphones Zeit. Durchschnittliche Nutzungswerte sind längst jenseits von vier Stunden angekommen – pro Tag. Offenbar haben viele Menschen die Nutzungsdauer ihres Smartphones nicht im Griff.
Das ist kein Wunder, denn einige Smartphone-Apps können süchtig machen. Seit Jahren stehen Social-Media-Plattformen und Free-to-Play-Spiele deswegen in der Kritik. Immer mehr Menschen wollen dagegen insgesamt öfter offline sein. „Digital Detox“ ist ein Trend geworden. Auch die ständige Erreichbarkeit bedeutet für viele Menschen offenbar Stress und keine Steigerung der Lebensqualität.
Dumbphones sind älter als Smartphones. Sie sind heute eine Nische, aber in dieser Sparte ist eine Menge los. Die verschiedenen Modelle sind auch nicht alle an einem Ort zu finden.
Der Klassiker sind einfache, preiswerte Modelle in Klapp- oder Barrenform. Auch Handys für Seniorinnen und Senioren sind eine feste Größe. Die Modelle kommen oft mit größeren Tasten, größerer Beschriftung, aber auch mit Sonderfunktionen wie einem Notrufknopf. Im Trend sind Neuauflagen bekannter Handys, die den alten Formfaktor mit kleinen Upgrades verbinden – etwa mit einem größeren Farbbildschirm. Schließlich gibt es noch minimalistische Design-Handys, die den Verzicht als eine Reduktion auf das Wesentliche verkaufen. Und meist mehr kosten.
Nicht erreichbar sein zu müssen ist ein Luxus geworden. Und diesen Luxus können sich nicht alle leisten. Viele Menschen müssen für ihre Arbeit oder für ihre Familie nahezu ständig ansprechbar bleiben. Wer eine Vielzahl verschiedener Apps nutzen oder viele Nachrichten auf einem Handy beantworten muss, hat keine realistischen Optionen für den Umstieg auf ein Dumbphone. Wer aber trotzdem den Ablenkungsstress reduzieren möchte, kann auf jedem Smartphone eine Menge bewirken. Schon das Löschen unnötiger Apps und das Ausschalten von Benachrichtigungen kann viel bewirken.
Die sehnsüchtig erhoffte Befreiung vom Smartphone kann an der Realität scheitern. Sowohl Android- als auch Apple-Handys können genau erfassen, welche Apps wie lang genutzt werden. Wer den Umstieg plant, kann die eigenen Bedürfnisse hier einmal genauer untersuchen. Dabei kann durchaus herauskommen, dass bestimmte Apps eben doch wichtig sind und in den persönlichen Alltag gehören.
Eine Sehnsucht erfüllen Dumbphones eher nicht: Die Entscheidung für das richtige Handy bleibt kompliziert. Jede Nutzerin und jeder Nutzer muss die eigenen Prioritäten finden und mit den Geräten abgleichen. Wer Englisch versteht, dem wollen wir ein bemerkenswert freundliches Forum voller aktueller Tipps und Erfahrungsberichte empfehlen: den Dumbphones-Subreddit. Wer aus der Handy-Suche keine Wissenschaft machen will, kann auch einfach in den Fachhandel gehen, Geräte in die Hand nehmen und ausprobieren. Zudem sind Fehlkäufe dank der insgesamt niedrigeren Preise weniger schlimm als bei Smartphones.
Irgendwann macht der Akku schlapp, zudem droht die Abschaltung alter Funknormen. Doch überraschend viele Menschen haben noch funktionierende Handys von früher in der Schublade. Solange sie noch funktionieren, sind sie der ideale erste Schritt weg vom Smartphone. Mit den alten Geräten lässt sich herausfinden, ob der Smartphone-Entzug realistisch ist.