„Ist allen bewusst, was dieses für diese Kollegen und Kolleginnen bedeutet? Welchen Schaden wir hiermit für unseren Ruf auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erzeugen?“, wird dabei gefragt. In Anbetracht des immer wieder thematisierten Fachkräftemangels und der Konkurrenzsituation, der sich auch Volkswagen bei der Suche nach passenden Nachwuchskräften stellen muss, ein Thema, das die Marke in Zukunft durchaus einholen könnte. „Niemand mit Studium wird sich in diesen Zeiten an die Linie stellen. Die werden aus den zig Arbeitsangeboten die Rosinen rauspicken können“, schreibt ein anderer.
Auch bei den Betroffenen selbst ist die Enttäuschung groß. Man hätte Volkswagen als Arbeitgeber auf der IdeenExpo in Hannover noch vor wenigen Tagen beworben und schmackhaft gemacht. „Die meisten von uns waren einfach geschockt davon, dass das Unternehmen so einen Schritt geht“, schreibt einer der Betroffenen. Beim überwiegenden Teil, der sich in den vorliegenden Kommentaren im Intranet zum Thema auslässt, wird auch klar, dass sich die Betroffenen wohl eher nicht ans Band stellen wollen, sondern sich Jobs außerhalb von Volkswagen suchen möchten.
VW habe viel Geld in die Einarbeitung in die Fachabteilungen und das Studium investiert und nun sei das Geld in den meisten Fällen verloren, da die meisten dualen Studenten nicht ans Band gehen würden. „Auf alle Fälle zerstört VW seine gesamte Reputation im Ausbildungsmarkt. Mein Vertrauen in das Unternehmen hat stark gelitten“, schreibt einer der Betroffenen. Zudem ist aus Unternehmenskreisen zu hören, dass manche der Dual Studierenden ihre Teilnahme an Messen, bei denen sie Werbung für eine Ausbildung bei Volkswagen machen sollen, inzwischen abgesagt haben.
Was klar ist: Die Entscheidung des Unternehmens, die Dual Studierenden der Jahrgänge 2025 und 2026 ans Band zu schicken, wirkt sich für diese auch finanziell aus. Statt wie im indirekten Bereich üblich in Entgeltstufe 13 bei ihrer ersten Station nach dem Studium eingestuft zu werden, starten sie in der Produktion in Entgeltstufe 7 oder 8. Hätten sie vorher 5.302,50 Euro brutto bekommen, liegen sie jetzt bei 3.914 oder 4.107 Euro brutto, was zwischen Stufe 7 und 13 monatlich 1.388,50 Euro Unterschied wären. Zwar kommt noch die Schichtzulage hinzu, aber trotzdem dürfte am Ende noch eine Gehaltseinbuße stehen.
Viel schwerwiegender könnte sich die Entscheidung, die im Zuge des Performance-Programms gefällt wurde, in der Zukunft auswirken. Die Suche nach Nachwuchskräften dürfte für das Unternehmen nicht einfacher werden. Volkswagen besitzt zwar noch einen exzellenten Ruf, was Ausbildung und Duales Studium angeht – die Zeiten aber, in denen die Bewerber bei VW Schlange standen, sind inzwischen vorbei. Zum einen gibt es schlichtweg weniger Schulabgänger und damit potenzielle Bewerber, zum anderen ist der Wettbewerb um die Talente härter geworden. Da können Entscheidungen wie jetzt, die es deutschlandweit in die Medien geschafft haben, am Ende den Ausschlag gegen Volkswagen geben. „Jetzt wird also auch an der Zukunft unseres Unternehmens gespart“, heißt es dann auch im Intranet.