Laut der Gewerkschaft lag die Besucherzahl über dem Vorjahr. „Über den Tag verteilt gehen wir von etwa 12.000 bis 13.000 Besuchern aus“, so Pressesprecher Steffen Schmidt. Wegen der wieder hohen Fluktuation sei eine Schätzung schwer gewesen. „Gerade zum Deutschlandspiel kam nochmal eine große Welle an Menschen, die das Fest vorher nicht besucht hatten.“ Bis zu 4.500 Zuschauer seien beim Public-Viewing dabei gewesen.
Viele Familien kamen am Nachmittag zum Sommerfest. Für jüngere Kinder gab es ein Spiel-Zelt und ein Karussell, die älteren traten unter anderem beim Torwandschießen an oder ließen sich in der Korbschaukel durchwirbeln. „Wir sind jedes Jahr hier und freuen uns, Leute zu sehen, die man sonst nicht trifft“, sagte Anika Braun. „Ich fand die Korbschaukel besonders lustig und das Surfbrett“, ergänzte ihre Tochter Charlotte. „Ich finde das Angebot für Familien super. Das ist auch der Grund, warum wir hergekommen sind“, so Susanne Richter aus dem Landkreis Helmstedt, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern gekommen war. „Das erste Mal habe ich das Sommerfest als Kind erlebt. Nun bin ich mit meinen eigenen Kindern hier“, freute sich Maxi Mirawietz aus Jembke. „Es gibt viele Attraktionen für Kinder. Und im Vergleich zu früher gibt es viel mehr Auswahlmöglichkeiten beim Essen“, sagte sie.
Die IG Metall hatte auf die Kritik im Vorjahr reagiert, die Preise wieder etwas gesenkt und die Zahl der Sitzplätze aufgestockt. „Wir haben auch mehr Sonnenschirme und Duschen aufgestellt“, so Schmidt. Auf Nachhaltigkeit wurde aber auch dieses Mal Wert gelegt. „Wir haben das Sommerfest erneut als ‚Green Event‘ zertifizieren können“, sagte der Sprecher.
Getränke gab es in Mehrwegbechern, betrieben wurde alles mit Ökostrom, für die Logistik auf dem Gelände wurden E-Karts genutzt. Weitere Beispiele: Am Foodtruck von Rafael Pozniak und Julia Galwa wurden die Burger auf nachhaltigen Tellern serviert. „Sie sind aus Zuckerrohr. Die kann man auch nach Hause mitnehmen und weiter nutzen“, erklärte Pozniak. In der Praxis scheiterte es leider an der Umsetzung, denn viele Teller oder Holzbestecke landeten dann doch in den Mülltonnen. Am Kroppkakor-Stand – einer schwedischen Kartoffel-Spezialität – wanderte immerhin das benutzte Metall-Besteck wieder in einen bereitgestellten Korb.
Der Aspekt der Nachhaltigkeit fand sich auch an einem Stand wieder, an denen Mini-Pflanzentöpfe unter anderem mit Sonnenblumen bestückt werden konnten. Beim Malen mit Upcycling-Materialien wurde ausgediente Pappe zur Leinwand. Am Stand des Bildungshauses der Stadt Wolfsburg verfolgten Kinder interessiert, wie aus am Computer entworfenen Zeichnungen und Modellen ein 3D-Drucker kleine Gegenstände aus Plastik herstellte. „Bei der Lasergravur können Kinder sich Motive ausdenken und mit Software gestalten“, erläuterte Mandy Sauer vom Bildungshaus. Ein Laser brannte die Entwürfe der jungen Besucher wahlweise auf Trinkflaschen oder Holzscheiben.
Auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann schaute vorbei. „Das IG-Metall-Fest hat eine große Tradition in Wolfsburg. In diesem Jahr ist es etwas ganz Besonderes durch die Fußballübertragungen.“ Er tippte auf ein 2:0 beim Spiel Deutschland-Dänemark – und sollte Recht behalten. Während Wolfsburgs Stadtoberhaupt das Spiel im B’moovd verfolgte, fieberten VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo und Erster Bevollmächtigter Flavio Benites beim Sommerfest mit. Cavallo erschien im Trikot des Titelverteidigers. Natürlich werde sie im Fall einer Niederlage der Italiener der deutschen Mannschaft die Daumen drücken, sagte sie: „Ich habe zwei Staatsangehörigkeiten – aber leider kein anderes Trikot mit.“
Auf der Hauptbühne zeigte sich ab 17 Uhr Zoe Wees hitzeresistent beim Auftritt in pinkfarbenen Flausch-Stiefeln. „Wir sind alle hier aus einem guten Grund: Fußball und gute Musik“, begrüßte die frühere Teilnehmerin von „The Voice Kids“ das Publikum. Die Pop-Sängerin überzeugte vor allem mit ihrer prägnanten Stimme und gefühlvollen Songs, bevor es um 18 Uhr bei der Live-Übertragung des EM-Spiels Italien-Schweiz auf andere Weise emotional wurde. Das Achtelfinale endete für die Italiener mit einer herben Enttäuschung: Der Titelverteidiger schied gegen die Schweiz aus. Dafür stieg dann die Stimmung beim 2:0 der deutschen Nationalelf gegen Dänemark.
Das Public-Viewing brachte bei der Organisation besondere Herausforderungen mit sich. „Wir mussten die Sicherheitskräfte aufstocken“, so Pressesprecher Schmidt. 70 Security-Leute seien im Einsatz gewesen. Auch habe die Planung kurzfristig geändert werden müssen, da bis kurz vor Beginn nicht feststand, welche Mannschaften im Achtelfinale antreten würden. Mehr als 60 Helfer kümmerten sich zudem um Gastronomie, Bühnentechnik sowie um Auf- und Abbau.