Für die Anwohner des Steimker Bergs endet mit den Bauarbeiten eine Geduldsprobe. Sie litten seit Februar unter Verkehrschaos wegen der Sperrung der Nordsteimker Straße, weil sich Autofahrer durchs Wohngebiet mogelten, anstatt die Umleitung zu nutzen. Daraufhin änderte die Stadt die Verkehrsführung in der Baustelle, außerdem erfolgten Kontrollen durch die Polizei.
Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann freute sich darum nicht nur über die Eröffnung des Radwegs, sondern auch über das Ende der Bauarbeiten. „Ich glaube ehrlicherweise, wir haben den Menschen hier viel zugemutet.“ Auch wenn der Bau pünktlich beendet worden sei, hätten die Anlieger lange mit Einschränkungen leben müssen. „Wir mussten um viel Geduld bei den Pendlern und Anwohnern bitten.“ Das Restaurant „Zeus“ und das Café „Heimlich“ hätten „wahnsinnige Umsatzeinbußen“ verzeichnen müssen. Weilmann betonte auch: „Wir sind eine Stadt des Automobils, aber wollen auch eine Stadt sein, die gute Rahmenbedingungen für den Radverkehr schafft.“
Stadtmitte-Ortsbürgermeister Erich Schubert sagte zum Verkehrschaos während der Baustelle, er habe sich nicht vorstellen können, dass auf Waldwegen ein Blitzanhänger nötig sein könnte. Dort seien Autofahrer teils mit mehr als 50 km/h gefahren. „Das war für Fußgänger und Radfahrer zum Teil lebensgefährlich.“
Gleichzeitig freue er sich, dass ein Teil für das Verkehrskonzept Wolfsburg Süd-Ost fertig sei. Dies sei ein wichtiger Schritt zu einem „klimaschonenden Mobilitätskonzept“. Es fehlten allerdings noch Bausteine wie die Alternative Grüne Route (AGR). Über die AGR sollen Pendler künftig mit Elektrobussen zwischen Nordsteimke und Innenstadt fahren können. Auch bei der Verkehrsführung für Pendler auf L290 und Dieselstraße sei weder die Planung noch die Umsetzung erkennbar, kritisierte Schubert.
Der weitere Zeitplan für die Alternative Grüne Route: Voraussichtlich Ende 2024 startet der Bau des südlichen Abschnitts von den Steimker Gärten bis zum Hehlinger Kreisel. Die Bauzeit schätzte Oliver Iversen, Leiter des Geschäftsbereichs Straßenbau, auf etwa zwei Jahre. Dort gibt es laut Iversen viel freie Fläche und damit Platz, um Provisorien für den Verkehr zu ermöglichen. Anfang 2025 soll im nördlichen Teil der Lückenschluss zwischen dem bereits fertiggestellten Abschnitt in den Steimker Gärten und der Reislinger Straße erfolgen.
Erster Stadtrat und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide bezeichnete den Komfortradweg nach einer ersten Probefahrt als „komfortabel“. Er rief dazu auf, die neue Infrastruktur auch zu nutzen. Auch Dagmar Schaumburg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Wolfsburg radelte gleich los zur ersten Testfahrt. „Die Breite ist passend, der Belag ist schön glatt. An der Einfahrt zur Tankstelle und an der Bushaltestelle müssen wir natürlich vorsichtig fahren“, sagte die Vorsitzende. Weiße Markierungen in Höhe der Bushaltestelle sollen Radfahrer darauf aufmerksam machen, dass an der Stelle Fahrgäste kreuzen könnten. Die Passanten selbst wiederum sollen durch die breiten Streifen daran erinnert werden, dass der Radverkehr Vorrang hat.
Um den Anliegern am Steimker Berg weitere Baustellen zu ersparen, wurden beim Bau des Radwegs gleich 600 Meter Regenwasserkanäle neu verlegt, neue Straßenlaternen aufgestellt sowie Ampeln am Erich-Bammel-Weg und am Kiefernweg. Die Haltestelle am Emmausheim erhielt ein neues Wartehäuschen. Die LSW verlegte zwischen dem Berliner Ring und der Straße „Unter den Eichen“ neue Fernwärmeleitungen. Einige Restarbeiten sollen noch während des laufenden Verkehrs erledigt werden. Aufgestellt werden soll noch eine Zähltafel wie in der Schillerstraße, um die Zahl der Radfahrer zu erfassen. Die Baukosten für den Streckenabschnitt bezifferte die Stadt auf rund zwei Millionen Euro. Das Land Niedersachsen übernehme 75 Prozent der förderfähigen Baukosten.