„Aktuell wird der Schillerteich stiefmütterlich behandelt. Es ist bisher nur eine Grünfläche ohne Konzept“, beschreibt Uwe Conradt, stellvertretender Ortsbürgermeister der Stadtmitte, den derzeitigen Zustand des Schillerteichs. Dabei handelt es sich laut Conradt um ein Kleinod, der innerhalb von fünf Minuten von der Innenstadt aus zu erreichen sei. Diese Kulturlandschaft sei extra künstlich für die Wasserhaltung und Wasserwirtschaft der Schillermühle angelegt worden. Das nahm der Ortsrat zum Anlass, im Sommer 2023 zu einem Workshop aufzurufen, um Ideen für den Ort zu sammeln.
Während einer Projektwoche entwickelten Architektur-Studierende unter der Leitung von Ariane Röntz, Professorin im Fachgebiet Landschaftsarchitektur, insgesamt vierzehn Konzepte zur Neugestaltung des Schillerteichs. „Es war eine schöne Woche, in der wir Studenten und Politik miteinander verbunden haben“, zieht Conradt Bilanz. „Und es sind ein paar tolle Sachen dabei entstanden.“
Als Beispiele führt Conradt eine Fahrradbrücke, einen Strand, Podeste zum Sitzen, oder Inseln, um dichter ans Wasser heranzukommen, an. So verband Student Felix Klein beispielsweise die Freiräume des Schillerteichs mit den Wiesen am VW-Bad und dem angrenzenden Hasselbachtal, indem er den Berliner Ring als Brücke darüber führte. Seine Kommilitonin Nele Spahns legte dagegen ein Wegenetz durch den See.
Während der Projektwoche wohnten die jungen Menschen an der Porschestraße, sie arbeiteten jedoch im Nachbarschaftshaus der Neuland Wohnungsgesellschaft am Suhlgarten. Zu Fuß erkundeten sie das Gebiet rund um den Schillerteich. „Wir werfen Fragen auf und zeigen – gerade im direkten Vergleich – exemplarisch die Möglichkeiten auf für diesen schönen Ort, der ein bisschen im Dornröschenschlaf liegt“, erzählte Professorin Röntz damals gegenüber der WAZ.
Vor rund zwei Monaten erschien nun ein Buch mit den Ergebnissen des Wettbewerbs mit einer kleinen Auflage von rund 60 Exemplaren. Allerdings sei die Herausgabe nicht-öffentlich. Einzelne Exemplare würden in erster Linie potenziellen Förderern zur Verfügung gestellt. „Die Entwürfe an sich sind aber nur Ideen und Anregungen, um Aufmerksamkeit und Neugier für ein Gebiet im Anschluss an die Innenstadt zu wecken“, beschreibt der stellvertretende Ortsbürgermeister das Ziel dahinter.
Was ihn ärgere sei, dass der Ort aktuell nur für Aufregung über die Gänse sorge. Seiner Meinung nach könne sich dies jedoch ändern, gebe es Liegewiesen sowie einen Zugang zur Wasserfläche. Kontakt zu den Studentinnen und Studenten bestehe aber aktuell nicht mehr. „Die meisten von ihnen haben inzwischen ihren Bachelor- oder Masterabschluss und stehen schon fest im Berufsleben“, beschreibt Conradt.
Auch wenn eine konkrete Umsetzung der Konzepte ursprünglich nicht vorgesehen gewesen sei, so hätten sie letztendlich den Impuls für große Veränderungen gegeben. Das DRL-Gebäude soll zu einem Café umfunktioniert werden. „Das Café soll ein Anfahrpunkt für die vielen Altersheime in der Umgebung werden“, so Conradt, „Viele sind noch gut zu Fuß unterwegs, aber der Weg in die Stadt ist dann meist doch zu weit.“ Er betont jedoch, dass nicht mehr als eine Kleingastronomie in Planung sei.
Gemeinsam mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) in Wolfsburg liefen zudem erste Gespräche über eine geplante Fahrradwerkstatt. „Bisher sieht es ganz gut aus“, verrät Uwe Conradt mit einem Grinsen im Gesicht. Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, die an ihrem Rad kleine Schäden, wie einen platten Reifen, haben, sollen dort zukünftig Hilfe erhalten. „Diese Ideen sind auch in jedem Entwurf der Studenten zu finden“, berichtet er.
Wann diesen beiden Pläne am Schillerteich aber tatsächlich in die Realität umgesetzt werden soll, sei bisher noch unklar. Doch der Grünen-Politiker hat eine Tendenz: „Wenn die Gespräche so erfolgreich bleiben, könnte es im nächsten Jahr zu einer Umsetzung kommen.“ Für diese Vorhaben sei der Schillerteich auch in das Förderprogramm „Resiliente Innenstädte“ mit einbezogen worden.
Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer dürften zukünftig aber nur auf den gekennzeichneten Wegen fahren. Das Rollerfahren soll in dem Gebiet nicht erlaubt sein. Weitere Sportmöglichkeiten seien zudem nicht geplant. „Ich wünsche mir für den Schillerteich ein Park-Konzept, zu dem sich Menschen hingezogen fühlen, ohne eine Konkurrenz zum Allersee zu schaffen“, beschreibt er seinen Traum für die Zukunft des Teiches.