Übernahme von Wolfsburger Kiosk-Kette?
Insolvenzverfahren eröffnet – Filialen und Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Kiosk an der Porschestraße in Wolfsburg: Zur City Shop West GmbH gehören drei Filialen in Wolfsburg sowie eine in Gifhorn.Foto: Boris Baschin
Wolfsburg. Etwas mehr als zwei Monate nach dem Insolvenzantrag hat die Wolfsburger Kiosk-Kette City Shop West GmbH ein wichtiges Etappenziel erreicht. Das Amtsgericht Wolfsburg hat das Insolvenzverfahren für die Gesellschaft eröffnet, wie aus einer Mitteilung des Gerichts im Internet hervorging. Damit können die Gläubiger nun ihre Forderungen gegenüber dem Unternehmen stellen. Zum Insolvenzverwalter wurde Wirtschaftsjurist Tobias Hartwig bestellt, der bisher als vorläufiger Verwalter eingesetzt war. Er hat gute Nachrichten für die Beschäftigten.

„Aufgrund der Zeitungsberichterstattung haben sich diverse Übernahmeinteressenten gemeldet“, teilte Hartwig auf WAZ-Anfrage mit. Es sei ein Bieterverfahren eingeleitet worden. Zwei große Player aus der Branche sollen Interesse haben. „Alle mir bisher vorliegenden Angebote beinhalten die Übernahme aller Filialen und aller Arbeitsplätze“, so Hartwig. Die City Shop West GmbH betreibt drei Kioske in Wolfsburg sowie eine Filiale in Gifhorn mit insgesamt 22 Beschäftigten.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens übernimmt Hartwig die Geschäfte als vorläufiger Geschäftsführer. Erste Sanierungsmaßnahmen hätten bereits dazu geführt, dass das Unternehmen wieder eine schwarze Null schreibe. „Jetzt geht es darum, eine langfristige Lösung zu finden.“ In ein paar Tagen laufe die Angebotsfrist ab. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird laut Bekanntmachung am 7. Januar 2025 im Amtsgericht zusammenkommen, um über den von Hartwig erstellten Insolvenzplan abzustimmen. Die Kioske in der Wolfsburger Porschestraße, in den Einkaufszentren der Stadtteile Detmerode und Westhagen sowie eine Filiale in Gifhorn-Gamsen sind zu den gewohnten Zeiten geöffnet.

Was wird bei einer Übernahme aus den bisherigen Geschäftsführern André Fedyk und Anton Wotschal? „Wir haben in den vergangenen Jahren viel Energie in den Aufbau und die Weiterentwicklung des Unternehmens gesteckt, doch es zeichnet sich ab, dass wir bei einer möglichen Übernahme keine Rolle mehr spielen würden“, sagte Fedyk. „Auch wenn uns diese Entwicklung persönlich sehr treffen würde, respektieren wir den Verlauf des Verfahrens und die Entscheidungen der Übernahmeinteressenten.“

Der Fokus liege nun darauf, sicherzustellen, dass die Übergabe für Beschäftigte und Kundschaft so reibungslos wie möglich erfolge. „Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns auf diesem Weg begleitet haben, und sind offen für Gespräche über unsere Erfahrungen und die Herausforderungen, die diese Situation mit sich bringt“, so Fedyk weiter.

Die City Shop West GmbH hatte im Juli wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Laut Pressemitteilung der zuständigen Kanzlei „Schultze & Braun“ erwirtschaftet das Unternehmen einen Umsatz von rund 3,5 Millionen Euro im Jahr. Ursache der wirtschaftlichen Schieflage sei laut Kanzlei und Geschäftsführung insbesondere die Entwicklung der Inflation in den zurückliegenden Jahren gewesen.

Das Unternehmen habe wegen Preisbindungen einen Großteil der Kosten nicht an die Kundschaft weitergeben können. Zudem habe mit der Schließung des Real-Markts in Nordsteimke eine der umsatzstärksten Kiosk-Filialen schließen müssen. Die City Shop West GmbH hatte bereits im November 2019 einen Insolvenzantrag stellen müssen. Damals gelang es Hartwig, das Unternehmen über einen Insolvenzplan zu erhalten.

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