Doch nicht alle Abteilungen, die einst zum WKS gehörten, sind noch heute Teil des Kaufhauses. So entschied sich das Ehepaar Lange dazu, die Kosmetik-, Süßwaren-, Schreibwaren-, Zeitungs- und Spieleabteilung einzustampfen, weil sie in der vorhandenen Größe durch die Konkurrenz vor Ort nicht mehr nötig gewesen seien.
Auch wenn diese Entscheidungen zum Alltag eines Geschäftsführers gehöre, sei das Lange nicht immer leicht gefallen. „Ich hatte Tränen in den Augen, als wir unsere Spielzeugabteilung schließen mussten“, erzählt er mit ernster Miene. Besonders gerne erinnere er sich an das Herzstück des einstigen Kinder-Paradieses: einer Holzeisenbahn, in deren Fächern die Geburtstagstüten der Kinder gestanden hätten.
Während das Kaufhaus damals ein breites Sortiment mit niedrigen Preisen angeboten habe, sei das WKS inzwischen ein Fachkaufhaus mit Markenware. Besonders am Herzen liege dem Geschäftsführer die Wäscheabteilung im ersten Stock. „Wer bei unseren 3.000 BHs nicht fündig wird, braucht nicht weiterzulaufen“, sagt er lachend.
Vor allem aber überzeuge die Kundschaft, die in erster Linie aus Best-Ager-Damen ab 50 Jahren bestehe, die Atmosphäre vor Ort. In acht geräumigen Suiten mit jeweils zwei Spiegeln könne die Kundschaft die Textilien in Ruhe anprobieren.
Doch die gestiegenen Preise infolge der Energiekrise, die langen Transportwege der Produkte, die Leerständen in der Fußgängerzone, aber auch die mangelnde Sicherheit in der Wolfsburger Innenstadt gingen an dem Kaufhaus nicht spurlos vorbei. „Viele unserer Kundinnen haben Angst, auf der Porschestraße beklaut oder blöd angesprochen zu werden“, beschreibt Lange die Problematik.
Doch nicht nur in der Innenstadt, sondern auch im Wolfsburger Stadtteil Vorsfelde können Interessierte ihre Ware noch in einem Traditionsgeschäft kaufen. „Regelmäßig auf Messen fahren und sich auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen - darin besteht das Geheimrezept eines erfolgreichen Kaufhauses“, beschreibt Geschäftsführerin Karin Hohls-Kluge. Inspiration hole sich die Expertin vor allem auf der „Ambiente“, der Internationalen Konsumgütermesse in Frankfurt.
Auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern finden die Kundinnen und Kunden nicht nur Geschenkartikel, Heimtextilien, Modeschmuck oder Geschirr, sondern auch Spielwaren, Gartenmöbel und Grills. Als das Kaufhaus in den 50er Jahren eröffnete, fanden sich auf der Verkaufsfläche noch Kühlschränke, Öfen und Herde. „Sowas haben wir heute nicht mehr“, beschreibt sie. Stattdessen stelle der rund 300 Quadratmeter große Weihnachtsmarkt von Oktober bis Dezember eine Besonderheit des Hauses dar.
Den Familienbetrieb habe sie vor rund zwanzig Jahren von ihrem Vater übernommen. „Die VW-Krise setzt uns zu. Das macht sich an der Kauflaune unserer Kunden bemerkbar“, erzählt Hohls-Kluge offen. Daneben würden auch die gestiegenen Energiekosten eine große Herausforderung darstellen. „Ein Jahr ohne Krise und Baustelle wäre schön“, sagt die Geschäftsführerin lachend. Zum Hintergrund: In den vergangenen drei Jahren sorgte eine Vollsperrung zwischen der Neuhäuser Straße und der Schlesierstraße aufgrund von Bauarbeiten für Beeinträchtigungen im Kaufhausbetrieb.
Das dritte große Kaufhaus der Volkswagenstadt stellt das Modehaus Biewendt in Fallersleben dar. Neben Damen-, Herren- und Kindermode besteht das Sortiment auch aus Bettwäsche, Handtüchern sowie Federbetten. Im vergangenen Jahr erreichte das Geschäft mit der Feier zum 125. Jubiläum einen großen Meilenstein. „Wir könnten dieses besondere Jubiläum nicht feiern, wenn wir nicht das Vertrauen eines großen Kundenkreises aus der ganzen Region genießen würden“, berichtete Geschäftsführerin Susanne Kucharzik-Harris damals gegenüber der WAZ.
Neben der offenen und fairen Beratung spiele in dem Zusammenhang vermutlich auch das persönliche Verhältnis zwischen Mitarbeitenden sowie Kundinnen und Kunden eine wesentliche Rolle. Die 14 Mitarbeiterinnen würden schon lange für Biewendt arbeiten. „Es ist sogar eine Dame darunter, die schon beim 75. Jubiläum für uns gearbeitet hat“, betonte Kucharzik-Harris mit Blick auf Angelika Schulz, die bis zu ihrem Ruhestand 50 Jahre lang für das Modehaus gearbeitet habe. „Das war die einzige Firma in meinem Leben“, erzählte Schulz stolz.