Auch die Outsourcing-Pläne des Vorstands seien weitreichend: Das Unternehmen wolle sich von ganzen Abteilungen und Bereichen trennen. Die Arbeit wolle es ins Ausland verlagern oder extern vergeben. Die betroffenen Stellen würden von ungelernten bis zu akademischen Arbeitskräften reichen. Cavallo sagte wörtlich: „Niemand von uns kann sich hier noch sicher fühlen!“
Laut Daniela Cavallo hat das Unternehmen kürzlich den Gesamtbetriebsrat über seine Vorhaben informiert: So wolle Volkswagen mindestens drei Werke in Deutschland schließen, verbunden mit dem Arbeitsplatzverlust von zehntausenden Beschäftigten. Zudem wolle VW alle verbleibenden Werke verkleinern, das heiße im Klartext: weniger Produkte, weniger Schichten, weniger Beschäftigte. Und weniger Montagelinien. Hinzu kommt: „Der Vorstand will allen Beschäftigten, egal ob Tarif, Tarif-Plus oder Management, zehn Prozent vom Monatsentgelt wegnehmen. Dauerhaft.“ Hinzu kämen zwei Nullrunden – das heißt keine Lohnerhöhung in 2025 und 2026. Und: Das Unternehmen wolle die aktuell 167 Euro monatliche Tarifzulage abschaffen. Damit liege mancher Beschäftigter bei einem Minus von insgesamt rund 18 Prozent.
Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo drohte in einer VW-internen Mitteilung, die der AZ/WAZ vorliegt, mit Streiks nach Ablauf der gesetzlichen Friedenspflicht Ende November. „Der Vorstand versetzt Euch, Kolleginnen und Kollegen, in Panik und taucht dann ab. Er bleibt uns seit über einem Jahr die Zielbilder für die Kernmarke schuldig, hält sich nicht an Absprachen und lässt noch immer nicht den Hauch eines Zukunfts-Plans erkennen.“ Es gebe „keinerlei Gewissheit, keinen Angriffsplan, kein Konzept für die künftige Produktpalette und keinerlei Idee, wie wir die Technologieführerschaft zurückgewinnen“.
Am Ende der Mitteilung droht sie mit dem Abbruch der Tarifgespräche und dem, „was eine Belegschaft machen muss, wenn sie um ihre Existenz fürchtet“. Damit meint sie: Streik. Zudem forderte sie die zuständigen Politiker auf, „endlich aufzuwachen“. Jetzt brauche man keine Reden, sondern Taten: „Wir brauchen einen umfassenden Plan aus der Politik, wie die Elektromobilität endlich zum Fliegen kommt. Und wir brauchen darüber hinaus auch einen Masterplan für den Industriestandort Deutschland.“ Es gehe um „Zukunftsperspektiven“.
Zudem forderte sie die Unternehmensspitze dazu auf, endlich die eigene Belegschaft über die Vorhaben zu informieren. Es sei nicht die Aufgabe eines Betriebsrates, diesen Job zu übernehmen. Außerdem wurde am Rande der Info-Veranstaltung bekannt, dass VW-Tochter Porsche die Zusammenarbeit mit dem VW-Werk in Osnabrück aufgekündigt hat. Das heißt: Porsche werde dort künftig keine Sportwagen mehr bauen lassen. Volkswagen selbst lässt dort das T-Roc Cabrio bauen – das keinen Nachfolger bekommen soll. Mit Auslaufen des Cabrios würde das Osnabrücker Werk mit leeren Händen da stehen.
Die Info-Veranstaltungen des VW-Betriebsrates fanden gleichzeitig in Wolfsburg, Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Emden, Hannover, Kassel, Osnabrück, Salzgitter und Zwickau statt. Ein VW-Beschäftigter sagte nach der Veranstalter der AZ/WAZ: „Die schütten über vier Milliarden Euro an Dividende aus und wollen dann vier Milliarden Euro sparen? Das ist eine Frechheit.“