Rund 1.000 Kilometer legte Marta Petschovsky in fünf Etappen à 200 Kilometern mit ihrer Familie zurück. Unter anderem machten die Reisenden in Wien, Cesky Krumlov (Krumau an der Moldau), Karlovy Vary (Karlsbad) und Eisleben Station, bis sie schließlich nach fünf Tagen Fahrt in Wolfsburg ankamen. „Ich bin so glücklich, dass mein Auto ohne Mucken zu machen durchgehalten hat“, erzählt Petschovsky. Neben ihrem Ehemann waren auch zwei ihrer drei Söhne mit nach Wolfsburg gekommen. Auch der Ex-Mann der Käferfreundin war dabei. Die ganze Familie fuhr aber nicht im Käfer 1303 mit, es war auch ein Begleitfahrzeug dabei. „Zur Sicherheit, falls doch mal etwas sein sollte“, erzählt die Ungarin, die in ihrer Heimat als Gymnasiallehrerin arbeitet. „Die Fahrt war schön gemütlich, ganz in Ruhe.“ Entsprechend einem Gefährt, dessen luftgekühlter Vierzylinder-Boxermotor 44 PS stark ist.
Wie kam die Käferliebhaberin denn auf die Idee, mit einem Käfer aus dem Jahr 1974 nach Wolfsburg zu fahren? „Mir macht es einfach Spaß, mit diesem Auto zu fahren und die Landschaft an mir vorbeiziehen zu lassen. Ich wollte die Fabrik und die Stadt sehen, in der das Auto gebaut wurde.“ Außerdem sei es für sie auch eine Herausforderung gewesen: „Ich wollte herausfinden, ob ich es schaffe, die Strecke mit dem Oldtimer zurückzulegen.“ Und nach der fünf Tagen dauernden Fahrt konnte die Besitzerin lächelnd feststellen: „Es lief alles ohne Probleme, das hat uns wirklich überrascht.“
Den Oldtimer hatte Marta Petschovsky bereits vor zehn Jahren gekauft. Es ist eines der letzten Modelle, die in Wolfsburg gebaut wurden. 1974 endete Anfang Juli die Produktion des Käfer-Modells im Stammwerk Wolfsburg. Rund 12 Millionen Autos dieses Typs waren am Mittellandkanal hergestellt worden. Insgesamt waren weltweit über 21 Millionen Stück gebaut worden. Der letzte „Kugelporsche“ lief in Deutschland 1978 in Emden vom Band. Im Originalzustand ist das beigefarbene Symbol des deutschen Wirtschaftswunders nicht mehr. Ein paar Dinge wurden restauriert oder verändert, wie zum Beispiel die Blinker oder die ledernen Sitzbezüge, außerdem wurde ein Weber-Vergaser eingebaut.
Das VW-Modell begleitet Marta Petschovsky schon seit ihrem 18. Lebensjahr. Als sie ihr Abitur und die Führerscheinprüfung bestanden hatte, stieg sie zum ersten Mal in das Kultautomobil ein. Sie hatte es geschenkt bekommen. „Wenn ich jetzt mit dem Käfer fahre, dann bedeutet das Spaß für mich und ich genieße das Gefühl von Freiheit. Es erinnert mich auch an meine Jugend, als ich mit meinen Freunden unterwegs war.“ Durch den Käfer lernte sie auch ihren ersten Ehemann kennen. Zusammen besuchten sie dann 20 Jahre lang Käfertreffs und Ausstellungen. Als sie 40 Jahre alt wurde, kaufte Marta Petschovsky ihren aktuellen Käfer von einem Pfarrer ab.
Eigentlich hatte sie die Reise schon im Februar 2024 antreten wollen, als der Käfer ein halbes Jahrhundert alt wurde. Es sei geplant gewesen, die Tour mit Freunden zu machen. „Die Koffer waren schon gepackt und dann ist mein Vater krank geworden und wir mussten auf den Herbst verschieben“, erzählt Petschovsky. Ihrem Vater gehe es inzwischen besser. Ihre beiden Söhne haben derweil im Käfer Platz genommen. Lächelnd sitzen sie hinter dem Lenkrad. „Das ist die Zukunft“, sagt die 50-Jährige mit Blick auf ihre Kinder. Offenbar konnte sie ihre Leidenschaft für den Käfer vererben „Wir haben uns als Team des AutoMuseums gefreut, dass Marta Petschovsky unser Haus für die Jubiläumsausfahrt mit ihrem Käfer ausgewählt hat. Der Volkswagen Käfer hat VW nicht nur groß gemacht, er ist bis heute ein emotionaler Sympathieträger weltweit und so ist es schön, dass die große Gemeinde des Kugelporsches die Tradition hegt und pflegt“, berichtet Susanne Wiersch von der Stiftung AutoMuseum Volkswagen. Sie hatte die Reisenden zusammen mit Mark Edge, Tourguide des Automuseums, auf dem Parkplatz begrüßt und auch eine Urkunde überreicht. Mark Edge gab der Familie aus Ungarn anschließend einen ausführlichen Einblick in die VW-Produktgeschichte. Angefangen vom Käfer über Bulli bis hin zur neuen Modellgeneration mit Golf, Polo und Co. Die Gäste zeigten sich laut Wiersch begeistert und traten dann die Rückreise an. Erstes Etappenziel war Erlangen. Dort leben die Schwiegereltern.