„Genießen wir endlich den Einzug in unsere runde Kita“, sagte die kommissarische Kita-Leiterin Heidi Faff beim Tag der offenen Tür. Das Motto laute der Form des Gebäudes entsprechend „Wir laufen rund“. Während Kinder sich an Wasserspritzen der Feuerwehr und auf dem Kettenkarussell vergnügten, nahmen Eltern interessiert die Kita in Augenschein.
Das Gestaltungselement des Kreises wird an vielen Stellen im Gebäude wieder aufgenommen: Geschwungene Ankleiden im hellen Foyer, runde Deckenleuchten und Oberlichter, kreisförmige Räume innerhalb des Gebäudes – rechte Winkel sucht man hier vergebens. Die Schlafräume der Krippengruppen sind mit mosaikartig verzierten Holzwänden ein optisches und haptisches Erlebnis für die Kinder, selbst die Bäder sind künstlerisch gestaltet – für letzteres hatte die Kirchengemeinde eigens Sponsoren gesucht.Das Erdgeschoss gehört mit Gruppenräumen, Mensa, Garderobe, Bewegungsraum sowie einem kombinierten Altar- und Schlafraum gänzlich den Kindern. Im Obergeschoss sind neben einem Kreativraum zum Malen und Basteln sowie einer Leseecke Räume für die Mitarbeiter untergebracht.
150 Kinder werden hier in fünf Kita- und zwei Krippengruppen von 33 Erziehenden betreut. Der Clou ist ein flexibles Raumkonzept: Durch Schiebetüren lassen sich Gruppenräume schnell miteinander verbinden oder trennen, was bei knapper Personaldecke die Betreuung erleichtern soll.
Und: „Ein Therapieraum eröffnet uns in Zukunft die Möglichkeit, ein Integrationskindergarten zu werden“, ergänzte Natalia Bunk, pädagogische Geschäftsführerin vom Kita-Verband Helmstedt-Vorsfelde-Königslutter, Träger der Einrichtung.
Der Rundling hatte seinen Preis. Die Planung war aufwendig und musste im Verlauf der Jahre mehrmals an pädagogische und bauliche Ansprüche angepasst werden. Als der endgültige Beschluss über die ursprünglich geplanten Kosten in Höhe von 7,5 Millionen Euro im Jahr 2020 erfolgte, mussten viele Politiker schon schlucken. Bereits im September 2021 bei der Grundsteinlegung stand fest, dass es noch teurer werden würde. Am Ende stiegen die Kosten auf insgesamt 9,2 Millionen Euro.„Der Bau war mit einigen Hürden verbunden“, sagte Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) und nannte die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg sowie dadurch bedingte Kostensteigerungen. „Dafür ist ein wunderbares Haus entstanden“, so Weilmann, dessen Kinder einst selbst die St.-Petrus-Kita besuchten. Der Oberbürgermeister lobte das bilinguale Konzept der Kita und betonte, mit dem Neubau seien auch weitere Krippenplätze entstanden.
Bildungsdezernentin Iris Bothe drückte es so aus: „Von der Idee bis zur Umsetzung sind 18 Jahre vergangen. Man könnte sagen, das Kind ist volljährig.“ Allein viermal sei der Umzug verschoben worden. Eltern mussten vertröstet, Urlaube umgeplant und Vorbereitungen über den Haufen geworfen werden. Gestemmt wurde der Bau mit Geld der Stadt Wolfsburg, die Kirchengemeinde übernahm die Bauherrenschaft. Bothe zeigte „Hochachtung“ gegenüber den Ehrenamtlichen und lobte die gemeinsame Leistung. „Ich bin glücklich, dass wir einen langen Atem bewiesen haben.“
„Die Bauherrenschaft hat uns an unsere Grenzen gebracht“, gab Propst Lincoln zu, betonte aber zugleich die Verantwortung der Kirche gegenüber der Gesellschaft: „Das Land lebt davon, dass Kitas nicht nur vom Staat betreut werden, sondern freie Träger ihre eigene Kultur und Möglichkeiten einbringen und die Kita-Landschaft so reichhaltig machen.“ Ein Kita-Neubau sei auch immer ein gesellschaftliches Zeichen. „Ohne Bildungsräume hat diese Gesellschaft keine Zukunft“, betonte Lincoln.