Das greifen die Unabhängigen nun in ihrem Antrag auf: „Zielrichtung ist, ob eine Namensänderung überhaupt seitens der Bürgerschaft gewünscht ist und wenn ja, welche Vorschläge die Bürgerschaft hierzu hat“, heißt es in dem Papier. Die PUG verweist auf das niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz, demzufolge bei Angelegenheiten, deren Bedeutung über den Stadtbezirk nicht hinausgeht, eine Befragung der dort lebenden Bürger beschlossen werden kann. Dies sei bei der geplanten Namensänderung der Fall.
„Die Leute rufen bei mir an und fragen, ob wir nicht andere Dinge zu tun haben als eine Umbenennung“, sagte PUG-Ortsratsmitglied Velten Huhnholz. „Weil sich der Widerstand in der Bevölkerung mehrt, haben wir den Antrag eingereicht.“ Zeit für eine Befragung bleibt nach Ansicht der Unabhängigen genug, denn die für eine Namensänderung erforderliche Änderung der Hauptsatzung müsse mit einer Zweidrittelmehrheit des Rats beschlossen werden. „Änderungen und damit Neufassungen sind in der Regel nur zu Beginn oder zum Ende einer Periode möglich. Eine Vorlage der Verwaltung ist somit erst zum letzten Quartal 2025 zu erwarten“, heißt es in dem Antrag der PUG.
Mitte-West-Ortsbürgermeister Sabah Enversen (SPD) reagierte verdutzt auf den Antrag: „Man muss sich im Klaren sein, dass das Geld kostet. Und das ist genau das, was die PUG gerade kritisiert hat.“ Eine Bürgerbefragung könne aus dem Ortsratsbudget nicht finanziert werden. Zwar sei auch eine Bürgerbefragung nicht umsonst, räumt auch Huhnholz auf eine erneute Nachfrage ein, doch die Kosten dafür seien überschaubar. „Zumal bei einem Nein zur Umbenennung auch viel Arbeitsaufwand in der Verwaltung für die Umbenennung entfallen würde.“ Enversen bekräftigte hinsichtlich des PUG-Antrags: „Die Entscheidung im Ortsrat ist gefallen.“
In einem gemeinsamen Antrag hatten im September Enversen sowie dessen Stellvertreter die Umbenennung des Ortsrats Mitte-West in Waldstadt beantragt – wegen des gesundheitlichen Zustands des inzwischen verstorbenen Ortsbürgermeister-Vizes Wilfried Andacht (CDU) war dafür eine Sondersitzung einberufen worden. Die Befürworter erhoffen sich eine bessere Wahrnehmung des größten Ortsratsgebiets in der Stadt Wolfsburg sowie ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Die Gegner der Umbenennung kritisierten weniger den von der Agentur vorgeschlagenen Namen als das Verfahren ohne Bürgerbeteiligung und die Kosten: bisher rund 25.000 Euro aus Ortsratsmitteln. Enversen betonte, dass der Prozess für die Erarbeitung einer eigenen Identität für den Ortsratsbereich vor zwei Jahren mit Zustimmung des Ortsrats eingeleitet worden sei. Die Namensänderung sei nur ein Schritt in der neuen Kommunikationsstrategie. Die Idee für die Umbenennung sei erst in einem Workshop von der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG) vorgeschlagen worden, welche Enversen zufolge auch zur Vertraulichkeit während des Prozesses zur Namensfindung geraten hatte. Zum Ortsratsgebiet Mitte-West gehören die Stadtteile Eichelkamp, Hageberg, Hohenstein, Klieversberg, Laagberg, Rabenberg und Wohltberg.
„Der Ausgangspunkt war, als Gremium zwischen Bürger und Rat besser wahrgenommen zu werden“, sagte Enversen. „Natürlich wollen wir jetzt die Bürger einbeziehen und erläutern, wie wir dazu gekommen sind“, fuhr der Ortsbürgermeister fort. In welcher Form das geschehen soll, werde der Ortsrat noch erarbeiten. „Es geht darum, dass wir mit den Bürgern über das Ortsratsgebiet ins Gespräch kommen“, sagte Enversen und nannte die zentrale Lage der Stadtteile mitten im Grünen sowie die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt als Beispiel.