Damit die Pläne des Investors umgesetzt werden können, war ein sogenannter Satzungsbeschluss durch den Rat der Stadt nötig. Dieser städtebauliche Vertrag regelt unter anderem die konkreten Nutzungen im Gebäude, den Ablauf der Bauleitplanung, notwendige Planungen und Anpassungen an den angrenzenden Straßen und Gehwegen sowie die Kostenübernahme hierfür. Die Wünsche der Kommunalpolitik waren in die Vorlage der Verwaltung eingearbeitet worden, dennoch gab es neben der Freude, dass es endlich mit den Bauarbeiten losgehen kann, auch kritische Stimmen aus dem Rat.
Jens Tönskötter (PUG) bezeichnete die Porschestraße als Puzzle. „Wenn ein Teil fehlt, ist das schöne Bild nicht vollständig und für den Betrachter wenig attraktiv.“ Der aktuelle Leerstand sei leider ein fehlendes Puzzleteil. „Das sorgt für schwindende Aufenthaltsqualität“, stellte Tönskötter fest und sprach damit die seit langem leerstehende Geschäftszeile in der Porschestraße an, diese war vom Investor frühzeitig leergezogen worden. Tönskötter stellte die Frage in den Raum, was mit den vorhandenen Mietern sei. Er appellierte an den Investor, eine für alle Seiten vertretbare Lösung zu finden.
Er dankte der Stadtverwaltung, dass die Anregungen der Politik im städtebaulichen Vertrag verankert wurden. Nahezu alle offenen Fragen seien beantworten worden. Ein Punkt sei allerdings nicht eingeflossen: Die Vordächer. „Wir haben aber die Hoffnung, dass der Eingriff in unser Herz, in unsere Fußgängerzone schnell und reibungslos umgesetzt wird“, so Tönskötter. Das Bauprojekt werde die Attraktivität der Einkaufsmeile steigern. Gleichzeitig mahnte der Ratsherr: „Was wird nicht gebrauchen können, ist eine weitere Zahnlücke im Herzen der Stadt.“
Hans-Georg Bachmann, Fraktionssprecher der SPD, sagte, dass jetzt die Stadtentwicklung fortgesetzt werden könne. Dadurch bekomme die Porschestraße nach Eröffnung der City Galerie und dem Bau des Glasdaches einen weiteren Schub. Es sei positiv, dass neben Büro- und Gewerbeflächen in den Obergeschossen Wohnraum entstehe, wovon 10 Prozent geförderter Wohnungsbau sei. „Uns war es wichtig, dass die Menschen, die in den unteren Geschossen arbeiten, sich in den Stockwerken darüber eine Wohnung leisten können.“ Es sei schade, dass die gewünschten Glasdächer nicht realisiert würden, sie könnten aber nachgerüstet werden.
Bachmann hielt aber auch mit Kritik am Investor nicht hinter dem Berg. Der aktuelle Zustand der Porschestraße sei im Moment eine Katastrophe. „Der Investor hat nichts aus seinem Engagement am Nordkopf gelernt, hat auch in der mittleren Fußgängerzone alles leergezogen“, kritisierte der SPD-Fraktionssprecher mit Blick auf die Lücke im Norden der Porschestraße, wo einmal die Brawo City entstehen soll. Die Geschäftszeile in der mittleren Porschestraße, deren Schaufenster zurzeit abgeklebt sind, hätte mit Pop-Ups, also temporären Nutzungen, belebt werden können. „Wir sehen jetzt den Investor in der Pflicht, so schnell wie möglich einen Bauantrag zu stellen“, sagte er.
Kai Kronschnabel (CDU) bezeichnete die Arkaden als „einen Meilenstein für die Porschestraße-Mitte.“ Eine Aufwertung des alten Haerder-Kaufhauses sei dringend und es „ist gut, dass es hier weiter geht.“ Positiv zu bewerten sei das Vertrauen des Investors, in solch anspruchsvollen Zeiten.
Die Volksbank plant die Arkaden in mindestens zwei aufeinander folgenden Bauabschnitten umzusetzen. Insgesamt entstehen dabei nach aktueller Planung rund 11.000 Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie und etwa 17.000 Quadratmeter für Wohnen, Büro und Gesundheit. Der erste Bauabschnitt soll Mitte 2025 mit dem Abriss von Gebäuden an der Porschestraße 60 - 66 starten.
„Wir entwickeln neue Lebens- und Aufenthaltsqualität: urbaner Wohnraum, moderne Einzelhandelsflächen und attraktive Büros werden entstehen. Wir wollen mit den Brawo Arkaden die Innenstadt ganz gezielt stärken“, teilte Claudia Kayser, Leiterin der Direktion Wolfsburg der Volksbank Brawo in einer Pressemitteilung mit.
Der zweite Bauabschnitt startet im Anschluss, sobald die Vermarktung im ersten Abschnitt erfolgreich angelaufen ist. Die Aufteilung in Abschnitte habe zwei Vorteile: „Wir können so noch besser auf Interessen von Mietern Rücksicht nehmen und kleinere Bauabschnitte sind verträglicher für die Stadt. So lassen sich Belastungen für Anwohner und Innenstadtbesucher minimieren“, so Kayser.
Der Bebauungsplan sehe eine gestaffelte Höhenentwicklung vor, die sich an die angrenzende Bebauung anpasse und an der höchsten Stelle rund sieben Vollgeschosse umfasse. Ein Großteil der Grundstücke gehöre bereits der Volksbank. Weitere Grundstücksverhandlungen laufen, so das Kreditinstitut.