Städteranking 2024: Wolfsburg erobert Spitzenplatz 72 Großstädte im Test – VW-Stadt kämpft auch mit Negativ-Trends
Wolfsburg. Wolfsburg hat sich im Städteranking der „Wirtschaftswoche“ den Spitzenplatz als nachhaltigste Stadt Deutschlands zurückerobert. In der Gesamtauswertung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien landet Wolfsburg wieder auf Rang eins, nachdem es die Spitzenposition im Vorjahr an Heidelberg abgeben musste. Die VW-Stadt ist auch im Niveauranking mit Platz 6 die einzige norddeutsche Stadt unter den Top Ten.Besonders gut schnitt die Stadt mit Platz 2 bei der ökonomischen Nachhaltigkeit ab. Dabei spielen folgende Werte eine Rolle: Die VW-Stadt hat die meisten Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung und die höchste Ingenieursdichte. Bei der Zahl der Patentanmeldungen liegt Wolfsburg auf Rang zwei. In der Nachhaltigkeits-Kategorie Ökologie belegt Wolfsburg insgesamt Platz 6 und punktet dabei unter anderem mit der zweithöchsten Ladesäulen-Dichte von 76,8 Elektrotankstellen auf 100.000 Einwohner, weiter vorn liegt nur Ingolstadt. Auch beim Indikator alternativen Heizenergien landet Wolfsburg auf Rang zwei.Beim Teilbereich „Soziales“ im Nachhaltigkeitsindex hat Wolfsburg ebenfalls gut abgeschnitten. In der Stadt gehen nur 2,3 Prozent der Jugendlichen ohne Schulabschluss von der Schule ab. Zum Vergleich: Beim Schlusslicht Chemnitz sind es 14 Prozent, der Mittelwert im Ranking lag bei 7,3 Prozent. Zurückzuführen ist Wolfsburgs Abschneiden laut Mitteilung der Stadt unter anderem auf die konsequente Sprachförderung und das Ganztagskonzept an sämtlichen Wolfsburger Grundschulen. „Das Ranking zeigt uns deutlich, dass jeder in die Bildung investierte Euro eine sehr gute Investition in die Zukunft unserer Stadt ist“, so Weilmann weiter. „Auch in Zeiten knapper Steuereinnahmen werden wir die Bildung im Fokus behalten.“Darüber hinaus wird der Stellenwert von Wolfsburg als Wohnort immer wichtiger. Zwar bleibt Wolfsburg Pendlerhochburg, immer mehr Menschen entscheiden sich aber dazu, vor Ort zu wohnen und nicht mehr zu pendeln. Die Stadt sieht dies als Zeichen dafür, dass die seit 2012 umgesetzte Wohnbauoffensive Früchte trägt. Auch das Wanderungssaldo – also der Zuzug von Personen – ist positiv: Bei den 25- bis unter 30-jährigen liegt Wolfsburg auf Platz 13, bei den 30- bis 50-jährigen auf Platz 11.Einen großen Anteil machen auch Akademikerinnen und Akademiker aus: In Sachen Beschäftigte mit akademischem Abschluss liegt Wolfsburg ganz weit vorne auf Platz 9 – hinter Großstädten wie München (Platz 1), Frankfurt (Platz 2) und Berlin (Platz 4) und noch vor Hamburg (Platz 13). Ein Aspekt, den die Stadt in Zukunft weiter ausbauen will. Derzeit arbeitet die Stadt an einem Zukunftskonzept Wissenschaft, das eine optimale Verknüpfung zwischen Hochschulen, Stadt, Unternehmen und Gesellschaft herstellen soll.Warnzeichen gibt es dagegen aufgrund des stotternden Jobmotors in der VW-Stadt: Beim Dynamikranking haben sich viele Indikatoren in Wolfsburg negativ entwickelt, hier belegt die Stadt Rang 64. Wolfsburg wies im Jahr 2022 zwar das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter den untersuchten Städten auf, hatte laut der Studie zwischen den Jahren 2017 und 2022 aber auch im Gegensatz zu den meisten Städten einen Rückgang zu verzeichnen. Die VW-Stadt landet mit einem Minus von 10,4 Prozent auf dem zweitletzten Platz im Ranking. Außerdem ging in den meisten Städten der Anteil der Bürgergeld-Empfänger im Vergleich der Jahre 2018 und 2023 zurück, Wolfsburg verzeichnete hingegen mit 0,7 Prozentpunkten einen Anstieg und landete auf dem zweitletzten Platz, auch die Jugendarbeitslosigkeit nahm zu.Auch die Nachfrage im Hotelgewerbe lässt zu wünschen übrig. Die Zahl der Gästeübernachtungen je Einwohner ging innerhalb von fünf Jahren um 0,6 zurück (Platz 71). Zudem leidet Wolfsburg vergleichsweise stark unter Ärzteschwund. Die Zahl der Ärzte pro 100.000 Einwohner sank laut des Rankings um 7,4 Prozent, das entspricht Platz 66.Die Ergebnisse stammen aus dem Städteranking von IW Consult im Auftrag des Internet-Portals Immoscout24 und der „Wirtschaftswoche“. Bei der jährlichen Untersuchung werden außer der Nachhaltigkeit die aktuelle Lage (Niveauranking) und Veränderungsraten (Dynamikranking) anhand verschiedener Indikatoren von 72 kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern verglichen. Analysiert werden Faktoren wie Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilien und Lebensqualität.