Die Mail ist am 27. November in das Postfach des Vereins eingegangen. Kluge berichtet, dass sie daraufhin im Internet nach der Mailadresse gesucht haben. Ohne Erfolg: Die Nachricht war von einem anonymen Dienst verschickt worden. „Laut unserer Recherche haben mehrere Personen in Deutschland solche Mails mit homophoben Äußerungen bekommen. Das ist eine größere Masche“, so Kluge.
Die Mitglieder sind immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert: Zuletzt wurden der Christopher Street Day (CSD) in Wolfsburg im September von einigen mutmaßlichen Neonazis gestört. 19 Personen wollten die Demonstration aufhalten, das konnte jedoch durch die Polizei verhindert werden.Der CSD Wolfsburg ist ein eingetragener Verein mit 37 Mitgliedern. Die Gruppe organisierte die Demo, bei der rund 800 Teilnehmende vom Brandenburger Platz zum Rathaus zogen. Bei der bunten Parade sagte Kluge: „Wir wollen einfach genau die gleichen Rechte wie alle anderen. Wir wollen unbeschwert auf die Straße gehen können, so wie wir sind, und keine Angst davor haben, ausgegrenzt zu werden.“Doch Menschen aus der Community werden immer wieder ausgegrenzt, beleidigt und sogar körperlich angegriffen. So wurden zwei Teilnehmende nach dem CSD in Hannover im vorigen Jahr attackiert und mit Tritten schwer verletzt. .
Nach der Veranstaltung in der VW-Stadt kam es zu einer Schlägerei in Gifhorn, die vermutlich politisch motiviert gewesen ist. Bei dem Vorfall soll eine vierköpfige Gruppe eine Frau aus dem Bus gejagt und auf sie eingetreten haben, als sie am Boden lag. Gifhorns Politik äußerte sich zu dem Fall.Für Aufsehen sorgte zuletzt auch die homophobe Äußerung von VfL-Stürmer Kevin Behrens Ende September. „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht“, hatte der Fußballer geäußert und sich mehrfach geweigert, ein Regenbogentrikot zu unterschreiben. Der Torjäger musste eine Geldstrafe zahlen. Außerdem erhielt er eine Abmahnung. Kevin Kluge hätte eine anderes Vorgehen besser gefunden: „Wir hätten es begrüßt, wenn er sich in einer Organisation der LGBTQ-Community hätte engagieren müssen.“
Nach Angaben des Vereins feuere die rechte Szene die Beleidigungen gegen die Community an. Deshalb habe sich zuletzt eine Person in den Chat der Gruppe „Jugend Rechts“ eingeschlichen. In dem Chat äußerten die Mitglieder immer wieder ihren Hass gegen die Teilnehmer des CSD sowie gegen Ausländer. Kluge berichtet, dass der Verein immer wieder homophobe Nachrichten auch über Instagram erhält. In der Mail, die vor einigen Tagen gesendet wurde, schrieb ein Unbekannter „Gleichgeschlechtliche Paare“, dann das Symbol eines Pfeils und „eckelig“ (sic). Der Verein hat keine Anzeige erstattet, die Mitglieder „lassen sich nicht unterkriegen“. Der 34-Jährige ergänzt: „Es ist traurig, dass manche kein Verständnis für die Gruppen haben, die wir vertreten. Doch Angst haben wir wegen der Nachrichten nicht. Wir planen schon den nächsten CSD in Wolfsburg.“