In von Krisen geprägten Zeiten mit vielen schlechten Nachrichten ist diese Aktion ein Beispiel für ein tolles Engagement. Im Gedenken an ihren früheren stellvertretenden Schulleiter Wilfried Nehls, der am 1. Dezember im Alter von 72 Jahren verstorben war, haben ehemalige Schüler, die vor rund 20 Jahren ihre Reifeprüfung am Gymnasium Fallersleben abgelegt hatten, eine online-Spendenaktion ins Leben gerufen. Nehls war von 1980 bis 2019 an der höheren Lehranstalt in der Hoffmannstadt tätig und hat seine Spuren hinterlassen - im Unterricht, auf Klassenfahrten, vor allem aber offenbar in den Herzen der Schüler.
„Mit tiefer Betroffenheit haben wir vom Tod des stellvertretenden Rektors und Oberstufenkoordinators a.D. Herrn Wilfried Nehls erfahren“, teilen die ehemaligen Gymnasiasten eingangs zu ihrer auf der Internet-Plattform „gofundme“ gestarteten Spendenaktion am 4. Dezember mit. Unter dem Titel „Gedenken Wilfried Nehls“ riefen die ehemaligen Schüler zu einer Spende auf. Am Tag nach Weihnachten fand das Fußballturnier der ehemaligen Gymnasiasten statt. „Da Herrn Nehls das Turnier sehr am Herzen lag, wird das Turnier in diesem Jahr auch ihm gewidmet sein“, teilten die ehemaligen Schüler im Vorfeld mit.
„Herr Nehls war ein Mensch, der geliebt hat, was er getan hat, der immer mit Herzblut bei der Arbeit war. Von jedem Schüler des GyFa kannte er den Namen, den Geburtstag, gratulierte selbstverständlich persönlich. Hielt Kontakt, auch nach dem Abitur. Für ihn war die Schule nicht mit dem Gong beendet. Für jeden hatte er ein offenes Ohr, hat sich um Anliegen gekümmert, auch wenn sie nicht in seinen Bereich fielen. War immer bemüht, das Beste für die Schüler und die Schule zu erreichen“, schreiben die ehemaligen Schüler anerkennend.
Weiter teilte die Initiatoren auf dem Online-Portal mit: „Unser Anliegen ist es, Herrn Nehls, seine Arbeit, sein Engagement und alles, was er für uns Schüler und das GyFa gemacht hat, zu würdigen. Von einer weiteren Traueranzeige wollen wir absehen, ihm auf anderem Weg gedenken“, heißt es. Die Spenden sollen dem Förderverein des Gymnasium Fallersleben zur Verfügung gestellt werden. „Sodass etwas Bleibendes angeschafft werden kann. Dies wäre wohl ganz im Sinne von Herrn Nehls“, schreiben die Ehemaligen.
Die Spenden-Resonanz kann unumwunden als gewaltig bezeichnet werden. Stand 13. Dezember waren es 19.130 Euro. 668 Spender haben ihren Beitrag geleistet. Die Höhe der einzelnen Spenden reicht von 410 Euro vom Abi-Jahrgang 1987 bis hin zu einem Obolus von fünf Euro. Die Initiatoren haben ein Spendenziel von 25.000 Euro gesetzt, Mitte Dezember waren 77 Prozent davon schon erreicht. „Wir sind überwältigt von dieser Summe“, teilte Frauke Heine, Vorsitzende des Schul-Fördervereins, auf Anfrage mit. „Im Januar trifft sich ein Gremium aus Eltern, Fördervereinsmitgliedern, Schülern und Lehrern, um darüber zu beraten, wie die Spende im Sinne von Wilfried Nehls ausgegeben werden kann“, so Heine.
Wilfried Nehls war im Juli 2019 im Alter von 67 Jahren aus dem Schuldienst verabschiedet worden. Im Rahmen einer Feierstunde in der vollbesetzten Aula des Gymnasiums Fallersleben würdigten die Laudatoren ihn als Pädagogen, der den Schülern auf Augenhöhe begegnet sei. Seinen Schützlingen sei er immer zugewandt und die Zuverlässigkeit in Person gewesen. Er habe sich niemals gescheut, über den normalen Unterricht hinaus für das Gymnasium immer wieder zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Oberstudienrätin Sabine Pemberneck sagte damals, Nehls sei bei allen Veränderungen, die es an der Schule gab „immer eine zuverlässige Konstante“ gewesen.
Der Ortsrat Fallersleben zeichnete Nehls im Oktober des Jahres 2019 mit dem Hoffmann von Fallersleben Ring aus. Nehls ist der fünfte Träge des Rings. Die damalige Ortsbürgermeisterin Bärbel Weist würdigte in ihrer Laudatio das langjährige „außergewöhnliche Engagement für Bildung“ und auch „sein großes Bemühen um junge Menschen.“ In einem Interview mit der WAZ antwortete Wilfried Nehls auf die Frage, warum er seine Zeit im Schuldienst freiwillig um zwei Jahre verlängert hatte: „Das Unterrichten, die Erledigung der vielfältigen Aufgaben innerhalb der Schulleitung und das Planen und Organisieren von zusätzlichen Aktivitäten für die Schulgemeinschaft habe ich täglich als interessante Herausforderung angesehen und niemals als Belastung empfunden.“