„Wir haben die Bürger an der Namensfindung nicht beteiligt“, begründete PUG-Fraktionssprecher Adam Ciemniak den Antrag der PUG. Es sei etwas Grundlegendes, die Bürgerinnen und Bürger bei Entscheidungen, die sie direkt betreffen, auch zu hören. Die Menschen müssten die Möglichkeit bekommen, ihre Meinungen zu äußern. Dabei schlug Ciemniak vor, die Befragung der Einwohner parallel zur Bundestagswahl durchzuführen. Das sei nicht nur nahezu kostenneutral, sondern auch repräsentativ. Wobei der PUG-Fraktionssprecher nicht auf dem Termin beharrte. Vielmehr gehe es darum, die Bürger überhaupt zu befragen, der Zeitpunkt könne auch ein anderer sein. „Traut ihr den Bürgern nicht zu, eine Entscheidung zu fällen?“, fragte Ciemniak.
Ortsbürgermeister Sabah Enversen (SPD) sah die Sache anders. Die Frage bei der Bundestagswahl zu stellen, überfordere die Bürger. Diese müssten zunächst qualitativ hochwertig über die Gründe der Umbenennung informiert werden. Und dafür bliebe keine Zeit bis zur Bundestagswahl, so könnten die Bürger keine fundierte Entscheidung treffen. Damit sie es könnten, müssten man auch Geld in die Hand nehmen. Zugleich erklärte er: „Der Name ist das Werkzeug, mit dem wir Bürgerbeteiligung schaffen. Die Entscheidung des Ortsrats dazu steht.“ Ein Klieversberger bleibe immer ein Klieversberger, aber mit dem Namen Waldstadt könnten diese oder ein Laagberger mehr anfangen als mit dem bisherigen Namen. „Mitte-West klingt wie eine Autobahnausfahrt“, sagte Enversen. Zudem sei der Name eben nicht vom Himmel gefallen, sondern sei am Ende eines Prozesses gestanden, bei dem sich der Ortsrat mithilfe einer Agentur und der WMG daran gemacht habe, eine Markenbildung zu beginnen, mit der Identifikation geschaffen werden kann. Damit habe man den Ortsrat Mitte-West sichtbarer machen wollen.
In einem gemeinsamen Antrag hatten im September Enversen sowie dessen Stellvertreter die Umbenennung des Ortsrats Mitte-West in Waldstadt beantragt. Wegen des gesundheitlichen Zustands des inzwischen verstorbenen Ortsbürgermeister-Vizes Wilfried Andacht (CDU) war eine Sondersitzung einberufen worden. Die Befürworter erhoffen sich davon eine bessere Wahrnehmung des größten Ortsratsgebiets in der Stadt Wolfsburg sowie ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Die Gegner der Umbenennung kritisierten weniger den von der Agentur vorgeschlagenen Namen als das Verfahren ohne Bürgerbeteiligung und die Kosten: bisher rund 25.000 Euro aus Ortsratsmitteln. Es gab damals fünf Gegenstimmen, zehn Mitglieder stimmten für den Antrag.
Laut Ciemniak hätte dazu aber auch zwingend gehört, den Namen und den gesamten Prozess öffentlich zu beraten, das habe man aber immer abgelehnt. So fühlten sich die Menschen nicht mitgenommen. Der neue Name komme eben auch nicht überall gut an. „Wir sind nicht partout gegen den Namen, aber wir müssen doch die Bürger einbinden“, betonte er.
„Der Antrag geht vollkommen an der Realität vorbei“, sagte hingegen SPD-Fraktionssprecher Silvestro Gurrieri. Mitte-West bedeute für viele der Bewohner gar nichts. Sie könnten mit dem Begriff nichts anfangen. Mit dem neuen Namen Waldstadt habe man eine Kommunikationsplattform für die Bürger geschaffen. Unter dessen Dach Bürgerbeteiligung stattfinden werde.
Für Michael Sutoris (CDU), der für Andacht in den Ortsrat nachgerückt ist, geht es jetzt vor allem um eines. Der Name sei eine Plattform, unter deren Dach die Bürger gemeinsam Initiativen aufbauen und Themen voranbringen können. Wenn diese mit Leben gefüllt werden, schaffe es auch die Identifikation mit dem Ortsteil, die bisher fehlen würde. „Mit Themen, die sie interessieren, wie die Nahversorgung Dunantplatz oder Brandenburger Platz“, sekundierte Enversen.
Neben den beiden PUG-Mitgliedern im Ortsrat stimmte am Ende nur noch Nico Kasprzyk (Grüne) für den Antrag der PUG. „Das ist ein idealistischer Antrag. Wir wollen Bürgerbeteiligung haben und das ist jetzt die Möglichkeit eine Bürgerbeteiligung zu bekommen. Sie wird uns auf dem Silbertablett serviert“, begründete er seinen Entschluss. Wie viele Bürger am Ende dabei mitmachten, sei eine andere Frage, aber sie sollten die Chance bekommen, ihre Meinung wiederzugeben.