„Der Grund, warum ich hier bin, ist der Artikel in der WAZ, den ich damals gelesen habe“, berichtet der neu gewählte 1. Vorsitzende Klaus Ulrich (56). Kurz vor Ende seines Berufslebens bei VW sei er auf das Thema aufmerksam geworden und habe sich dann telefonisch bei der Tafel gemeldet. „Ich wollte mich nach meinem Berufsleben sozial engagieren“, sagt Ulrich über seine Motivation. Der Kontakt zur Tafel war aber schon vorher da, weil sein Sohn bereits im Rahmen eines Freiwilligendienstes ein Dreivierteljahr bei der Tafel gearbeitet hatte. „Das hat ihm in seiner Weiterentwicklung gutgetan. Er hat viel von der Arbeit bei der Tafel erzählt“, berichtet Ulrich. Er halte es für unheimlich wichtig, dass auch in einer wohlhabenden Stadt wie Wolfsburg eine solche soziale Einrichtung weiter existieren könne. „Das darf nicht daran scheitern, dass sich niemand für den Vorstand findet“, betont er.
Claus Wilms (80) ist als 2. Vorsitzender gewählt worden und hat bereits in der Tafel gearbeitet. „Ich helfe in der Lebensmittel-Ausgabe am Mittwoch und am Freitag mit.“ Ihm war natürlich nicht entgangen, dass ein neues Vorstandsteam gesucht wird. „Ich habe mir gesagt, es kann nicht sein, dass mit der Tafel Schluss ist, denn hier wird eine sehr wichtige Arbeit geleistet. Deshalb bringe ich mich in die Vorstandsarbeit mit ein.“
Das Vorstandsteam komplettieren Detlef Conradt (79) als Schriftführer und Werner Karius (78) als Kassenwart. Sie führen damit ihre alten Posten fort. Auch Beisitzer wurden neu gewählt, es sind: Michael Geissler, Marita Palazzo, Monika Kamphenkel, Angelika Jahns, Dietlind Göricke und Birgit Sander. Die Zahl der Beisitzer wurde damit von ursprünglich drei auf sechs erhöht.
„Die Beisitzer bekommen entsprechende Verantwortungsbereiche im Laufe der Zeit“, erläuterte Werner Karius zur Satzung der Tafel. „Ein weiterer Grund ist, dass wir aus diesem Kreis den nächsten Vorstand mitwählen können“, ergänzt Detlef Conradt, der sich erneut für drei Jahre zur Verfügung gestellt hat, aber seinen Rückzug aus familiären Gründen ankündigt. „Ich werde bald die 80 überschreiten und stehe dann nach Ablauf dieser Wahlperiode nicht mehr für ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung, denn das habe ich insgesamt 60 Jahre gemacht.“ Mit der erhöhten Anzahl der Beisitzer schafft sich die Tafel also letztlich auch die personelle Grundlage, um in Zukunft fortbestehen zu können.
Die Wolfsburger Tafel sieht sich erst einmal gut aufgestellt. So konnte die Zahl der Mitglieder von 17 im Jahr 2021 auf aktuell 34 Mitglieder verdoppelt werden. Auch ehrenamtliche Helfer gibt es im Moment genügend. Mehr als 60 Männer und Frauen packen beim Sortieren und in der Ausgabe mit an. Neben den Ehrenamtlichen ergänzen fünf Mitarbeiter im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit des Jobcenters sowie zwei Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) das Team.
1.200 Bedarfsgemeinschaften sind Kunde bei der Wolfsburger Tafel, darunter 500 Kinder. Dreimal in der Woche werden die Lebensmittel in der Kleiststraße an die registrierten Kunden ausgegeben. Zurzeit wird bei der Tafel auf ein digitales Kundenverwaltungssystem umgestellt: Die Ausweise der Kunden können damit digital erfasst werden, was die Abläufe an den drei Ausgabetagen beschleunigt. „Die Einlasskontrolle wird dadurch für uns erleichtert“, berichtet Conradt. Bis Ostern werde die Neuerfassung der Kunden wohl noch andauern, dann bekommen alle einen neuen Ausweis, das soll parallel zur Lebensmittel-Ausgabe geschehen. Die Bedürftigkeit müssen Kunden zuvor anhand von amtlichen Papieren nachweisen können.
Zwei Crafter der Wolfsburger Tafel fahren regelmäßig auf ihren Touren in der Region 20 Stationen ab, darunter Supermärkte, Restaurants und Bäckereien, um die gespendeten Lebensmittel abzuholen. Neben Sachspenden ist die Tafel aber auch auf Geldspenden angewiesen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Die Kosten summieren sich: Die Autos müssen gewartet und betankt werden, die Miete und die Nebenkosten für das Haus in der Stadtmitte bezahlt werden. Wer die Arbeit der Tafel unterstützen möchte, kann sich unter der Telefonnummer (05361) 21912 melden.