Die Taten sind alarmierend: Anfang März 2024 war ein junger Mann aus dem Landkreis Gifhorn bei einer Auseinandersetzung in Höhe des Spielplatzes am ZOB lebensgefährlich verletzt worden. Auch die anderen im Streit involvierten drei Heranwachsenden trugen Verletzungen davon. Im November 2023 war ein 18-Jähriger durch einen Messerstich verletzt worden und musste im Klinikum behandelt werden. Zwischen Hauptbahnhof im Westen und den Designer Outlets im Osten der Stadt Waffen ist es nun seit Jahresbeginn verboten, Waffen zu tragen. Auch die nördliche Porschestraße am ZOB, der Willy-Brandt-Platz, der Sara-Frenkel-Platz und der östliche Teil der Poststraße sowie die Siegfried-Ehlers-Straße und die Bahnhofspassage gehören zum waffenfreien Gebiet.
„Wir finden es gut, dass es jetzt die Verbotszone gibt. Es ist auch gut, dass die Polizei in der letzten Zeit stärker präsent ist“, sagt Werner Wawrok, der im nahe gelegenen „Bierbrunnen“ hinter dem Tresen steht. Er erinnert sich sofort an die Schlägerei, die im vergangenen Frühjahr Schlagzeilen gemacht hatte. „Wir erleben jeden Tag, was hier los ist. Vor allem am ZOB gab es in der letzten Zeit immer ein bisschen Stress“, sagt Wawrok. Vermutlich seien im Umfeld der Markthalle Tauschgeschäfte im Drogenmilieu abgelaufen. Die Tageskneipe mit Blick auf den Sara-Frenkel-Platz und die Bahnhofspassage befindet sich direkt in der Waffenverbotszone. „Ob diese Zone etwas bringt, wird sich zeigen, aber es gut, dass so etwas einmal ausgesprochen wurde“, ist Wawrok überzeugt.
Die Gäste fühlen sich in der Umgebung aber dennoch immer noch sicher. „Wir haben hier noch keinen Stress gehabt“, sagt Wawrok. Auch wenn die auswärtigen Fußballfans zum Spiel gegen den VfL anreisen und ein paar Gilde vor der Bundesligapartie trinken, sei alles ruhig. Die Gäste sind gelassen. „Hier ist alles safe“, sagt ein Gast der anonym bleiben wollte. Er meint: „Das Problem mit den Drogen hat sich verlagert. Eine Straße weiter.“ Ein anderer Gast zieht den Vergleich zur Bundeshauptstadt: „Ich wohne seit dreieinhalb Jahren in Wolfsburg und fühle mich hier sehr wohl und sicher. Denn im Vergleich zu Berlin ist das hier in Wolfsburg gar nichts“, sagt Dirk Dickl. Die Gäste berichten unisono, dass ihnen im Umfeld der Kneipe schon unterschiedliche Dinge angeboten worden seien, offenbar wollten Drogenabhängige Diebesgut zu Geld machen.
Im Erotik-Shop „Orion“ an der Bahnhofspassage arbeitet Marco Cipolla. „Am ZOB ist immer Aktion, vor allem abends“, sagt er. Eine Waffenverbotszone sei im Prinzip nicht schlecht. „Wenn aber nicht kontrolliert wird, dann bringt auch eine solche Zone nichts“, befürchtet er. Die Handydiebstähle in der Innenstadt hat Cipolla in Erinnerung. „Das läuft dann wahrscheinlich ähnlich ab wie bei den Alkoholdiebstählen im Supermarkt der City Galerie. Das wird dann draußen zu Geld gemacht, vermutlich für Drogen“, sagt er. Er selbst habe keine Bedenken, am Nordkopf unterwegs zu sein. „Davor habe ich keine Angst.“
An einer Haltestelle am ZOB steht Paula Z. und wartet auf den Bus. Von der Waffenverbotszone hat sie gehört, befürchtet aber, dass sich nichts ändern wird. „Ob Zone oder nicht. Hier kontrolliert keiner“, sagt sie. Die Diebstahlserie sei beunruhigend. „Man hat schon Angst, wenn man ein neueres Handy hat. Gegen Diebstahl kann man sich nur schwer schützen. Wer klauen möchte, findet einen Weg, auch wenn das Handy in der Tasche ist“, sagt sie. Seit Oktober 2024 trägt eine rätselhafte Serie von Handydiebstählen dazu bei, dass das Sicherheitsgefühl in der Fußgängerzone sinkt. Mehr als zwei Dutzend Mal schlugen der oder die Smartphoneräuber bereits zu. Der jüngste dokumentierte Fall ereignete sich am 29. Dezember, als einer 15-jährigen Wolfsburgerin auf dem Fußweg der Schillerstraße zwischen Dantehof und Immermannhof das Handy aus der Hand gerissen wurde. Die Schillerstraße war bislang mit neun Diebstählen trauriger „Spitzenreiter“. Weitere Taten ereigneten sich an der Kleiststraße, Porschestraße, Siemensstraße und Braunschweiger Straße. Die Polizei geht dabei von Beschaffungskriminalität aus.
„Wir haben diese gehäuften Handydiebstähle Fälle im Blick und treffen dazu auch die entsprechenden Maßnahmen. Was genau, kann ich natürlich an dieser Stelle nicht mitteilen“, sagt Polizeipresssprecherin Melanie aus dem Bruch. Zur Umsetzung der Waffenverbotszone und entsprechenden Auswirkungen könne sich die Polizei aber derzeit noch nicht äußern. Zunächst stehe ein Gespräch mit der Stadt Wolfsburg an.