Die Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme zu gewerblichen Zwecken ist zunächst vom 1. Februar 2025 bis zum 31. Januar 2030 - also auf fünf Jahre - befristet. Das Erlaubnisfeld „Wolfsburger Revier“ ist gut 123,5 Quadratkilometer groß und erstreckt sich über wesentliche Teile des Stadtgebiets und umliegende Gemeinden von Detmerode im Süden bis Jembke im Norden und von Wettmershagen im Westen bis zur Berliner Brücke im Osten.
Den finalen Antrag auf Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme hatten die Stadtwerke Mitte Juni vergangenen Jahres gestellt. Nachdem das LBEG den Antrag geprüft und der Stadt Wolfsburg sowie dem Landkreis Gifhorn Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben und die Samtgemeinden Boldecker Land, Brome und Isenbüttel sowie die Gemeinde Sassenburg informiert hatte, hat es nun die Erlaubnis erteilt. Diese gibt dem Unternehmen das grundsätzliche Recht, die Aufsuchung vorzunehmen. Tatsächliche Aufsuchungshandlungen dürfen allerdings erst nach Zulassung bergrechtlicher Betriebspläne erfolgen, für die unter anderem ein gesondertes Beteiligungsverfahren nötig ist.
Die Stadtwerke sehen in dem Feld Möglichkeiten, tiefengeothermische Projekte für die Wärmegewinnung zur kommerziellen Nutzung umsetzen zu können. Mit der Erstellung eines Fernwärme-Transformationsplans zur Dekarbonisierung des bestehenden Wärmenetzsystems haben die Stadtwerke Wolfsburg und die LSW die erneuerbaren Wärmepotenziale untersucht. Die Tiefengeothermie stellt dabei eines dieser Wärmepotenziale dar.
Das Erlaubnisfeld ist ein zeitlich und räumlich abgestecktes Recht, nähere Erkundungen bis Januar 2030 vornehmen zu können. Für die Auswahl des Erlaubnisfeldes waren laut Stadtwerken zwei Kriterien relevant. Zum einen muss das Erlaubnisfeld eine Nähe zum bestehenden Wärmenetzsystem haben. Zum anderen müssen die geologischen Bedingungen einbezogen werden.
Bis 2030 wollen die Stadtwerke die Maßnahmen des Fernwärme-Transformationsplans sukzessive angehen. Die LSW hat entschieden, zunächst das Potenzial der Abwasserwärme als ersten Baustein zur Dekarbonisierung der Fernwärme zu verfolgen. Das Potenzial der Tiefengeothermie wird parallel weiter bewertet. Laut Stadtwerken besteht das kurzfristige Ziel darin, bereits im Jahr 2030 einen Anteil von 30 Prozent der Nettowärmeerzeugung aus CO2-freien Quellen zu gewinnen.
Wie sehen die weiteren Pläne der Stadtwerke über 2030 hinaus aus? „Wir stehen beim mittel- und langfristigen Ausbau mit unserem Partner Volkswagen Kraftwerke im Austausch und bewerten gemeinsam die weiteren Möglichkeiten zur Dekarbonisierung der Fernwärme in Wolfsburg“, teilen die Stadtwerke auf Anfrage mit. Die Kunden der Wolfsburger Fernwärme können sich durch die Transformation des bestehenden Wärmenetzsystems weiterhin auf eine sichere, zuverlässige und moderne Versorgung mit Fernwärme verlassen, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.
Nachdem das LBEG im vergangenen Monat bereits das Feld „Braunschweig V“ zugeteilt hat, stehen nun zahlreiche Gebiete gerade im östlichen Niedersachsen im Fokus von möglichen Tiefengeothermie-Projekten. „Wir haben aber in nahezu ganz Norddeutschland gute bis sehr gute geologische Voraussetzung für die Nutzung von Erdwärme“, sagt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier. „Dieser wertvolle ressourcen- und klimaschonende Baustein für die Wärmewende hat eine große Bedeutung“, so der Behördenleiter. Das hätten zahlreiche Unternehmen erkannt, die nun Tiefengeothermie-Projekte anstoßen.