Schillerstraße: Experten untersuchen Boden in acht Metern Tiefe
Tiefenbohrungen als Vorbereitung für Bau der Brawo-Arkaden –
Schmutzwasserleitung soll neu verlegt werden

Blick in die Unterwelt: Experten führten am Samstag Probebohrungen in der Schillerstraße durch. Sie untersuchen den Boden im Vorfeld von Leitungsarbeiten.Foto: tim schulze
Wolfsburg. Es wurde laut am Samstag in der Wolfsburger City: Als vorbereitende Arbeiten für den späteren Bau der Brawo-Arkaden fanden auf der Schillerstraße zwischen Pestalozziallee und Kaufhofpassage sogenannte Tiefenbohrungen statt. Ziel ist es, den Asphalt und den Boden unter der Schillerstraße zu untersuchen, um böse Überraschungen in der späteren Bauphase zu vermeiden.

Wichtig dabei: Diese Tiefenbohrungen haben nicht direkt mit dem Bau der Brawo-Arkaden zu tun. „Hier soll eine neue Schmutzwasserleitung verlegt werden“, klärte Ingenieur und Projektleiter Ralf Rauscher vor Ort auf. Der eine Leitungsanschluss liegt in Höhe der Fußgängerampel an der Pestalozziallee, in Höhe von Müller und Sparkasse. Der zweite Anschluss liegt in Höhe des heutigen Parkhauses an der Schillerstraße. „Zwischen diesen beiden Anschlüssen wird die neue Leitung verlegt“, erklärte Rauscher.

Allerdings liegen die aktuellen Leitungen in einer Tiefe von rund fünf Metern unter dem Asphalt. Bohrungen in der Pestalozziallee gab es bereits, Samstag ging der Schillerstraße unter den Asphalt. „Wir bohren an vier Stellen“, erklärte Ingenieur Rauscher. Drei Löcher mussten auf der rechten Fahrbahn (in Richtung Kaufhof), ein anderes auf der anderen Fahrbahn gebohrt werden. „Wir haben Glück“, betonte Rauscher. „Ein paar Meter weiter und wir hätten in eine Felsformation hineinbohren müssen.“

Felsen? In Wolfsburg? „Ja“, betonte Rauscher. Die Schillerstraße hoch in Richtung Südkopf-Center gebe es eine massive Felsformation unter Wolfsburg – „dort zu bohren hätte länger gedauert als nur ein Samstag“. Am Samstag bohrten zwei Experten einer Fachfirma in jeweils acht Metern Tiefe. Das Prozedere: Mit baggerähnlichen Maschinen bohrten die Experten durch den Asphalt der Schillerstraße hindurch in die Tiefe hinein. Anders als normale Haushaltsbohrer sammelt der Spezialbohrer ein Stück Erde aus der Tiefe und befördert es nach oben.

„So kann die Erdbeschaffenheit genau analysiert werden“, erklärte Rauscher. Auch könne man sehen, wo das Grundwasser steht. „Außerdem analysieren wir den Asphalt“, so der Experte. Im Zuge der geplanten Tiefbauarbeiten könne man dann auch die Schillerstraße sanieren – „obwohl der Asphalt auf den ersten Blick gut aussieht“. Die neue Schmutzwasserleitung werde aber nicht in acht Metern Tiefe verlegt, sondern eher in fünf bis sechs Metern Tiefe. Trotzdem seien dafür ­später umfangreiche Arbeiten nötig.

Und was passiert mit den dicken Bohrlöchern? „Die stopfen wir wieder“, betonte Rauscher. Dafür gebe es speziellen Reparaturasphalt: Eine Art Granulat, mit dem man die Ränder des Bohrlochs ausfülle. Wen es interessiert: Auf der Pestalozziallee, in Höhe des Irish Pub, ist ein früheres Bohrloch deutlich zu sehen. Das hat sich allerdings abgesenkt, was Auto- und Motorradfahrer beim Überrollen deutlich spüren. Genau diesen Huckeleffekt will der Fachmann auf der Schillerstraße vermeiden. Und wozu all der Aufwand? Die neue Schmutzwasserleitung soll im Zuge des Baus der Brawo-Arkaden verlegt werden. Die ersten Abrissarbeiten an der Porschestraße 60 bis 66 sollen noch in diesem Jahr starten, das heißt vom Pavillon bis zum Porsche Hotel. „Jetzt werden die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger auch sehr bald Veränderung und Fortschritt in der Porschestraße sehen“, hatte Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) erst vor wenigen Tagen angekündigt.

Denn: Die Volkswank Brawo hat ihr Großprojekt Brawo-Arkaden in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt: Der erste Bauabschnitt soll in diesem Jahr starten – mit dem Abriss der Gebäude Porschestraße 60 bis 66. Und nicht, wie viele Wolfsburger vermuten, mit der Umgestaltung der Schiller-Galerie. Der zweite Bauabschnitt – die Umgestaltung der Schiller-Galerie – soll im Anschluss starten, „sobald die Vermarktung im ersten Abschnitt abgeschlossen ist“. Claudia Kayser, Leiterin der Direktion Wolfsburg der Volksbank Brawo, betont: „Wir können so noch besser auf die Interessen von Mietern Rücksicht nehmen, und kleinere Bauabschnitte sind verträglicher für die Stadt. So lassen sich Belastungen für Anwohner und Innenstadtbesucher minimieren.“

Die Brawo-Arkaden sollen ein moderner Gebäudekomplex werden, der sich von der Schiller-Galerie bis zum heutigen Porsche Hotel zieht. Nach aktueller Planung entstehen auf rund 11.000 Quadratmetern Einzelhandel und Gastronomie. Weitere 17.000 Quadratmeter sollen für Wohnen, Büro und Gesundheit zur Verfügung stehen. Ein Großteil der nötigen Grundstücke gehören bereits der Volksbank Brawo, weitere Grundstücksverhandlungen laufen bereits.

Der Bebauungsplan sieht laut Stadt eine gestaffelte Höhenentwicklung vor, die sich an die angrenzende Bebauung anpasse und an der höchsten Stelle rund sieben Vollgeschosse umfasse. Laut Dennis Weilmann und Volksbank-Direktorin Claudia Kayser sollen die Brawo-Arkaden die Attraktivität der Wolfsburger Innenstadt erhöhen.

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