Die Hauptursache für den Rückgang der Apothekenzahl liege laut Holz in den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Wir erhalten ein Honorar, das auf dem Stand von vor 20 Jahren ist“, sagt Holz. Gleichzeitig seien die Kosten aber in den vergangenen zwei Jahrzehnten gestiegen.
„Wir kämpfen seit Jahren um eine Honoraranpassung, dass wir Luft zum Atmen haben“, sagt Holz. Doch bisher habe sich nichts getan. Er sieht die Politik in der Pflicht, etwas zu tun. „Schließlich haben wir einen gesetzlichen Versorgungsauftrag“, sagt er. Dies habe auch das Bundesverfassungsgericht bestätigt und dem Gesetzgeber eine auskömmliche Honorierung der Apotheken abverlangt.
Sei die Zahl der Apotheken rückläufig, habe das negative Folgen für die Arzneimittelversorgung - insbesondere für die Notfallversorgung in der Nacht sowie an Sonn- und Feiertagen. Gerade in ländlicheren Gegenden müssten die Bewohner teilweise lange Wege auf sich nehmen, wenn sie außerhalb der normalen Öffnungszeiten dringend ein Medikament benötigen.
In einer Stadt wie Wolfsburg sei die Versorgung mit Apotheken derzeit noch gut, so Holz. Doch auch hier müsse man sich daran gewöhnen, künftig zu einem Notdienst möglicherweise mal nach Brome fahren zu müssen. Dies sei bisher in der Bevölkerung noch nicht so präsent. Die Bewohner in den Landkreisen seien mit der Thematik schon eher vertraut, da sie in der Vergangenheit schon entsprechende Erfahrungen sammeln mussten.
Für eine sichere Arzneimittelversorgung fordert der Landesapothekerverband Niedersachsen die Politik auf, die Apotheken finanziell zu stärken. Sie würden mit ihrer fachlichen Kompetenz und Expertise einen erheblichen Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung leisten - und das rund um die Uhr. Laut Landesapothekerverband seien es die Apotheken, die durch den Nacht- und Notdienst Arztpraxen und Krankenhäuser entlasten würden. Entfalle die dauerhafte Dienstbereitschaft der Apotheken, würden sich Patienten in Notfällen mehr denn je an Notdienststellen der Ärzte und Krankenhäuser wenden. So sei mit noch längeren Wartezeiten für Patienten zu rechnen.
Holz verdeutlicht, dass Apotheker im Laufe der Jahre immer mehr Dienstleistungen für ihre Kunden anbieten sollen, wie beispielsweise Impfen, die Zeit und Geld kosten. Dafür seien die Honorare nicht kostendeckend.
Auch mit jedem Medikament habe der Apotheker Arbeit, bei der Apotheken mittlerweile finanziell drauflegen. Lieferengpässe kämen hinzu, was viel zusätzliche Dokumentationsarbeit bedeute. Ein Problem sei darüber hinaus die Vorfinanzierung von Medikamenten, gerade, wenn ein teures Exemplar mit mehreren tausend Euro zu Buche schlage. Denn bis der Apotheker diesen Betrag von der Krankenkasse erstattet bekomme, vergingen einige Wochen.
Die gesamte Situation in der Apothekenlandschaft würde daher dazu führen, dass Nachfolger kaum bis gar nicht zu finden seien. „Man hat heute einfach seitens der Politik keine Planungssicherheit mehr“, sagt Holz. Eine weitere Hürde auf dem Weg zum Apotheker sei, dass es zu wenig Studienplätze für Pharmazie gebe.Zudem habe die Ausbildung zum Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) bis vor kurzem noch Geld gekostet und sei daher nicht gerade attraktiv gewesen. Dies habe sich allerdings vor zwei Jahren geändert. Jedoch gebe es nicht an allen Orten staatliche oder private PTA-Schulen. Auch dieser Umstand würde manche abschrecken, eine entsprechende Ausbildung zu beginnen, wenn noch lange Fahrwege oder möglicherweise das Wohnen an einem anderen Ort für kurze Zeit erforderlich seien.
Dass ein Apotheker, der sieht, dass er nicht mehr rentabel arbeiten kann, seine Apotheke nicht von heute auf morgen schließen könne, verdeutlicht Holz. Es gebe zahlreiche Verpflichtungen, deren Auflösung koordiniert werden müsse. So habe das Personal Verträge, es bestünden Mietverträge und auch mit den Anbietern bestimmter Software seien Verträge abgeschlossen worden.
All dies lasse sich nicht schnell auflösen. „Wenn sich heute jemand dafür entscheidet, seine Apotheke zu schließen, dauert es bestimmt zwei Jahre, bis er das Geschäft tatsächlich schließen kann.“ Während dieser Zeit laufe es dann meistens darauf hinaus, dass sich der Inhaber selbst ausbeute und von Erspartem lebe und zudem entsprechend viel selbst arbeite, um Kosten zu sparen.
Daher sei es dringend notwendig, dass die Politik schnell etwas an der Finanzierung ändere. Zurzeit schließen statistisch jeden Tag 1,5 Apotheken in Deutschland, so dass es nur noch gut 17.000 Apotheken in Deutschland gibt. „Damit sind wir im EU-Durchschnitt, was die Apothekendichte betrifft, im unteren Viertel angelangt“, sagt Holz. „Wenn man bedenkt, dass wir eine immer älter werdende Bevölkerung versorgen müssen, braucht es mehr Apotheken und nicht weniger.“