Zum Kunstgespräch in der Mittagspause sind über 70 Gäste gekommen. Gemeinsam mit Marcus Körber, dem Leiter der Städtischen Galerie, führten die Köche aus, wie Kunst und Kultur zur Sterneküche passen.
Saskia Elverfeld, gebürtige Wolfsburgerin, führt seit über zehn Jahren erfolgreich mit Mladen Durdic das Restaurant Schlossremise am Schloss Wolfsburg. Ihr Ehemann Sven Elverfeld, Drei-Sterne-Koch vom Restaurant „Aqua“, ist vielen als bester Koch Deutschlands bekannt.
Eine Zuschauerin wollte deshalb wissen, woher Sven Elverfeld seine Inspirationen für die Gerichte bekommt. „Selten beim Kochen oder im Restaurant“, so der Koch. Ideen fallen ihm beispielsweise beim Einkaufen oder im Urlaub ein. Seine Frau Saskia erzählte: „Das ist großartig. Einmal waren wir in einem Geschäft und er zeigte mir eine Vase und im nächsten Moment hatte er einen Einfall.“ Die Zuhörer waren begeistert von der Ehrlichkeit der beiden Köche. Eine Dame sagte: „Ich könnte ihnen stundenlang zuhören.“
Sven Elverfeld hat als Küchenchef vom Aqua schon einige Auszeichnungen bekommen. Das Restaurant wurde im neuen Gault&Millau Restaurantguide Deutschland 2025 erneut mit der Höchststufe von fünf Hauben ausgezeichnet. Die Bewertung hebt die kreative Küche und das meisterhafte Handwerk hervor.Die Begriffe Kunst und Handwerk fallen in der Auszeichnung. Doch in welchem Bereich sieht sich der Sternekoch? Und wo ist die Abgrenzung? Sven Elverfeld stellt klar: „Kochen ist ein Handwerk. Und mit Qualität und Kontrasten entsteht eine Gesamtkomposition auf dem Teller.“ Er fügt aber auch hinzu, dass es im Auge des Betrachters, also dem Gast, liege.
Der Sternekoch erzähle ebenfalls, wie diese Komposition entsteht. Nach einer Idee habe er die Zutaten im Kopf. Dann überlegt er, wie er sie auf einem Teller zusammenfügt - als Püree, fermentiert oder als Soße. Daraus ergibt sich die Konsistenz. Davon wiederum hängt der Teller ab. „Ich habe 50 verschiedene Teller zur Auswahl. Das Anrichten hängt zum Beispiel von der Temperatur ab. Und dann wirkt sich das Gericht auf jedem Teller anders aus“, erläutert er.
Zuschauerin Marianne aus Wolfsburg lobt im Gespräch mit der WAZ, dass der Sternekoch der Stadt Wolfsburg treu geblieben ist. „Ich mag die Bescheidenheit, weil er sich als Handwerker bezeichnet“, so die 85-Jährige zur Zeitung.
Saskia Elverfeld sagte zur WAZ, dass sie ihn als Künstler bezeichnet. „Es ist ein Understatement von ihm, was ich auch mag. Viele Sterneköche sehen sich als Künstler. Und das ist auch nicht von der Hand zu weisen, schließlich entwickelt Sven ein Gemälde auf dem Teller“, so die Geschäftsführerin von der Schlossremise.
Marcus Körber, Leiter der Städtischen Galerie, ordnete im Kunstgespräch ein, dass sich ein Künstler an keine Regeln wie Hygienevorschriften halten muss. „Daher ist das Kochen oder Anrichten zwar künstlerisch, aber man kann es nicht Kunst nennen“, so Körber.
Nach dem Kunstgespräch wurden die Tische im Jagdsaal gedeckt. Das Team der Schlossremise hat Königsberger Klopse mit Salzkartoffeln und Kartoffelomelett zubereitet. Gast Christian Roth folgt der These von Sven Elverfeld und sagte vor dem Essen: „Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Es kann sehr schön sein, aber es ist keine Kunst.“
Laut Saskia Elverfeld führe das Thema immer zu einer Grundsatzdiskussion zwischen den Ehepartnern. „Wir werden die Diskussion zu Hause auch weiter führen“, sagte Saskia Elverfeld.