Anschließend setzte sich der Demozug mit Plakaten wie „Make Umweltschutz great again!“ auf der Goethestraße in Bewegung, bog von der Pestalozziallee in die Porschestraße ab und endete auf dem Hugo-Bork-Platz unter dem Glasdach. Die Teilnehmer waren auf den ersten Blick mittleren Alters oder Rentner, jüngere Menschen aus der „Fridays-for-Future“-Bewegung waren „Mangelware“.
Eine solche Demo wurde am Freitag nicht nur in Wolfsburg veranstaltet, laut Haike Zacharias vom Bündnis Wolfsburger Klimaschutz, seien deutschlandweit 156 Demonstrationen angemeldet worden. Vor dem Sonnenscheinmarkt sagte sie zu den Teilnehmern: „Wir schaffen es nur gemeinsam, denn die Kräfte, die gegen den Umweltschutz sind stark. Daher ist wichtig, dass wir zusammenstehen.“
Am Rande der Demo erklärte Haike Zacharias, warum aus ihrer Sicht der Streik wichtig ist: „Unsere Lebensgrundlagen sind durch Verschmutzungen und Verunreinigungen gefährdet.“ Wasser, Luft und Boden seien stark kontaminiert. „Im Wasser, in der Luft und im Boden befinden sich hunderte verschiedene Pestizide, Ewigkeitschemikalien und Mikroplastik. All diese unsichtbaren Stoffe atmen wir ein, trinken und essen wir mit“, so Zacharias.
Geht ein solches Thema nicht vor allem die jüngeren Menschen an? Das griff die Wolfsburgerin Barbara Benstem in ihrem Redebeitrag auf. „Ich hatte die Hoffnung, dass diese Fridays-for-Future-Veranstaltung mehr Leute zusammenbringt, ich bin entsetzt. Wo sind die jungen Leute? Ich wollte ihnen Mut machen, der älteren Generation Dampf zu machen, damit endlich etwas passiert.“ Auf der Radfahrt in die Stadt habe sie eine FFP2-Maske wegen der Feinstaubbelastung getragen. „Das zeigt, wo wir in Wolfsburg stehen“, mahnte sie.
Kevin Kluge vom Sonnenschein Biomarkt betonte in seinem Beitrag: „Es ist schön, dass ihr den Mut und die Zeit aufgebracht habt, heute hier zu sein. Auch wenn wir nicht so viele sind, wie wir sein sollten.“ Es sei wichtig, zusammen in der Stadt zu demonstrieren und zu zeigen „die Umweltbewegung in Wolfsburg ist nicht unterzukriegen“, rief Kluge.
Alfred Hartung von „Attac“ stellte die neue Kampagne „Tax the rich“ vor. Umweltschutz dürfe nicht nur auf Kosten der kleinen Leute gehen. „Die Überreichen müssen zahlen. Wer Geld ohne Ende hat, muss besteuert werden“, forderte Hartung. Superreiche könne sich das Land nicht leisten, da sie wenig Steuern zahlten, der normale Bürger hingegen müsse zahlen. „Der Anteil der Superreichen an der CO₂-Emission ist überproportional hoch, daher müssen sie auch zur Kasse gebeten werden.“ Auch die Demokratie sei gefährdet, wenn Überreichen immer mehr Medienplattformen gehörten. „Es wird gehetzt – die Wut wird von oben nach unten geleitet“, so Hartung weiter.
Daniela Gernegroß von der Initiative „Heizung, Brot und Frieden“ kritisierte, dass aus ihrer Sicht in der EU mit 326 Milliarden zu viel Geld für Rüstung ausgegeben werde. „Dafür ist Geld da, aber Subventionen für das 9-Euro-Ticket werden gestrichen“. Für das besagte ÖPNV-Ticket seien noch 2,5 Milliarden Euro da gewesen, die dann immer weiter geschrumpft seien. „Mittlerweile sollen die Subventionen ganz gestrichen werden.“ Gemeinsam müsse in die Richtung Umweltschutz gelaufen werden, „und nicht jeder für sich.“
Karl Nümmes, Liedermacher aus Berlin, brachte mit Songs wie „Umweltalarm“ seine Botschaft mit seiner Gitarre unter die Leute. „Die Umweltzerstörung ist katastrophal, das ist kein Einzelfall, sondern global“ sang er. Die Veranstaltung klang friedlich, ohne Zwischenfälle unter dem Glasdach aus.