Freibadesaison steht bevor:
DLRG mahnt zur Vorsicht
Lebensretter verzeichneten deutschlandweit Anstieg von Unglücksfällen

DLRG im Einsatz auf dem Allersee: Die Ehrenamtlichen bereiten sich auf die Freibadesaison vor. Foto: Matthias Leitzke
Wolfsburg. Schon im Mai öffnen in vielen Städten die beheizten Freibäder. Dort ist das Schwimmen durch die kleinen Wasserflächen und die dortige Becken-Aufsicht relativ sicher. Das geht aus einer Statistik für das Jahr 2024 hervor, die von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vorgestellt wurde. In den Sommermonaten zieht es viele Menschen aber auch an größere Gewässer, wie zum Beispiel Seen und Flüsse. Der Gefahren an unbewachten Stränden sollten sich Schwimmer aber immer bewusst sein. Im vergangenen Jahr verzeichnete die DLRG leider insgesamt 411 tödliche Unglücke in Gewässern. Das sind 31 Todesfälle mehr als im Jahr zuvor. Im Bundesland Niedersachsen ereigneten sich 46 Unglücksfälle. In der Region Wolfsburg verunglückten seit 2022 aber keine Menschen beim Baden in Seen oder Flüssen.

Doch das muss nichts heißen, denn die DLRG stellte zum dritten Mal in Folge einen Anstieg bei der Zahl der Ertrunkenen in Deutschland fest. „Damit zählt diese Statistik erstmals seit 2019 wieder mehr als 400 Opfer“, sagte DLRG Präsidentin Ute Vogt und fügte hinzu: „Dieses Ergebnis sensibilisiert hoffentlich möglichst viele Menschen für die bevorstehende warme Jahreszeit.“ Eltern kleiner Kinder will die DLRG auf besondere Gefahren aufmerksam machen, unter anderem durch eine Kampagne auf 7.000 Werbeflächen.

Knapp die Hälfte (48 Prozent) der tödlichen Unfälle ereignete sich in den drei Sommermonaten. Besonders viele Menschen ertranken im Monat August: 80 Opfer bedeuteten laut DLRG eine Zunahme von 33 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat. Mehr Todesfälle in einem Monat (117) erfasste die DLRG zuletzt im August 2020. Auch in den ersten Monaten des Jahres war die Zahl der Menschen, die im Wasser ihr Leben verloren, größer. Im Herbst und im Winter kamen hingegen weniger Menschen zu Tode.

Rund 90 Prozent der Fälle ereigneten sich in Binnengewässern. Während die DLRG in Seen und Teichen (146) sechs Todesfälle weniger verzeichnete, stieg die Anzahl derer, die in einem Fließgewässer tödlich verunglückten. 2024 ertranken in Flüssen und Bächen 161 Menschen (2023: 147). „Die Flüsse, aber auch alle anderen unbewachten Gewässer sollten möglichst gemieden werden. Am sichersten ist das Baden und Schwimmen dort, wo Rettungsschwimmer im Notfall direkt vor Ort sind“, rät die DLRG-Präsidentin.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass dreiviertel der Verunglückten männlichen Geschlechts sind. „Oftmals gehören hier Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und Imponiergehabe zu den Gründen“, ordnet Sirima Winkler, 1. Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Wolfsburg, ein. Die Zahlen der Statistik sagen aber auch, dass bei älteren Menschen ein Anstieg bei den Unfällen zu verzeichnen war. Winkler: „Auch hier wird oftmals die eigene körperliche Konstitution überschätzt.“ Zudem führten äußere Einflüsse wie starke Hitze und zu kaltes Wasser vermehrt zu Kreislaufproblemen, die dann wiederum eine Notsituation auslösten.

Im Jahr 2024 musste die Wolfsburger Rettungsschwimmer dreimal am Allersee ausrücken um zu helfen. „In zwei Fällen hatten die Schwimmer ihre Fähigkeiten überschätzt und einmal war ein Boot gekentert“, berichtet Winkler. Die drei Gefahrensituationen hätten die ehrenamtlichen Helfer ohne Rettungsdienst der Stadt erfolgreich abgearbeitet, so Winkler. Der letzte Badeunfall mit Todesfolge hatte sich 2022 am Allersee ereignet, als ein 30-jähriger Mann nur noch tot geborgen werden konnte.

Damit es in dieser Saison nicht zu Unfällen kommt, vor allem nicht bei jüngeren Badegästen, 2024 waren 14 Kinder in deutschen Gewässern ertrunken, haben die Lebensretter von der DLRG noch wichtige Hinweise. Einer lautet: Kinder niemals unbeaufsichtigt baden lassen. Winkler weist zudem darauf hin, dass Schwimmflügel kein sicheres Hilfsmittel seien und bei der Nutzung eine korrekte Anwendung nötig sei. „Aufblasbare Wassertiere und Luftmatratzen bieten keine Sicherheit und sind niemals ohne erwachsene Aufsicht zu verwenden, auch beim Baden in Binnengewässern gibt es Strömungen und ein Abtreiben ist als Gefahrensituation möglich!“, erläutert die Vorsitzende der DLRG Wolfsburg. Die Rettungsschwimmer machen zudem deutlich, dass es auch in den eigenen vier Wänden zu Unglücken kommen kann. Unfälle ereignen sich oft dort, wo Eltern weniger damit rechnen: im Gartenteich, im Planschbecken oder im Bach hinter dem Spielplatz. Die Schwimmfähigkeit von Kindern herzustellen, sei daher das Wichtigste. Das Angebot von Schwimmkursen habe seit der Pandemie gelitten. Ein weiteres Problem sei laut Winkler der Sanierungsstand der Bäder. Sie nennt dabei Brome, Heiligendorf und das Wolfsburger Badeland als Beispiele. Bäderschließungen und das nicht zur Verfügungstehen von Wasserflächen führten dazu, dass Kinder nicht ausgebildet werden können. Es bestehe daher die Gefahr, dass die Zahl der Schwimmunfähigen zunehme.

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