Audi geht mit fünf neuen Modellen in die Offensive
VW-Tochter zeigt speziell für China konzeptierte Fahrzeuge – Submarke verzichtet auf die vier Ringe

Produktoffensive: Audi hat in Shanghai fünf neue Serienmodelle gezeigt, mit denen man Marktanteile auf dem größten Automarkt der Welt gewinnen will.Foto: Johannes Neudecker
Wolfsburg/Ingolstadt/Shanghai. Der Volkswagen-Konzern ist dabei, dringende Hausaufgaben in China zu erledigen. Nicht nur die Marke Volkswagen ist auf dem größten Automobilmarkt der Welt unter Druck geraten, sondern auch Audi. Mit einer Modelloffensive wollen die Ingolstädter jetzt wieder aus dem Krisenmodus herauskommen und Anteile zurückgewinnen. Dazu gehört auch der Start der neuen Marke „AUDI“, bei der bewusst auf die vier Ringe verzichtet wird.

Für Audi-Chef Gernot Döllner sollen die fünf präsentierten Serienmodelle nichts anderes als eine neue Ära in China einläuten. Was in Anbetracht des Drucks, unter dem die Volkswagen-Tochter Audi auf dem größten Automarkt der Welt steht, wohl auch vonnöten ist. Audi braucht einen Befreiungsschlag. „Auf der Auto Shanghai starten wir unsere bisher größte Modelloffensive. Gemeinsam mit unseren beiden Partnern FAW und SAIC bringen wir wegweisende, China-spezifische Modelle auf den Markt“, sagt Döllner.

Diese neuen Modelle wurden exklusiv für China entwickelt und folgen damit auch der von VW-Konzernchef Oliver Blume ausgerufenen „In China, für China“-Strategie. Was auch heißt, dass Wolfsburg und im Falle Audis Ingolstadt, keine große Rolle mehr für den chinesischen Markt spielen. Alles Wesentliche wird vor Ort entschieden, auf den Weg gebracht und entwickelt. Das hat auch den Vorteil, bei weltpolitischen Krisen quasi autark weiter arbeiten zu können.

Wobei die Ingolstädter, um neue Kundengruppen zu erschließen, sogar eine neue Marke in China auf den Weg gebracht haben. Diese heißt schlicht „AUDI“ und verzichtet bewusst auf die vier Ringe. Ein Schritt, den Audi sicherlich nie in Deutschland machen würde, aber in China durchaus Gründe dafür hat. Die Fahrzeuge mit den vier Ringen haben in China ein eher konservatives Image. Wenn die Ingolstädter neue Gruppen erschließen wollen, macht der Verzicht auf die vier Ringe durchaus Sinn. „Mit unserer neuen Marke AUDI für China erreichen wir zusätzliche Kundensegmente“, ist Marco Schubert, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Audi AG, überzeugt.

Erstes Serienmodell der neuen Schwestermarke „AUDI“ ist der AUDI E5 Sportback. Es wurde gemeinsam mit SAIC entwickelt. „Der vollelektrische Sportback der Mittelklasse bringt die DNA, das Design und die Entwicklungskompetenz von Audi sowie das digitale Ökosystem und die Entwicklungsgeschwindigkeit aus China mit“, heißt es in einer Pressemitteilung der Ingolstädter. Das Topmodell mit quattro-Antrieb soll in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen und eine Reichweite von mehr als 770 Kilometern haben.

Es soll wie die vier neuen Serienmodelle der Schwestermarke mit den vier Ringen in den nächsten Monaten in China auf den Markt kommen. Audi zeigte mit Audi A5L, Audi A5L Sportback, Audi Q5L drei neue Verbrenner sowie mit dem Audi A6L e-tron einen weiteren vollelektrischen Wagen. Alle Modelle haben etwas gemeinsam: Sie sind exklusiv für China entwickelt, bieten fortschrittlichere Fahrassistenzsysteme und sind auf die Bedürfnisse der chinesischen Kunden zugeschnitten. So wird mehr Wert auf automatisiertes Fahren als in Europa gelegt. Aber auch an die Digitalisierung werden mehr Ansprüche gestellt. So ist ein Avatar im Auto inzwischen gang und gäbe in chinesischen Fahrzeugen.

Audi will in diesem Bereich bei seinen jetzt präsentierten Modellen zum Beispiel mit einem intelligenten Cockpit samt Panoramadisplay punkten. Auch ein Beifahrerdisplay gehört zur Ausstattung dazu, um individuelle digitale Erlebnisse zu ermöglichen. In China, wo selbst die Steuererklärung über das Smartphone erledigt wird, sind das durchaus Faktoren, bei denen man nicht nur punkten kann, sondern eher muss.

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