Der erste „Friends & Family Day“
im Kunstmuseum Wolfsburg
Die erlebnisreiche Ausstellung „Freischwimmen“ begeistert die ganze Familie

„Friends & Family Day“ im Kunstmuseum Wolfsburg: Die neue Ausstellung „Freischwimmen“ ist rundum gelungen.Foto: Roland Hermstein
Wolfsburg. Am ersten „Friends & Family Day“ hat das Kunstmuseum Wolfsburg Führungen durch die Sammlungsausstellung „Freischwimmen. Köpper in die Kunst“ angeboten. Spannend war das auch für die kleinsten Besucher. Denn in Familienführungen wurde besonders kindgerecht auf die Ausstellung eingegangen.

„Schaut mal: Der hat viel zu tun. Der will diesen dicken Knoten auseinander machen“, sagt Elisabeth Stumpf und zeigt auf das Werk „A Hunting Scene“ von Jeff Wall. Für das jüngere Publikum findet die Künstlerin und Kunstvermittlerin Elisabeth Stumpf besondere Einstiege, um in ein Kunstwerk einzuführen. Das riesige, wie zufällig aufgenommene Foto ist eine aufwendige Inszenierung, in der Künstler wie in allen seinen Arbeiten kein Detail dem Zufall überließ.

In ein anderes Kunstwerk steigt sie mit den Worten „Wisst ihr, was eine Leinwand ist?“ ein. Da sie viel in der Vermittlung arbeite, falle ihr das nicht schwer, betont Stumpf. Die Kinder lassen sich jedenfalls auf diese Art schnell begeistern, kommen mit der Künstlerin ins Gespräch über die Arbeit.

„Freischwimmen. Köpper in die Kunst“ ist zudem prädestiniert für eine derart lebendige Führung. Viele der Werke laden zum Interagieren ein oder zum Staunen – manchmal auch beides zugleich. Es beginnt mit Jeppe Heins Spiegellabyrinth, das sofort die Sinne anregt. Davor steht eine Umkleidebank, dahinter sind Fotografien unter anderem aus dem VW Bad von Robert Lebeck und Heinrich Heidersberger zu sehen. So ist man thematisch gleich drin.

Für diese Sammlungsausstellung ist das Kunstmuseum neue Wege gegangen. „In die Konzeption sind Mitarbeiter aus allen Abteilungen einbezogen worden“, erklärt Ute Lefarth, Leiterin der Kunstvermittlung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist eine sehr lebendige und erfrischende Ausstellung geworden, in der man sich, wenn man mag, auch mehrere Stunden aufhalten kann.

Passend zum Namen können die Besucher auch ein Freischwimmerabzeichen erwerben. Am Beginn der Ausstellung gibt es Activity-Karten, in denen man Aufgaben zu den Kunstwerken erledigt und verschiedene Stationen abstempelt. Unter dem Motto „Ab auf die Liege“ werden Besucher durch die Ausstellung geführt, die Ruhe und Entspannung suchen. Sie sollen sich auf die eigene Wahrnehmung konzentrieren und sich viel Zeit nehmen. Mit dem ausgefüllten Heft gibt es dann im Anschluss an der Kasse das Abzeichen, das in diesem Fall nicht an die Badehose, sondern an das Oberteil kommt.

Zu diesem neuen Konzept kann man dem Kunstmuseum nur gratulieren. So eine lebendige Ausstellung hat es in dem Haus selten gegeben. Wichtige Arbeiten von Olafur Elisasson, Sarah Morris, James Turrell und vielen weiteren Künstlern werden im Raum teilweise ineinander verschränkt, ohne dass das einzelne Werk dabei seine Wirkung verliert. Der Wechsel aus Betrachten und Interagieren ist große Kunst, die den Gästen viel Spaß macht.

Mitten in der Ausstellung befindet sich auch eine Station vom Studio Digital. Unter der Internetadresse studiodigital.kunstmuseum.de können Kunstwerke der Sammlung virtuell entdeckt werden. Man kann sich in eigenen Kreativprojekten mit der Kunst auseinandersetzen. Eigene Kunstwerke kommen in die „Hall of Fame“, die in der Ausstellung eine ausgedruckte „Wall of Fame“ ist. Tablets stehen dort bereit, sodass jeder Interessierte das Studio Digital sofort ausprobieren kann.

Neben den Familienführungen fanden am Friends & Family Day auch Führungen für Erwachsene statt. „Viele Werke haben auch tiefere, oft politische Bedeutung“, erklärt Elisabeth Stumpf. „Das sind natürlich Inhalte, auf die man in einer Führung mit Kindern nicht eingehen kann.“

Bei dem Format wurde ebenfalls die Bilderbuchlesung mit der Grafikerin und Kinderbuchliebhaberin Heike Ullmann angeboten. Auch weitere Workshops waren an diesem Tag im Programm. Es gab ein Bastelangebot, und die Künstlerin Iryna Vorona leitete neben der Ausstellung ihrer Bilder einen Zeichen-Workshop. So war es insgesamt ein lebhafter Tag rundum diese lebendige Ausstellung, die mit dem neuen Format des Kunstmuseums einen würdigen Auftakt findet.

„Freischwimmen. Köpper in die Kunst“ ist noch bis zum 28. September im Kunstmuseum zu sehen und zu erleben. Es ist empfehlenswert, viel Zeit mitzubringen. Man kann aber auch mehrmals zu Besuch kommen, denn immerhin gibt es vier verschiedene Activity Guides, anhand derer man die Ausstellung erleben kann. Und die Ausstellung „Schwerelos“ von Leandro Erlich läuft noch bis zum 13. Juli im Kunstmuseum Wolfsburg. Sie ist ebenfalls für Kinder geeignet.

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