Betrieben wird die Anlage von der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH, an der die Stadt Braunschweig mit 42,6 Prozent und die Stadt Wolfsburg mit 17,8 Prozent die meisten Anteile haben. Die Landkreise Gifhorn und Helmstedt besitzen je zwei Prozent – die Volkswagen AG hat ihre Anteile schon 2010 an die Flughafengesellschaft übertragen. Laut Geschäftsführer Michael Schwarz gab es 2024 fast 30.000 Flugbewegungen, die Passagierzahl habe bei rund 60.000 gelegen.
Viele Menschen aus der Region glauben heute noch, dass der Flughafen vor ihrer Haustür ein „VW-Flughafen“ sei. Weit gefehlt: „Natürlich gibt es hier Flüge zu Audi nach Ingolstadt, nach Stuttgart zu Porsche oder zu Skoda nach Prag“, sagt Geschäftsführer Michael Schwarz. „Aber alleine in 2024 hatten wir auch 64 Touristikflüge.“ Das Reisebüro „Der Schmidt“ bietet vorwiegend im Frühjahr und Sommer Flüge in Urlaubsgebiete an. Und will diese Flugzahl nach eigener Aussage weiter erhöhen.
„Diese Flüge sind eine echte Nische und ein Glücksfall für uns“, sagt Sabah Enversen, Wolfsburger SPD-Ratsherr und stellvertretender Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrats. In der Region Braunschweig-Wolfsburg gebe es vor allem dank Volkswagen sehr viele solvente Altersteilzeitnehmer, Vorruheständler und Rentner, die eben nicht in den heißen Sommermonaten verreisen wollen. „Für sie wurden hier exklusive Angebote geschaffen“, sagt Enversen. „Wir sind ein Flughafen der kleinen Wege und der persönlichen Betreuung, eben weil wir nicht so groß sind. Das wissen die Fluggäste zu schätzen.“
Zu denen übrigens zunehmend Sportler gehören: Die Profifußball-Mannschaften des VfL Wolfsburg oder die Eishockey-Spieler der Wolfsburger Grizzlys hier regelmäßig zu Auswärtsspielen ab. „Während der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr gehörte auch die niederländische Fußballnationalmannschaft zu unseren Gästen“, ergänzt Geschäftsführer Michael Schwarz. Aber auch Topmanager von mittelständischen Unternehmen aus der Region würden regelmäßig mit Charterflugzeugen hier starten und landen.
Allerdings müssen alle Fluggäste bisher mit einem Problem leben: Das Flughafengebäude aus den 1930er Jahren ist für heutige Verhältnisse sehr klein, aber mit modernster Abfertigungstechnik regelrecht vollgestopft. Das führt dazu, dass Fluggäste häufig draußen vor dem Gebäude warten müssen, bis sie an der Reihe sind – ohne Dach, Wind und Wetter ausgesetzt. „Bei Touristikflügen kommen schon mal drei Busse vorgefahren“, sagt Michael Schwarz. „Dann stehen 150 Gäste draußen vor der Tür.“
Aber nicht mehr lange: Die Flughafengesellschaft baut aktuell ein neues Terminal vor das historische, unter Denkmalschutz stehende Flughafengebäude: „Im September wollen wir es eröffnen. Nach einer sensationell kurzen Bauzeit von gerade einmal einem Jahr“, sagt Sabah Enversen. Dann könne man Fluggäste endlich zeitgemäß abfertigen und das historische Flughafengebäude aus den 1930ern wieder freiräumen. „Dann sehen Besucher erst einmal, wie schön dieses Gebäude von innen ist“, sagt er. Auch Geschäftsführer Michael Schwarz sieht das neue Terminal als Chance: „Ich hoffe natürlich auf weitere Charterflüge. Ich würde auch sehr gerne im Sommer weitere Touristikflüge anbieten.“ All das würde die Jobs der rund 60 fest angestellten Flughafenbeschäftigte dauerhaft sichern.
Wobei sie nur den kleinen Teil der Flughafenmannschaft ausmachen: Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg wird gleichzeitig als Forschungsflughafen genutzt. „In erster Linie geht es immer um die Verbesserung der Flugsicherheit“, erklärt Schwarz. So gebe es beispielsweise relativ kleine High-Tech-Flugzeuge, die auf ihren Testflügen sehr viel größere Flugzeuge simulieren würden. „Die moderne Technik macht es möglich.“
Eine ganz wichtige Einrichtung ist das Remote Tower Center Niedersachsen, die im Tower des Flughafens untergebracht ist. „Hierbei geht es um die Digitalisierung der Flugsicherheit“, erklärt Michael Schwarz. Man habe von hier aus eine 360 Grad-Kamerasicht, die auf zahlreiche Monitore übertragen werde. Auch der Flughafen in Emden sei mit dieser neuesten Technik ausgerüstet und könne schon heute von einem Fluglotsen in Braunschweig mitbetreut werden.
Das langfristige Ziel ist klar: Dank der Digitalisierung soll es möglich sein, die Steuerung mehrerer kleinerer Flughäfen zentral von Braunschweig aus übernehmen zu können. Laut aktuellen Planungen könnte ein Lotsenteam so bis zu sechs Flughafen parallel betreuen, ohne körperlich vor Ort zu sein. „Ein neues Geschäftsfeld“, sagt Aufsichtsratsmitglied Sabah Enversen. „Dass die Zuschüsse der Kommunen spürbar reduzieren könnte.“
Er nennt eine weitere Zahl: „Allein der Forschungsflughafen hat 3.700 Beschäftigte.“ Mindestens weitere 3.700 Arbeitsplätze in der Region hingen indirekt vom Forschungsflughafen ab. „Diesen immensen wirtschaftlichen Faktor hat kaum jemand auf dem Schirm“, sagt er. „Und wir haben dieses Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft...“