Kai Wegener (47) arbeitet seit 25 Jahren bei der Berufsfeuerwehr. Er ist stellvertretender Wachabteilungsleiter. Zuvor war er 15 Jahre im Rettungsdienst tätig. Die Anzahl der Unfälle, bei denen es Tote oder Schwerverletzte gegeben habe, sei in den vergangenen Jahren relativ gering gewesen, sagt Wegener. Mit verantwortlich dafür sei der Umstand, dass die Fahrzeugtechnik sich im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt habe und somit die Chancen gestiegen seien, bei einem Unfall nicht ganz so schwere Verletzungen davonzutragen.
Dennoch gehen nicht alle Unfälle glimpflich aus. Gut erinnern kann sich der 47-Jährige noch an einen Unfall zwischen Velstove und Vorsfelde, bei dem ein Motorradfahrer im Überholverbot mit überhöhter Geschwindigkeit einen Trecker überholen wollte. Als die Einsatzkräfte eintrafen, habe er brennend neben seiner Maschine gelegen. Es habe nur noch der Tod festgestellt werden können.
Eine Strecke, auf der es häufiger zu Unfällen komme, sei die Landstraße zwischen Nordsteimke und Neindorf, so Wegener. Warum dies so sei? Der 47-Jährige geht davon aus, dass dem ein oder anderen eine bestehende Geschwindigkeitsbeschränkung zu langsam sei. Daraus würden Überholmanöver resultieren, die teilweise nicht richtig eingeschätzt würden. Hin und wieder stelle sich ein Unfallhergang auch derart seltsam dar, dass die Retter davon ausgehen müssen, dass es sich dabei um einen Suizid handele.
Wer bei der Berufsfeuerwehr arbeitet, müsse sich darüber im Klaren sein, dass er mit den verschiedensten Szenarien in Berührung kommt. Wie man als professioneller Retter mit all diesen Situationen umgehe, müsse jeder für sich selbst herausfinden, so Wegener. Doch niemand steht mit dem Erlebten alleine da. Generell finden Nachbesprechungen zu Einsätzen statt, um das ein oder andere aufzuarbeiten. Zudem stünde für die Retter Unterstützung in Form eines Einsatz-Nachsorgeteams sowie eines Kriseninterventionsteams bereit. Auch eine Portion Galgenhumor unter den Kollegen sei ein Teil davon, Dinge zu verarbeiten. Dabei sei dies nicht falsch zu verstehen. „Die Situationen sind für die Betroffenen und für uns schlimm“, sagt Wegener. „Aber wenn wir als Einsatzkräfte alles so nah an uns heranlassen würden, wären wir eines Tages selbst betroffen.“
Der 47-Jährige hat durch langjährige Berufserfahrung seinen Weg gefunden, mit Erlebtem umzugehen. Doch wie gelingt dies jungen Kollegen, die gerade erst in den Job einsteigen? Wegener erklärt, dass die Kollegen untereinander durchaus auf sich achten würden. „Ich schaue, ob sich jemand beispielsweise zurückzieht und still wird“, sagt er. Sei dies der Fall, hoffe man, dass der Kollege sein Herz öffne und darüber spreche, was ihn bewege.
Vieles würde für die Einsatzkräfte jedoch auch leichter, wenn mehr Rücksichtnahme und Verständnis herrschen würden. Gerade von Rasern wünscht sich Wegener mehr Rücksichtnahme und die Schärfung des Bewusstseins dafür, dass sie durch ihre Raserei andere Teilnehmer im Straßenverkehr gefährden und Unschuldige so möglicherweise in etwas mit hineinreißen. Auch bei Einsätzen wünsche er sich mehr Verständnis von Verkehrsteilnehmern. Als Einsatzkraft ärgere man sich teilweise mehr über das Unverständnis von Verkehrsteilnehmern und Behinderungen durch sie würden mehr Probleme bereiten, als der eigentliche Einsatz an sich.