Bill Haley, der Erfinder des Rock‘n‘Roll, wäre am 6. Juli 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren feiert die Wolfsburger Autostadt im Rahmen ihres Sommerfestivals am Mittwoch, 30. Juli, die nach eigener Aussage „größte Rock‘n‘Roll-Party Norddeutschlands“. Auf der großen Lagunenbühne treten dann die Bill Haley‘s Comets auf, auf dem Kurzzeitparkplatz unter der Leinwand treffen sich US-Cars-Besitzer mit ihren historischen Straßenkreuzern. Auch die deutsche Rock’n’Roll-Legende Peter Kraus wird mit Bill Haley’s Comets die Bühne teilen. Außerdem ist es ausdrücklich erwünscht, dass Besucher in historischen Outfits zur Show kommen und vor der Bühne Rock‘n‘Roll tanzen.
Für Roland Kalweit, Eventmanager der Autostadt, gibt es sogar drei Geburtstage zu feiern: Bill Haley würde in diesem Jahr 100 Jahre alt. Sein größter Hit „Rock Around The Clock“ wurde vor genau 70 Jahren zum Welterfolg. Und Bill Haley‘s Comets sind seit 40 Jahren als Band unterwegs. Was viele gar nicht wissen: Mit Gitarrist Bill Turner und Steel-Gitarrist Pete Davenport sind zwei Originalmusiker dabei, die früher mit Bill Haley aufgetreten sind.
„Seit 1985 halten Bill Haley’s Comets die Musik von Bill Haley in ihrem originalen 1950er Stil lebendig, mit originaler Instrumentierung, fantastischen Bühnenoutfits und purer amerikanischer Unterhaltung“, sagt Roland Kalweit im Gespräch mit unserer Zeitung. In diesem Jahr habe die Band unbedingt den 100. Geburtstag ihres Gründers mit einer großen Show feiern wollen - „wir sind sehr stolz, dass sie es bei uns in der Autostadt tun“, so Kalweit.
Er gibt aber auch zu, das Interesse an der Musik von Bill Haley unterschätzt zu haben: „Das Konzert war ursprünglich auf der kleineren Porsche-Bühne geplant. Aber das Interesse an Tickets war so groß, dass wir die Show kurzerhand auf die große Lagunenbühne verlegt haben“, so Kalweit. Die Ticketpreise bleiben aber bei 21,20 Euro - der übliche Preis für ein Konzert auf der Porsche-Bühne.
Hinzu kommt der Auftritt von Peter Kraus: „Er hat sofort zugesagt, als wir ihn gefragt haben“, sagt Roland Kalweit. Eigentlich trete der mittlerweile 86-Jährige nicht mehr öffentlich auf - „aber für den 100. Geburtstag von Bill Haley macht er eine Ausnahme.“ Peter Kraus gilt als Gründer des deutschsprachigen Rock‘n‘Roll und war der erste deutschsprachige Popstar. „Er war sogar auf dem Titelbild der legendären Jugendzeitschrift ‚Bravo‘“, sagt Roland Kalweit. Hits wie „Sugar Baby“ oder „Mit siebzehn“ wurden Hits und gelten heute als Klassiker.
Was heute kaum noch jemand weiß: Als Bill Haley 1958 sein erstes Deutschlandkonzert im Berliner Sportpalast, war Peter Kraus gemeinsam mit der Sängerin Conny Froeboess live dabei. „Aber nur drei Minuten lang“, sagt Kalweit und lacht: „Dann sind Tumulte ausgebrochen und alle drei sind über das Dach evakuiert worden. Es waren wilde Zeiten damals.“
Der Rock‘n‘Roll habe damals aber nicht nur die Jugendkultur verändert, so Kalweit. Sondern auch die Musikgeschichte: Durch die Betonung der Takte zwei und vier (vorher eins und drei) sei ein treibender Rhythmus entstanden, der Jugendlichen zum Tanzen und zur Ekstase gebracht habe.
Hinzu kommt: „Rock Around The Clock“ hat 96 Schläge pro Minute - „das ist genau der Herzschlag eines gesunden jungen Erwachsenen“, betont Kalweit. „Man kann sagen, der Rock‘n‘Roll ist der Rhythmus des Herzens.“ Diese Grundlagen des Rock‘n‘Rolls finden sich noch heute in der Pop- und Rockmusik.
Im Grunde, so Kalweit, sei der Rock‘n‘Roll Tanzmusik im besten Sinne. „Da hält es niemanden auf den Sitzen“, sagt er. „Deswegen wollen wir am 30. Juli die größte Tanzparty Norddeutschlands feiern.“ Besucher sollen ihre „schönsten Boogieklamotten“ anziehen und beim Auftritt von Bill Haley‘s Comets vor der Bühne tanzen.
Zudem ruft die Autostadt alle Besitzer von amerikanischen Straßenkreuzern der 1950er und 1960er Jahre dazu auf, mit ihren Autos an diesem Tag auf den Kurzzeitparkplatz zu kommen. Man wolle das typische amerikanische Flair der damaligen Zeit nach Wolfsburg holen.
Eine Person kann dieses Jubiläum leider nicht mehr miterleben: die Ehefrau und Witwe von Bill Haley. „Sie ist vor wenigen Tagen gestorben“, berichtet Roland Kalweit. Sie sei 92 Jahre alt geworden. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Bill Haleys Tochter Gina lässt alle Autostadt-Besucher an dem Abend mit einer Videobotschaft grüßen: „Please when you do the show at Autostadt make it the best damn show ever for both my father and my mother. Love to all of you. Gina.“