Malteser zaubern Todkranken
ein Lächeln in das Gesicht
Der Herzenswunsch-Krankenwagen der Organisation bringt Palliativpatienten an ihre Sehnsuchtsorte

Andreas Meißner (links) und Bernhard Lange sind beim Projekt Herzenswunsch-Krankenwagen von Anfang an dabei.Foto: Roland Hermstein
Wolfsburg. Noch einmal das Meer sehen, einmal noch den heimischen Garten besuchen oder ein letztes Mal ein Konzert besuchen – vielfältig sind die Wünsche, die manche Palliativpatienten in ihrer letzten Lebensphase noch haben. Dafür, dass diese Wünsche auch erfüllt werden und bei den Betroffenen für Freude sorgen, zeichnen die Malteser mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen verantwortlich.

Seit November 2016 gibt es den Herzenswunsch-Krankenwagen an sieben Standorten der Malteser in der Diözese Hildesheim - einer davon ist Wolfsburg. Dafür eingesetzt hat sich Andreas Meißner. Er ist Koordinator des Herzenswunsch-Krankenwagens am Standort Wolfsburg. Gemeinsam mit Bernhard Lange begleitet er das Projekt, das von vielen Ehrenamtlichen unterstützt wird, von der ersten Stunde an.

„Meine Frau arbeitet im Hospiz. Meine Mutter war seinerzeit Gast dort“, begründet Meißner seine häufigen Besuche des Hospizes in den. Dabei habe er Wünsche von Gästen wahrgenommen, die beispielsweise sagten, wie schön es wäre, wenn sie noch einmal das Meer rauschen hören könnten. Dies brachte den 53-Jährigen zum Nachdenken und dazu, das Projekt mit auf den Weg zu bringen. Finanziert wird es durch Spenden.

Seit der Inbetriebnahme gab es bereits etliche Fahrten mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen. Die Ehrenamtlichen reisten mit Gästen nach Scharbeutz und St.-Peter-Ording, ermöglichten eine Fahrt auf die Insel Baltrum, fuhren zum Peter-Maffay-Konzert nach Hannover und ermöglichten den Besuch eines Fußballspiels in Dortmund. Aber nicht nur weite Fahrten standen für sie an. Manchmal sind die Wünsche klein und spontan innerhalb kürzester Zeit zu ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel Fahrten innerhalb der Volkswagenstadt.

Eine Frau wünschte sich zum Beispiel, noch einmal in ihren Garten nach Vorsfelde zu kommen. Dies habe nicht nur die Frau sehr glücklich gemacht, sondern auch die Nachbarn hätten sich sehr darüber gefreut, berichtet Meißner.

Meistens handele es sich bei denjenigen, die mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen unterwegs sind, um Gäste des Hospizes, sagt Meißner. Dass Personen von zu Hause abgeholt würden, komme eher selten vor. Daher nehme meistens das Hospiz den Kontakt zu den Maltesern auf. „Wichtig ist, dass es sich um den Wunsch des Palliativpatienten handelt und nicht den von Angehörigen oder anderen“, sagt Lange. Zudem werde vor einer Fahrt die Zustimmung des behandelnden Arztes eingeholt.

Die Ehrenamtlichen, die die Fahrt schließlich begleiten, sind speziell geschult. „Wir arbeiten über eine längere Zeit mit dem Gast zusammen“, sagt Lange. Daher sei es für die Ehrenamtlichen wichtig, darauf gut vorbereitet zu sein. „Jeder, der sich engagieren möchte, muss im Vorfeld ein Seminar besuchen“, sagt Meißner. Dies beinhalte Themen wie den Umgang mit dem Tod, gebe aber auch Tipps, wie man sich dem Gast gegenüber während der häufig längeren Fahrt verhalte oder welche Gesprächsthemen man wähle.

Lange macht einen entscheidenden Unterschied zu Fahrten im Rettungsdienst aus. „Im Rettungsdienst kommt es fast nie vor, dass ein Patient im Krankenwagen stirbt“, sagt er. Der Tod trete dort entweder direkt an der Einsatzstelle oder später in der Klinik ein. Bei langen Fahrten mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen könne es jedoch vorkommen, dass ein Gast unterwegs sterbe. Erleben mussten das die Wolfsburger Ehrenamtlichen bisher zum Glück noch nie. Es sei jedoch wichtig, auf so eine mögliche Situation vorbereitet zu sein.

Mindestens zwei Ehrenamtliche begleiten die Fahrt mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen. Wie geht es ihnen eigentlich damit, wenn sie die einzelnen Schicksale erleben? „Manche Fahrten bleiben emotional lange im Gedächtnis“, sagt Meißner. Auf jeden Fall nehme er das Positive mit, wenn er sehe, wie viel Freude dem Gast durch die Erfüllung eines Herzenswunsches geschenkt wurde und wie glücklich er dadurch noch einmal war.

„Ich habe durch die Fahrten mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen selber ein anderes Verhältnis zum Tod gefunden“, sagt Lange. „Obwohl die Gäste todkrank sind, sind sie meistens so fröhlich und voller Hoffnung, und die Fahrt ist ein freudiges Ereignis für sie. Das strahlt auf uns ab“, sagt er.

Jüngst starteten die Malteser zu einer Herzenswunsch-Fahrt vom Hospiz aus nach Wismar. Ein Gast wollte zum ersten Mal die Ostsee erleben und Wismar entdecken. „Die frische Meeresluft, das bunte Treiben der Schiffe und das leise Klatschen der Wellen – all das berührte unseren Gast sichtlich“, erzählt Meißner. Als krönenden Abschluss führte die Fahrt weiter auf die Insel Poel. Dort wartete ein Herzensmoment: Zum ersten Mal stand der Gast barfuß im Sand, zum ersten Mal hatte er das weite Blau der Ostsee vor Augen und spürte das kühle Nass an den Beinen. Nur eine Woche nach der Fahrt starb der Gast. Aber die Ehrenamtlichen waren glücklich, dass sie ihm diesen Wunsch noch erfüllen konnten.

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