Dass die Sparkasse in Gifhorn kürzlich das im September öffnende Kompetenzzentrum in der ehemaligen Post vorstellte, hat für Wolfgang Tautz aus Hohne das Fass zum Überlaufen gebracht. „SB-Automatenschließungen im Landkreis Celle und Sparkassen-Neubau für 15 Millionen in Gifhorn, wie passt das zusammen?“ Aus seiner Sicht ist die Antwort klar: Überhaupt nicht. „Die Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg misst hier offensichtlich mit zweierlei Maß. Aus „betriebswirtschaftlichen“ Gründen sollen im Celler Umland reihenweise SB-Automaten für Bargeldauszahlungen und Kontoauszüge abgebaut werden, und im Gegenzug entsteht eine neue „Zentrale“ für 15 Mill. Euro in Gifhorn bezahlt von den erwirtschafteten Gewinnen der Sparkassenkunden. Die gleichen Kunden bekommen jetzt einen Schlag ins Gesicht.“
Zur Erinnerung: Die Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg schließt in ihrem Gebiet zur insgesamt acht Selbstbedienungs-Standorte (SB) mit Geldautomaten. In Wolfsburg wird der Geldautomat im erweiterten Foyer des Klinikums geschlossen, auch der SB-Standort in Parsau an der B244 wird geschlossen. Die anderen sechs Standorte liegen in Celle. Insgesamt betreibt die Sparkasse im Frühjahr 77 Standorte in Wolfsburg, Celle und dem Landkreis Gifhorn.
Das Geldinstitut erklärte das Vorgehen als Ergebnis betriebswirtschaftlicher Abwägungen. Zum einen müsse vor dem Hintergrund von Automatensprengungen in die Sicherheit investiert werden. Zum anderen sei das Nutzerverhalten rückläufig.
Dass die ins neue Kompetenzzentrum investierten 15 Millionen Euro kein „Luxus-Projekt“ darstellen, hatte Sparkassen-Vorstand Tim Faß bei der Begehung des Gebäudes erläutert. Hier bündle die Sparkasse Leistungen - auch vor einem Hintergrund: „Die Kontaktpunkte der Menschen zu den Filialen sind stark rückläufig“, teilt Claudia Arnold, Leiterin Kommunikation und Marketing der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg mit. Mehr Dienstleistungen auf insgesamt weniger Nutzfläche - das sei auch ökologisch sinnvoll, argumentiert die Bank.
Am vergangenen Freitag informierte die Sparkasse darüber, dass sie in Calberlah eine neue Möglichkeit schafft, an Bargeld zu kommen. Der im Pavillon an der Hauptstraße 24 verbaute Geldautomat stehe Kundinnen und Kunden von 6 bis 23 Uhr zur Verfügung, dann schließt ein Rollladen automatisch das Bedienfeld. Der Pavillon biete einen hohen Schutz gegen Angriffe von außen und verringere Folgeschäden, wenn es zu einer Sprengung kommen sollte. Der alte SB-Standort an der Hauptstraße 54a werde nach Inbetriebnahme des SB-Pavillons geräumt.
Von solch einer Lösung träumt die Protestbewegung in Celle. Jörn Künzle, einer der Organisatoren, kritisiert die Sparkasse scharf. Man sei einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden, ohne dass „an konstruktiven Lösungen gearbeitet“ werde. Laut Satzung sei das Geldinstitut in der Pflicht dazu, sich auch um die Versorgung im ländlichen Raum zu kümmern. Es sei zu einfach, auf örtliche Supermärkte zu setzen, die Bargeld auszahlen sollen. „Das ist gar nicht praktikabel“, so Künzle. „So ein Geldvolumen kann kein Markt vorhalten.“ In Hohne gebe es viele Jugendliche und Senioren, die auf Bargeld angewiesen seien. Dass sich bislang der Vorstand von den 1.200 Unterschriften einer Petition zum Erhalt der SB-Automaten nicht habe abbringen lassen, erzürnt Künzle. „Das ist kein Umgang.“ Mit einer symbolischen Besetzung des Automats in Hohne macht der Ort weiter Druck machen. „Wir werden nicht locker lassen“, kündigt Künzle weitere Aktionen an.