Zwei Wolfsburger reisen
mit Karts nach Sylt
Timo Reinhardt und Felix Schwarz erleben das Abenteuer ihres Lebens – Hindernisse und Pannen

Mit dem Kart nach Sylt: Timo Reinhardt (l. ) und Felix Schwarz haben eine abenteuerliche Reise hinter sich. Ein Kart hat den Trip überlebt.Foto: Boris Baschin
Wolfsburg/Lehre. Ein altes Sprichwort sagt: Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Wenn zwei Wolfsburger auf zwei Karts (!) von hier aus auf die Insel Sylt fahren, dann haben sie erst recht viel zu erzählen. Uns haben sie von ihrem abenteuerlichen Trip ausführlich berichtet.

Timo Reinhardt (24) und Felix Schwarz (22) arbeiten als Fachinformatiker beim VW-Zulieferer Volke in Wolfsburg. „Eines Tages haben wir in der Kantine über das Neun-Euro-Ticket und über Punks gesprochen, die mit diesem Ticket nach Sylt gefahren sind“, berichtet Timo Reinhardt. „Dabei ist uns der Gedanke gekommen, dass man auch mit einem Kart nach Sylt fahren könnte.“ Zunächst blieb es nur ein Gedanke.

Dann besuchten die beiden Wolfsburger das Macherfestival in der Nähe von Leipzig (Sachsen). Und weil das Festivalgelände so groß ist, dass man ein Pendlerfahrzeug braucht, besorgten sich beiden Karts, um damit über das Gelände zu fahren. Dabei kamen sie auf den Geschmack. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Sylt-Gedanken ein Sylt-Plan.

Die beiden kauften heruntergerockte Karts. „Wir haben sie komplett durchgeschraubt und fit für unser Abenteuer gemacht“, erzählt Timo Reinhardt und lacht. „Die Vorbereitungen haben locker eineinhalb Monate gedauert. Schließlich mussten wir beispielsweise einen Motorschaden reparieren.“ Damit nicht genug: Sie bastelten sich diverse Staufächer an die 13,5 PS-Karts. „Schließlich mussten wir Zelt, Isomatte, Schlafsacke und andere Dinge verstauen“, erklärt Felix Schwarz.

Dann kam der große Montag: Die beiden ITler packten ihre zwei straßenzugelassenen Kreidler F 170-Karts und fuhren los. Aber erst, nachdem Kommunikationsgeräte und Kameras gecheckt waren – „natürlich wollten wir die gesamte Reise filmen und die Videos auf Youtube veröffentlichen“, betont Timo Reinhardt. Dass Karts nicht als Langstreckenfahrzeuge konzipiert sind, merkten die beiden Abenteurer sehr schnell: „In Weyhausen hatten wir die erste Panne“, berichtet Felix Schwarz und lacht. „Außerdem bekam ich schnell Rückenschmerzen.“ Kein Wunder: Eine Federung sucht man am Kart vergeblich, lediglich die Reifen und deren Luftdruck dämpfen Stöße von Schlaglöchern etwas ab.

Egal: Die beiden Freunde zogen die Reise durch – und mussten Lehrgeld zahlen: „Die Reifen haben kaum Grip, im Regen fährt man wie auf Schnee“, sagt Timo Reinhardt. „Geil ist das nicht.“ Hinzu kommt: Ihre Staufächer waren nicht dicht, Regenwasser tropfte hinein. Was sie allerdings erst abends beim Zeltaufbau merkten. Einmal kam eine so große Regenwand auf sie zu, dass sie kurzerhand einen Umweg fuhren und bei Verwandten übernachteten.

Aber nach drei Tagen und rund 500 Kilometern hatten sie es tatsächlich geschafft und rollten mit den Karts auf Sylter Boden. „Das war schon ein cooles Gefühl“, betont Timo Reinhardt. Zwei Dinge wollten die beiden Wolfsburger auf Sylt auf jeden Fall tun: Ein ­Selfie am nördlichsten Punkt Deutschlands machen, sowie im weißen Hemd und schwarzer Fliege beziehungsweise Krawatte einen Döner bestellen und essen. Beides haben sie gemacht und sich dabei gefilmt. Wobei sie am nördlichsten Punkt der Insel plötzlich auf Wolfsburger trafen. „Außerdem habe ich auf Sylt das teuerste Fischbrötchen meines Lebens gegessen“, sagt Timo Reinhardt. „12,50 Euro!“

Eigentlich wollten sie den Weg von der Insel zurück nach Wolfsburg in zwei Tagen schaffen – doch die Mechanik machte ihnen einen Strich durch die Rechnung: „Mein Kart nimmt kein Gas mehr an“, meldete Felix Schwarz abends kurz vor 21 Uhr per Kommunikationsgerät an seinen Kumpel. „Wir sind mitten in der Walachei liegen geblieben.“ Sie schoben das defekte Kart von der Straße auf den Radweg und zerlegten den Motor: „Erfahrung hatten wir genug, wir mussten jeden Tag schrauben“, berichtet ­Timo Reinhardt. Aber diesmal mussten sie aufgeben.

Zum Glück hielt ein Transporterfahrer an und fragte, ob er helfen könne. Das konnte er tatsächlich: Mit vereinten Kräften luden sie das 136 Kilo schwere Kart in den Transporter und ließen es zum Campingplatz bringen  – zum Glück war der Platz nur 20 Minuten Fahrzeit entfernt. Entfernt hatte sich mittlerweile aber auch das Personal, sodass die Inhaberin per Telefon ihren Bruder zum Campingplatz beorderte, um die gestrandeten Wolfsburger auf ihre gebuchte Fläche zu lassen.

„Nachts um 0.30 Uhr haben wir uns noch Nudeln gekocht und sind dann schlafen gegangen“, berichtet Felix Schwarz. Am nächsten Morgen wollten sie das Kart von Schwarz reparieren – doch es war aussichtslos. „Also habe ich meinen Vater gebeten, uns mit einem Auto plus Anhänger abzuholen“, sagt Timo ­Reinhardt. „Abends um 22 Uhr waren wir mit den Karts wieder in unserer Halle.“ Trotz der Pannen und Strapazen sind sich beide einig: Es war ein tolles Abenteuer.

Mittlerweile haben die beiden die ersten Videos ihrer Reise auf Youtube im Kanal „DrivenStories_ F170“ hochgeladen. Und eine Idee für ein neues Abenteuer gibt es auch schon.

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