Heute wächst zwischen Jobcenter und Markthalle noch grüner Rasen. Das mobile Basketballfeld ist in unmittelbarer Nachbarschaft und wird zum geplanten Spatenstich im Jahr 2026 wohl umziehen müssen. Die 3.000 Quadratmeter große Fläche ist ohne Frage ein Filetstück in der Stadtmitte – aber seit Jahren städtebaulich brachliegend.
Der Investor ist in Wolfsburg kein Unbekannter: OCI hat bereits das Designer Outlet Center umgesetzt. Das Architekturbüro von damals ist ebenfalls mit an Bord: Dieses Mal sind aber keine Gebäude in Ellipsen- sondern in Quaderform geplant. Das elfgeschossige „Lupus“ (z. dt. Wolf) besteht vereinfacht gesagt aus zwei versetzt übereinander liegenden würfelartigen Gebäudestrukturen, jeder Quader verfügt über fünf Stockwerke. Eine Tiefgarage, die Zufahrt erfolgt über die Heßlinger Straße, rundet das Gebäude nach unten hin ab.
„Das ist eine einfache, zeitlose Architektursprache“, erklärt Gerd Graf vom zuständigen Büro Graf + Graf Architekten aus Montabaur. „Die Drehung des oberen Baukörpers ist eine elementare Geste, die auch in 50 Jahren noch ihre Wirkung nicht verliert.“ Das Erdgeschoss sei so gestaltet, dass es nach vier Seiten hin geöffnet ist, so „können alle vier Straßenräume bespielt werden“, erläutert Wolf und wies auf die „Gewinnung der Bahnhofspassage zum Nordkopf“ mit den Inhalten Gastronomie und Handel im Erdgeschoss hin.
Das markante Gebäude wird einmal das Jobcenter und die Markthalle deutlich mit fünf Stockwerken überragen – ist also von weither sichtbar. In der Höhe bildet es eine Linie mit der geplanten Brawo City, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite entsteht.
„Die Lücke am Nordkopf besteht schon länger und sollte geschlossen werden“, sagte Stephan Schäfer, OCI-Vorstand. Der Investor hatte die Situation am Eingangstor zur Innenstadt seit der Eröffnung des DOC im Jahr 2007 „beobachtet“.
„Wir haben uns gewünscht, dass sich der Nordkopf weiterentwickelt“, so Schäfer. Deshalb wolle sich OCI weiter in Richtung südliche Innenstadt ausdehnen. „Die Entwicklungschancen, die die Innenstadt für Handelsflächen, Gastronomie und Büronutzungen bietet, haben uns überzeugt.“ Die Lage des „Lupus“ sei sehr gut, denn der Hauptbahnhof mit ICE-Halt und der Busbahnhof seien fußläufig erreichbar.
„Die Innenstadtentwicklung schreitet weiter in Richtung Süden voran“, hob Oberbürgermeister Dennis Weilmann hervor. Das Dreieck aus Phaeno, Autostadt und DOC funktioniere schon sehr gut und soll nun ergänzt werden. „Ich bin sehr dankbar, dass OCI auf die Stadt zugekommen ist.“ Der Investor bringe die nötige Expertise für den Standort mit, denn das Outlet Center sei ein Erfolgskonzept. „Wir wünschen uns, dass die Menschen aus dem Outlet Center auch die Innenstadt besuchen“, betonte Weilmann. An Gastronomie und Handel fehle es derzeit noch in Wolfsburg. „Da benötigen wir eine Stärkung und die Expertise von OCI ist für uns Gold wert“, so Weilmann.
Im Erdgeschoss des Lupus sollen Handel, Gastronomie und Dienstleistungen auf 3.000 Quadratmetern untergebracht werden. „Dieser Bereich soll künftig für alle etwas bieten“, kündigte OCI-Vorstand Schäfer an. Im Obergeschoss soll es moderne Büronutzung auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern geben.
Welche Mieter einziehen werden, dazu konnte Schäfer noch keine Auskünfte geben. „Wir sind in sehr konkreten Gesprächen mit Nutzern. Es wird aber keine Fortsetzung des Outlets in die Porschestraße sein“, so Schäfer. In den Outlets werde aber auf das Lupus und seine Angebote verwiesen, auch digital. Der Spatenstich sei für 2026 geplant, die Bauzeit betrage voraussichtliche zwei Jahre.
Wie kam es dazu, dass OCI an der Porschestraße baut? Wirtschafts-Dezernent Jens Hofschröer berichtete, dass die Stadt Wolfsburg auf der Immobilienmesse Expo Real die Grundstücke am Nordkopf in die Vermarktung gegeben habe.
Das Interesse der Investoren sei hoch gewesen. Auf dem ersten Grundstück am Nordkopf wird bereits das Medical Office gebaut. „Die Bewerbung von OCI war sehr beeindruckend“, führte Hofschröer aus. Das vorgeschlagene Projekt habe in der Zustimmung der Gremien der Stadt Wolfsburg zur Vergabe der entsprechenden Fläche gemündet. Das Grundstück sei im Frühjahr für den Investor reserviert worden.
Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide stellte heraus, dass das Lupus dem Standort eine besondere Prägung geben werde. Das Gebäude füge sich harmonisch in das von dem Büro Henning Larsen Architects entwickelte Gesamtkonzept für den Nordkopf ein. „Wir wollen ein Quartier entwickeln, das sehr gemischt in seiner Ausrichtung ist“, sagte Hirschheide.
Im Juni 2023 sei der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst worden, so Hirschheide. Im September 2025 soll es in die Beteiligung der Bürgerschaft gehen, damit der Bebauungsplan weiter vorangebracht werde, um die rechtliche Grundlage zu schaffen, erläuterte der Stadtbaurat. Im Oktober stimmt die Kommunalpolitik im Rat der Stadt über den geplanten Neubau ab.