In diesem Bereich gebe es nämlich mehrere Faktoren, die berücksichtigt werden wollen. „Wir müssen uns beispielsweise die Frage stellen, wie weit wir mit einer möglichen Bebauung runter an die Aller gehen wollen“, so Struth.
Ihre Fraktion, die SPD, habe sich entschlossen, keiner Bebauung im Uferbereich der Aller zuzustimmen: „Dazu haben wir große Bedenken, das wäre eine Umweltsünde.“ Schließlich habe man die Aller mit großem Aufwand wieder renaturiert, ein Fischsterben, wie es in der Vergangenheit bereits vorgekommen ist, solle auf jeden Fall verhindert werden. „Daher haben wir zuerst angedacht, nur keine Mehrfamilienhäuser dort zuzulassen. Aber das reicht einfach nicht aus, deswegen sprechen wir uns auch gegen die Bebauung mit Einfamilienhäusern im Uferbereich aus.“
Ihr persönlich liege auch der Drömling als ausgezeichnetes Naturschutzgebiet sehr am Herzen. „Aufgrund der Nähe müssen wir natürlich besonders umsichtig planen und auch Fahrradfahrer und Spaziergänger, die in den Drömling wollen, berücksichtigen“, führt die stellvertretende Ortsbürgermeisterin aus. Und auch dieser Bereich selbst solle eine gewisse Verweilqualität aufweisen.
Verkehr sei generell ein Faktor, den man mit Blick auf die Supermärkte genau im Auge behalten müsse. „Schon jetzt merkt man die Auswirkungen des provisorischen Zelt-Verkaufs von Aldi auf den Verkehr“, sagt Struth. Sie selbst umfahre daher den Bereich zu Stoßzeiten bereits. „Das darf auf keinem Fall zu einem andauernden Verkehrschaos werden, das muss im Vorfeld einer Bebauung mitgedacht werden.“
Nicht zuletzt soll der Bereich An der Meine besser an die Vorsfelder Innenstadt angebunden werden. „Wir brauchen eine metaphorische Brücke“, ist Struth überzeugt. „Dieser Bereich lockt mit Nahversorgern eine große Zahl von Menschen an. Wir möchten gern erreichen, dass diese auch ganz selbstverständlich den Weg in die Innenstadt finden können.“
Ein Faktor, welcher der Planung in die Hände spiele, sei die Nahversorgung. „Wir haben genug Supermärkte und Discounter, sodass die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sichergestellt ist“, betont Struth. „Das nimmt uns bei der Planung etwas den Druck vom Kessel. Wir wollen diesen Bereich mit Bedacht und Umsicht beplanen und nichts überstürzen.“
Denkbar sei beispielsweise aber, Wohn- und Büroräume über die Supermärkte zu bauen. „Vielleicht könnte man dort auch noch eine Arztpraxis einrichten“, spekuliert Struth. Mit Aufzügen und einem somit barrierefreien Zugang ergäbe das ein „Gesamtpaket, das besonders auch für Senioren attraktiv“ wäre. „Diese Bevölkerungsgruppe dürfen wir nicht außer Acht lassen: Sie verfügt vielleicht nicht mehr über ein Auto, möchte aber dennoch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich auch mal zu Fuß im Café treffen können.“
Struth betont, dass es sich hierbei lediglich um Wünsche und Vorstellungen handele: „Wir haben mit den beiden Discountern hier den ersten Schritt getan, alles Weitere ist noch in der Mache.“ Die Entwicklung einer Lösung wolle man nicht überstürzen, sondern umsichtig und von allen Seiten beleuchten. „Wir freuen uns daher auch immer über Hinweise und Anregungen.“
Diese Vision für die Entwicklung des Bereichs An der Meine teilt auch die Wolfsburger Stadtverwaltung, wie eine WAZ-Anfrage ergab: „Im Bereich östlich der Straße „An der Meine“ wird der Bereich um den ehemaligen Raiffeisenmarkt und dem bestehenden Lidl städtebaulich neu geordnet", so Jan-Niklas Schildwächter, Pressesprecher der Stadt Wolfsburg. „Ziel ist es, die langfristige Standortentwicklung zweier Supermärkte mit einer ergänzenden Mischnutzung zu vereinbaren. Dabei soll die örtliche Situation entlang der Straße aufgewertet werden und mit einer ansprechenden Verbindung zwischen der Vorsfelder Innenstadt und dem Drömling mitsamt der Verbesserung der Grünstrukturen in Einklang gebracht werden.“