Verein will Unternehmer-Frauen im Handwerk helfen
Interessierte sollen sich vernetzen und gegenseitig helfen können - Vorträge und Treffen geplant

Vorstand: Eva Lapuerta, Marianne Lambrecht, Kathleen Demuth, Silvia Vollmann-Sturm und Andrea Mükisch (v.l.n.r.) bilden den Vorstand des Arbeitskreises UnternehmerFrauen im Handwerk Helmstedt-Wolfsburg.Foto: privat
Wolfsburg. Viele Berufe im Handwerk sind nach wie vor Männerdomänen. Rund 20 Frauen aus Handwerksbetrieben in dieser Region wollen das ändern: Sie haben den Verein „Arbeitskreis UnternehmerFrauen im Handwerk Helmstedt-Wolfsburg“ gegründet. „Unser Ziel ist es, eine starke Interessenvertretung für das Handwerk und insbesondere für die Frauen im Handwerk zu werden“, sagt Marianne Lambrecht, die Vorsitzende des neuen Vereins. Langfristig wollen die Unternehmer-Frauen Handwerksberufe aller Art für Frauen attraktiver machen.

Marianne Lambrecht ist Geschäftsführerin des Vorsfelder Unternehmens Rainer Farbton (Malerei, Markisen, Innenausbau, Kamine) und bildet gemeinsam mit der Zweiten Vorsitzenden Andrea Mükisch (Dachdeckermeisterbetrieb Mückisch), Kassenwartin Eva Lapuerta (Eva‘s Haarstudio) sowie den Beisitzerinnen Kathleen Demuth (LeKa Innenausbau) und Silvia Vollmann-Sturm (Geschäftsführerin der Sturm Isotech GmbH & Co. KG) den Vorstand des neuen Vereins. Hinter den fünf Vorständinnen steht eine sechste Frau: Claudia Kayser. Sie leitet die Direktion Wolfsburg der Volksband Brawo und hat vor einigen Jahren bereits die Wirtschaftsvereinigung Wolfsburg aus der Taufe gehoben.

„Am Anfang waren wir zwölf Gründungsmitglieder, heute haben wir 165 Mitgliedsunternehmen“, sagt Kayser. Sie habe im Laufe ihres Berufslebens gelernt, wie wichtig die richtige Vernetzung sei. Die Förderung von Frauen im Handwerk sei ihr „eine Herzensangelegenheit“. Denn: „Sie übernehmen viele wichtige Aufgaben im Unternehmen, kommen aber gar nicht zur Geltung.“ Dieser neue Arbeitskreis sei eine Chance, all diesen Frauen im Hintergrund eine Stimme und ein Gesicht zu geben.

Sie selbst, so Kayser, werde nur als förderndes Mitglied mitmachen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber eine Frau im Handwerk sei sie nicht - deshalb müssten die Unternehmer-Frauen im Vordergrund stehen. So wie die Vorsitzende Marianne Lambrecht. Das Ziel der beiden ist identisch: Frauen miteinander vernetzen und sich gegenseitig helfen. Entweder durch Ratschläge oder durch handfestes Anpacken.

Claudia Kayser gibt ein praxisnahes Beispiel: „Viele Frauen führen ein Unternehmen zusammen mit ihrem Lebenspartner. Stirbt der Partner, stehen diese Frauen alleine da und wissen nicht, was sie jetzt tun sollen. Künftig können sie sich an die Unternehmer-Frauen wenden - hier gibt es konkrete Hilfe.“ Deswegen sei es ihr wichtig, möglichst viele Frauen aus Handwerksbetrieben ins neue berufliche Netzwerk aufnehmen zu können.

Marianne Lambrecht ergänzt: „Wir stehen ja noch ganz Anfang. Wer jetzt einsteigt, hat die große Chance, kann diesen Verein mitgestalten. Wir laden alle Handwerksfrauen unserer Region zur Mitwirkung und zum Austausch ein.“ Das sei eine klassische Win-Win-Situation.„Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Handwerk durch Kreativität und Fachwissen zu stärken und zu modernisieren“, so Lambrecht.

Zu den Themen, die bei den Frauen im Vordergrund stehen, gehören etwa Digitalisierung, Fachgespräche, Unternehmensnachfolge, Personalmanagement, Risikomanagement, Bürokratieabbau und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Vorurteil könne sie übrigens nicht mehr hören: Weil Frauen nicht so muskulös wie Männer seien, könnten sie manches Handwerk nicht ausüben: „Es kommt auf die richtige Technik an, nicht auf Kraft.“

Etwa beim Einbau von Glasscheiben: „Mir hat eine Frau - sie ist Meisterin ihres Faches - erzählt, dass ihr immer wieder Männer beim Einbau von Scheiben helfen wollen. Dabei weiß sie genau, was sie tut.“ Jeder Handgriff müsse sitzen - wenn Laien helfen wollten, breche oft Chaos aus.

Für Claudia Kayser ist es ein perfektes Beispiel: „Für Frauen gibt es in handwerklichen Berufen viel mehr Möglichkeiten, als sie glauben.“ Dies interessierten Frauen klarzumachen, sei ein großes Ziel des neuen Vereins. Denn, so Kayser: „Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Handwerk nicht Halt. Aber das Handwerk wird auch in Zukunft gebraucht.“ Das erhöhe die Chancen von Frauen erheblich, ihr berufliches Glück im Handwerk zu finden.

Informationen zum Arbeitskreis UnternehmerFrauen im Handwerk Helmstedt-Wolfsburg gibt es im Internet unter www.ufh-hewob.de.
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