Figurentheater Compagnie
für Zukunft gut aufgestellt
Lena Kießling aus dem Landkreis Peine soll 2028 die Nachfolge antreten

Andrea Haupt (links) und Brigitte van Lindt haben mit der Wolfsburger Figurentheater Compagnie ihre Heimat in der Bollmohrscheune.Foto: Matthias Leitzke
Wolfsburg. Der dicke Waldemar, der kleine Drache Kokosnuss oder Hase Hoppel sind nur einige der Figuren, denen die Puppenspielerinnen Andrea Haupt (63) und Brigitte van Lindt (74) im Laufe von Jahrzehnten ihre Stimme geliehen haben. Seit 35 Jahren besteht die Wolfsburger Figurentheater Compagnie inzwischen. Mit verschiedenen Veranstaltungen wurde das Jubiläum kürzlich gefeiert.

Gleichzeitig stellten die beiden Frauen die Weichen für die Zukunft. Im Jahr 2028 soll das Theater von Lena Kießling übernommen werden. Kießling, die im Landkreis Peine lebt, hatte einst ein vierwöchiges Schülerpraktikum bei den beiden Wolfsburger Puppenspielerinnen absolviert. Anschließend studierte sie Puppenspiel und betreibt derzeit das Theater Anderland. Der Kontakt zu Andrea Haupt und Brigitte van Lindt riss im Laufe der Jahre nie ab.

„Wir wollen der Stadt und den Menschen hier ein nahbares Theater erhalten“, sagte Haupt. Deswegen sei sie sehr froh, dass es gelungen ist, Lena Kießling als Nachfolgerin zu gewinnen. Der Übergang soll fließend gestaltet werden. Und es heißt nicht, dass Andrea Haupt, die die Stücke alleine spielt, seit sich Brigitte van Lindt Ende 2023 aus dem aktiven Spielbetrieb zurückgezogen hat, 2028 gar nicht mehr da sein wird.

Doch all das ist noch Zukunftsmusik. Aktuell kommt mit „Herr Hase und Frau Bär“ ein neues Stück auf die Bühne, das nach der Premiere am 5. Oktober noch am Sonntag, 16. November, um 11 Uhr in einer offenen Vorstellung zu sehen sein wird.

Es erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Hausgemeinschaft mit unterschiedlichen Charakteren. Während Herr Bär sich eher ein pünktlicher und korrekter Zeitgenosse ist, der es gerne sauber hat, zeichnet sich Frau Bär eher durch ein gemütliches Wesen aus. Sie schläft lange und ruht sich gerne aus - das genaue Gegenteil von Herrn Bär. Die Botschaft des Stückes: Toleranz und Kompromissbereitschaft sind für das Zusammenleben wichtig.

Erst seit dem Jahr 2000 hat die Figurentheater Compagnie ihre Heimat in der Bollmohrscheune gefunden. Ihre erste Vorstellung gaben die beiden Puppenspielerinnen im Galerie-Theater. Anschließend fanden Aufführungen im Antoniensaal des Schlosses statt, während es ein Produktionshaus in Heiligendorf gab.

„Für uns war es wichtig, alles unter einem Dach zu haben“, sagte Brigitte van Lindt. Daher sei der Umzug in die Bollmohrscheune ideal gewesen. 53 Stücke für Kinder und fünf für Erwachsene produzierten die Puppenspielerinnen im Laufe der Jahre. „Der kleine Drache Kokosnuss“ sei das Stück mit den meisten Vorstellungen gewesen.

„Mir hat ,Ronja Räubertochter‘ besonders am Herzen gelegen“, sagte die 74-Jährige. Dieses Stück beinhalte den gesamten Lebenszyklus von der Geburt bis zum Tod. „Mein Lieblingsschwein bleibt der dicke Waldemar“, sagte Andrea Haupt. Die Figur stammt aus dem Stück „Die Freunde“. Lächelnd stellt die 63-Jährige fest, dass in ihren Stücken immer viele Schweine vorgekommen seien. Doch Waldemar liegt ihr besonders am Herzen.

Als er gereinigt werden sollte, habe sie sich strickt geweigert, „meinen Waldemar in die Waschmaschine zu stecken“. Stattdessen ging er auf Reisen und erfuhr bei Christian Schweiger, der die Regie im Stück „Herr Hase und Frau Bär“ übernommen hat, eine Runderneuerung.

Während sich Brigitte van Lindt inzwischen mehr hinter die Kulissen der Figurentheater Compagnie zurückgezogen hat, steht Andrea Haupt weiterhin auf der Bühne. „Ich bin Vollblutspielerin für Kinder“, erzählte sie. Für Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren zu spielen, sei ihre Passion. „Ich mag ihre Art und Weise, mit den Dingen umzugehen. Die Kinder nehmen die Figuren so, wie sie da sind und sie sind ehrlich.“

Ironie und Satire haben in den Kinderstücken nichts verloren, da die Kleinen sie noch nicht verstehen. Doch damit sich auch die Eltern gut amüsieren, gebe es hin und wieder dennoch „eine Lächel-Ebene für Erwachsene“, so van Lindt.

Gerne erinnern sich die beiden Puppenspielerinnen an die vier internationalen Figurentheater-Festivals, die in den Jahren 20007, 2009, 2011 und 2014 in Wolfsburg stattfanden. In einem riesigen Umzug zogen seinerzeit beispielsweise „Gaukler, Gnome und Giganten“ durch die Porschestraße.

Seit einem „Paradigmenwechsel“ im Kulturbereich der Stadt ist das Festival Geschichte. Haupt betonte jedoch, dass sich inzwischen auch die Zeiten geändert hätten und eine Veranstaltung wie diese, weder personell noch mit den aktuellen Anforderungen an Sicherheit und Brandschutz noch zu stemmen wäre.

Daher liegt die Konzentration und das ganze Herzblut der Figurentheater Compagnie weiterhin bei all den Stücken, die in der Bollmohrscheune gezeigt werden und denen, die auf Tournee gespielt werden.

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