Rote Bank in der Goethestraße
mahnt Gewalt gegen Frauen an
Verein „Herz, Träumen und Lachen“ setzte sich für das Symbol ein -
Emotionale Einweihung auf der Piazza Italia

Einweihung der Roten Bank in der Goethestraße: Der Verein „Herz, Träumen und Lachen“ hat sich für das Mahnmal eingesetzt.Foto: Britta Schulze
Wolfsburg. Häusliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine traurige Realität – auch in Wolfsburg. Um sichtbar zu machen, was oft im Verborgenen geschieht, und um Betroffenen Mut zu machen, wurde eine Rote Bank in der Goethestraße 52 eingeweiht. Der Verein „Herz, Träumen und Lachen“ und der Geschäftsbereich Grün der Stadt Wolfsburg haben zur offiziellen Einweihung eingeladen. Viele Frauen und Männer sind der Einladung gefolgt, weil ihnen das Thema sehr am Herzen liegt.

Gianfranco Di Ruberto, der Vorsitzende des neu gegründeten Vereins, sagte: „Die Rote Bank ist mehr als ein Möbelstück: Sie ist ein öffentliches Mahnmal, ein Symbol der Erinnerung und des Engagements gegen jede Form von Gewalt an Frauen.“ Laut ihm gibt es in Italien sehr viele dieser Roten Bänken. Deshalb wollten sie auch eine in Wolfsburg aufstellen.

Es kann die Nachbarin sein, die Arbeitskollegin oder die Frau im Café. Gleichstellungsbeauftragte Susanne Deimel erläuterte, dass häusliche Gewalt besonders schlimm ist, weil die Taten im Verborgenen passieren. „Die Übergriffe passieren dort, wo Frauen und Mädchen den größten Schutz erwarten, nämlich in den eigenen vier Wänden. Und es passiert von Männern, die wir lieben oder geliebt haben“, so Deimel. Daher forderte sie die Menschen auf, nicht wegzuschauen und solidarisch zu sein.

Innerhalb des Vereins setzt sich eine Gruppe italienischer Frauen mit großer Diskretion und Empathie für Landsleute in Wolfsburg ein, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Giada Angiolini hat die Gruppe „Donne per le Donne“, übersetzt „Frauen für Frauen“, gegründet. Die stellvertretende Vorsitzende betonte auf der Piazza Italia: „Es sind zu viele Frauen Opfer von Femiziden geworden. Daher ist die Bank eine Einladung, für eine Welt zu kämpfen, in der Frauen ohne Unterdrückung leben können. Frauen, habt keine Angst, sucht Schutz und zeigt an!“ Die eindringlichen Worte berührten die Zuhörer, manche Frauen wischten sich eine Träne weg. Einige umarmten sich.

Als Femizid wird die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet. Gewalt gegen Frauen setzt viel früher an. Sie kann sämtliche Formen annehmen, darunter psychische, körperliche, sexualisierte und wirtschaftliche Gewalt. Alleine im Jahr 2023 sind laut Bundeskriminalamt 155 Frauen in Deutschland durch ihren (Ex-)Partner getötet worden.

Rocco Artale zufolge ist die Rote Bank ein Ort der Reflexion. „Wir können hier innehalten und an die Menschen erinnern, die Opfer von Gewalt geworden sind. Zudem ist die Bank eine Erinnerung, uns für die Würde, Freiheit und Gleichberechtigung der Frauen einzusetzen“, so das Gründungsmitglied des Vereins und Ehrenbürger der Stadt Wolfsburg.

Oberbürgermeister Dennis Weilmann mahnte, dass geschlechterspezifische Gewalt viel zu selten in der Öffentlichkeit thematisiert werde. „Dank der Initiative wird ein Zeichen gesetzt. Somit wird deutlich, dass wir in Wolfsburg respektvoll miteinander umgehen.“

In Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich Grün wurde die Bank gestaltet und mit einer Gedenktafel versehen. Zudem wird auf Deutsch und Italienisch hingewiesen, wo Betroffene Unterstützung erhalten.

Der Verein möchte zusätzlich auf eine Veranstaltung hinweisen: Am Samstag, 22. November, um 15.30 Uhr findet im Gewerkschaftshaus der IG Metall Wolfsburg eine Konferenz unter dem Titel „Stimmen, die das Schweigen brechen“ statt. Dabei kommen italienische Expertinnen und Aktivistinnen zu Wort.

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