Neben einer Besichtigung der vor vier Jahren eröffneten Kinderklinik standen bei dem Treffen Gespräche mit Klinikumsdirektor André Koch und Oberbürgermeister Dennis Weilmann auf dem Plan.
„Einen Scheck habe ich aber nicht dabei“, scherzte Tino Sorge nach anderthalb Stunden Klinikumsbesuch beim abschließenden Pressegespräch. Dabei ist Geld genau das, was dem Klinikum Wolfsburg, wie auch vielen anderen Krankenhäusern derzeit fehlt. Rund 20 Millionen Euro hat das kommunale Krankenhaus laut kürzlich vorgestelltem Geschäftsbericht am Klieversberg „erwirtschaftet“. Damit ist das Klinikum in „guter“ Gesellschaft. Laut der „Krankenhausstudie 2025“ der Unternehmensberatung Roland Berger schrieben drei Viertel der Häuser in 2024 Verluste.
Dabei hatte sich das Klinikum Wolfsburg gerade ein wenig berappelt. Bei der Vorstellung der Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr (wir berichteten) bewegte sich das Krankenhaus auf das Niveau der Vor-Corona-Zeit zu. Konträr dazu stieg aber das Defizit weiter an, von 9,3 Millionen im Jahr 2023 auf nunmehr 19,9 Millionen Euro. Das Defizit muss die Stadt Wolfsburg ausgleichen, die bekanntlich ein dreistelliges Millionendefizit aufweist.
Tino Sorge (CDU) führte aus, dass es für Kliniken schwierig sei, die schwarze Null im Geschäftsbericht zu erreichen. Nach seinem Rundgang und den Gesprächen vor Ort konnte er feststellen: „Beim Klinikum Wolfsburg wird sehr viel richtig gemacht. Das Krankenhaus hat proaktiv geschaut, wie es sich für die Zukunft ausrichten muss.“ Das Haus sei auf einem guten Weg.
Eine aus seiner Sicht sinnvolle Spezialisierung nannte er als Beispiel. „Es wird darauf geschaut, wo ein Versorgungsbedarf besteht und dieser gezielt ausgebaut.“ Auch eine sinnvolle Kooperation beim Medizincampus sei zielführend, so der Parlamentarische Staatssekretär. „Um Personal nach Wolfsburg zu bekommen, ist das eine gute Sache.“
Die Vergütungssituation von Kliniken sei natürlich ein Problem. „Es wird vieles nicht so vergütet, wie es müsste“, stellte Sorge heraus. Mit der Reform möchte die Politik eine Vorhaltefinanzierung für Kliniken umsetzen. „Eine Feuerwehr bekommt ja auch nicht nur Geld, wenn sie zu Einsätzen hinausfährt, sondern weil sie ein Angebot vorhält“, erläuterte Sorge.
Die verschiedenen Krankenhäuser seien im Grunde als Grund-, Schwerpunkt- oder Maximalversorger zu betrachten. Wolfsburg ordnete er der Schwerpunktversorger ein, allerdings würden hier zum Teil auch Leistungen eines Maximalversorgers, beispielsweise einer Uni-Klinik, erbracht, ohne die entsprechende finanzielle Grundvergütung. Eine Erklärung, neben Kostensteigerungen in allen Bereichen, dass Defizite weiter anstiegen. Das aktuelle Krankenhausfinanzierungssystem sei eben reformbedürftig.
Das sah Oberbürgermeister Dennis Weilmann ähnlich. „Von der Bundes- und Landespolitik wünschen wir uns Unterstützung, damit die finanzielle Situation über eine Krankenhausreform funktioniert.“ Weilmann sah das Treffen mit dem Staatssekretär positiv und sprach von einem konstruktiven Austausch, bei dem sich Wolfburg nicht gescheut habe, schwierige Themen anzusprechen. „Wir haben dem Staatssekretär Wünsche mit auf den Weg gegeben“, sagte er.
Das hohe Defizit von rund 20 Millionen Euro ist für die Stadt fraglos eine Bürde. Es dürfe kein Dauerzustand sein, das Defizit über den städtischen Haushalt auszugleichen, so Weilmann. Aktuelle Finanzierungsstrukturen müssten vom Bundesgesundheitsministerium kritisch überprüft werden. „Für eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung muss das System reformiert werden. Die Forderung nach hoher Qualität, klaren Strukturen und verlässlichen Standards ist richtig und notwendig – die Umsetzung und Finanzierung darf aber nicht allein den Kommunen und Kliniken überlassen werden“, betonte Weilmann.
Klinikumsdirektor André Koch hatte sich nach der Vorstellung des Geschäftsberichts im September ein politisches Signal erhofft und dieses am Donnerstag auch seiner Aussage nach erhalten. „Wir haben übermitteln können, was uns wichtig ist.“ Er fühlte sich in seiner und der Arbeit seiner Kollegen bestätigt.
Um steigende Investitionen in Infrastruktur, Technik und Personal stemmen zu können und die Versorgungsqualität zu halten, sei eine verlässliche finanzielle Unterstützung durch Bund und Land unerlässlich. Die Konsolidierung dürfe auf keinen Fall zu Lasten der Beschäftigten gehen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels seien kommunale Kliniken mit guten Arbeitsbedingungen und sicherer Vergütung entscheidende Kriterien für einen attraktiven Arbeitsplatz und damit für eine hochwertige Gesundheitsversorgung.
„Es müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, um als kommunales Krankenhaus eine langfristige Planungs- und Finanzierungssicherheit zu haben“, sagte Koch.