Hintergrund: Die Seniorenwohnanlage „Schönes Leben Wolfsburg an den Sandkruggärten“ wurde im Frühjahr 2024 offiziell eröffnet. Aus Richtung Reislinger Kreisel richtete die Stadt eine rund 300 Meter lange Tempo-30-Strecke bis zur Zufahrt zum Kleingärtnerverein Schäferbusch ein. Das Problem dabei: Mitten in der Tempo-30-Zone stand das Wolfsburger Ortseingangsschild - hier sind üblicherweise Tempo 50 erlaubt. Deswegen stellte die Stadt ein Tempo-30-Schild direkt daneben auf.
Spätestens jetzt waren viele Autofahrer verwirrt: Was gilt denn nun? Die Stadt sah ein, für Verwirrung statt für Klarheit gesorgt zu haben, und entfernte die Tempo-30-Schilder am Ortseingangsschild und am Schäferbusch. Damit war klar: Ab Ortseingangsschild gilt Tempo 50. Auf AZ/WAZ-Anfrage hieß es damals im Juni 2025: Die Beschilderung sei „verwirrend“ gewesen, deswegen habe man sie angepasst. So weit, so gut.
Was ebenfalls für Verwirrung sorgte: Stadteinwärts galt am Seniorenzentrum Tempo 30, stadtauswärts Tempo 50. Manche Reislinger spotteten, dass die Senioren die Sandkrugstraße wohl nur in eine Richtung überqueren und dann per Taxi zurück zum „Schönes Leben“ fahren würden. Auch der Ortsrat Neuhaus/Reislingen wollte von der Stadt wissen, wieso nicht einheitlich Tempo 30 gelte.
Auf erneute Anfrage der AZ/WAZ erklärt eine Sprecherin der Stadt Wolfsburg, dass die Straßenverkehrsordnung der Verwaltung erlaube, „beide Straßenseiten getrennt zu betrachten. Da bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Querung, sondern nur der Aufenthalt in Straßennähe als Bewertungsgrundlage herangezogen wurde, wurde vorerst diese mildere Maßnahme umgesetzt.“ Mit milderer Maßnahme ist die Tempo-30-Regelung stadteinwärts gemeint.
Im Klartext: Die Verwaltung ging davon aus, dass Bewohner und Besucher des Seniorenzentrums lediglich am Seniorenzentrum entlang spazieren, aber nie die Sandkrugstraße überqueren würden. Wobei sich genau gegenüber ein Grüngürtel befindet, in dem viele Wolfsburger gerne spazieren gehen.
Im Austausch mit dem Seniorenzentrum habe man nach einigen Monaten festgestellt, so die Stadtsprecherin, „dass die gewünschte Wirkung ausblieb“. Im Klartext: Stadt und „Schönes Leben“ haben registriert, dass Senioren und Besucher eben doch die Sandkrugstraße überqueren würden - und zwar in beide Richtungen. Also, so die Stadt, habe man die Tempo-30-Regelung nun auf beide Fahrtrichtungen ausgeweitet.
Für Uwe Hackländer (PUG), Ortsbürgermeister von Neuhaus und Reislingen, ein richtiger Schritt „zum Schutz der besonders vulnerablen Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims und zur Beruhigung des Quartierverkehrs“. Denn für den Ortsrat sei es auch wichtig, die Sandkrugstraße für Durchgangsverkehr so unattraktiv wie möglich zu machen. Deshalb, so Hackländer, fordere die PUG im Ortsrat auch die Herabstufung der Sandkrugstraße zur Gemeindestraße. Gleichzeitig solle die parallel verlaufende Dieselstraße zur Kreisstraße heraufgestuft werden.
Denn, so Hackländer: Das Verkehrskonzept der Stadt Wolfsburg sehe vor, dass der überörtliche Verkehr (Durchgangsverkehr) über die Dieselstraße rollen soll - und eben nicht über die Sandkrugstraße. Ein weiterer Teil des Verkehrskonzepts ist die sogenannte Alternative Grüne Route: Sie wird gerade gebaut und soll künftig in Höhe Windberg Busse und Fahrräder auf die Sandkrugstraße in Richtung City lenken. Das wird den Verkehrsfluss auf der Sandkrugstraße in Höhe „Schönes Leben“ weiter ausbremsen und ebenfalls sorgen, dass Senioren die Straße beruhigt überqueren können. In beide Richtungen.